Eichstätt
Schmäh und Schmollmund

Die Blechbixn aus Niederbayern brachten Saal der Gutmann-Bühne zum Brodeln

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Die Blechbixn waren erstmals in Eichstätt auf der "Gutmann"-Bühne zu erleben (von links): Posaunistin Hilde Briller, Akkordeonistin Judith Kuntscher, Trompeterin Karin Obermaier und zweite Trompeterin Tine Westermair. - Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Kaum haben sie die Bühne betreten, schon geht die Post ab. Und obwohl die Blechbixn erst zum allerersten Mal in Eichstätt gastieren, ist der Saal der "Gutmann"-Bühne mit 120 Besuchern bis auf den letzten Platz ausverkauft.

Ihr Ruf als "bayerische Antwort auf die Spice Girls" war den vier jungen Damen aus Landshut offenbar vorausgeeilt. Denn kaum war ihr Video ("Isarpreis") aus der neuen CD "Aus. Äpfe. Amen" online, wurde es bereits binnen zwei Tagen eine halbe Million Mal angeklickt. Kein Wunder, dass man dieses Mädelsquartett in Eichstätt live erleben wollte.

Die Blechbixn stehen bereits seit 2011 gemeinsam auf der Bühne. Kennengelernt hatten sie sich einst als Schülerinnen eines musischen Gymnasiums in Landshut. Die Formation besteht aus der Trompeterin Karin Obermaier, der Akkordeonistin Judith Kuntscher - diese beiden geben als Frontfrauen am ehesten den Ton auf der Bühne an -, der Posaunistin Hilde Briller und der zweiten Trompeterin Tine Westermair, die auch das "Marschhorn" bläst, aus Oberbayern kommt und neu hinzugestoßen ist. Verstärkt wird das Quartett durch zwei männliche Musiker, die sich diskret im Hintergrund zu halten haben - durch den Bassisten Michael Laumann und den Drummer Bernhard Niederecker, der das Programm mit seinen Beats aber stetig vorantreibt und dafür sorgt, dass die Setlist flott und zügig abgearbeitet wird. Dazu gehört nicht nur das Repertoire der neuen CD, sondern auch viele Stücke, die sich schon auf der ersten CD "Großstadt-Fiaba" finden.

Weibliche und männliche Zuhörer kommen gleichermaßen auf ihre Kosten - die weibliche Klientel zuerst. Denn der Anfangsteil des Programms bietet mehr Schmäh als Schmeicheleien auf die "Herren der Schöpfung", was von Trompeterin Karin ironisch mit Schmollmund vorgetragen wird: etwa in der Tirade "Des hob i fei dick", wo die Blechbixn munter ihren Abscheu in Verse fassen, "wenn du zvui gsuffa host, wennst mi links liegn lasst ...", oder "wennst di ned bei mir meldst, wennst ned d'Wahrheit verzählst" - denn "es gibt no vui mehr scheene Buam auf da Welt, vo dene mir koana so vui Schmarrn erzählt ... - wie du!" Auch die Tanzfähigkeit der bayerischen Männerwelt gerät in die Kritik: "A Aff, der tanzt vui besser ois wia du ...!" In Eichstätt scheint das aber anders zu sein als in Landshut: Denn als Frontfrau Karin das "Gutmann"-Publikum fragt, welche der anwesenden Besucherinnen ihren Partnern denn bescheinigen könnten, ein guter Tänzer zu sein, schnellen immerhin rund zwei Dutzend Hände in die Höhe - "Respekt, Eichstätt ...!" Die Herren ernten nicht nur Häme, nein, sie werden andererseits auch angehimmelt, etwa in der Hommage an die "Lederhosnhaxn": Zu den Versen "In Lederhosn san die Haxn ollawei so schee, do konn i oafach ned widersteh" darf Bassist Michael eitel über die Bühne gockeln und seine Wadl'n präsentieren. Und wenn ein weiterer Song den Titel "Wo bleibt mei Prinz" trägt, kann man getrost davon ausgehen, dass man keinen schmalzigen Kitsch zu hören bekommt, sondern eher eine Persiflage auf einen ebensolchen - denn das Warten auf den Richtigen ("Wo bleibt mei Prinz mit seinem Pferd, wos is da los, wos laffd verkehrt") resultiert schließlich aus schlechten Erfahrungen ("So manchen Frosch hob i scho küsst, wo nia a Prinz draus worden ist ..."). Die vier Blechbixn stilisieren sich gern zu einfältigen Mädels vom Lande ("Heid gehma Erdäpfe klaum"), die einen "roudbackada Bauernbua" schätzen und eigentlich Gummistiefel gern tragen, würde sie der Tournee-Manager nicht in High Heels zwingen. In Wirklichkeit freilich stehen da vier selbstbewusste junge Frauen auf der Bühne, die fast alle im Lehramt tätig sind und durchaus nicht nur Musik, sondern auch Englisch, Latein, Chemie und Biologie unterrichten.

Wer in Eichstätt keine Karten mehr bekam, kann sie übrigens am Sonntag, 29. Oktober, in der Eventhalle Ingolstadt erleben.