Eichstätt
OB kämpft um die "Zukunft Eichstätts"

Steppberger macht sich unmissverständlich für Zusammenführung der beiden Berufsschulstandorte stark

08.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

Die gesamte Infrastruktur der Berufsschule kompakt an einem Ort - das ist das Ziel der Erweiterungsbauten. Stadtbaumeister Manfred Janner wies darauf hin, dass im Dialog mit den Bürgern wesentliche Verbesserungen gegenüber den ursprünglichen Plänen erzielt wurden, etwa die Reduzierung der Länge des Komplexes von 160 auf jetzt 100 Meter. Stephan Schieren, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, stellte die "durchaus berechtigten Einwände der Anwohner" dem Allgemeinwohl gegenüber und sprach sich für die Erweiterung aus. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Es gehe um nichts weniger als um die "Zukunft Eichstätts". Das machte ein sehr kämpferischer und engagierter Oberbürgermeister am Donnerstag bei der ersten Informationsversammlung zum Ratsbegehren über die Erweiterung der Berufsschule am Burgberg deutlich.

Dabei war Andreas Steppberger an diesem Abend beileibe kein Einzelkämpfer. Tatkräftig unterstützt wurde er von Stadtbaumeister Manfred Janner, Berufsschulleiter Wendelin Ferstl, Stadträten und Berufsschullehrern.

Die Gegner der Pläne von Landkreis und Stadt, die Berufsschule im Grüngürtel unterhalb der Willibaldsburg zu erweitern, haben die Abhaltung eines Bürgerbegehrens erzwungen. Dem setzte der Stadtrat einstimmig ein eigenes Ratsbegehren entgegen. Über beide wird am 1. Mai abgestimmt. Im Vorfeld hat die Kommune zu mehreren Infoveranstaltungen eingeladen; die erste von ihnen fand nun am Ort des Geschehens, in der Berufsschule, statt. Gekommen waren weniger Gäste als erwartet; nur etwa 50 Bürger, unter ihnen viele Stadträte und Lehrer, hatten sich in der Aula versammelt.

Unmissverständlich machte Steppberger klar, dass er, wie der gesamte Stadtrat, hinter den Erweiterungsplänen des Landkreises als Träger der Schule steht - zum Wohl der Allgemeinheit. Es gehe hier um die Zusammenlegung zweier Standorte der Berufsschule: Burgberg 22 und Gemmingenstraße 4. Der Standort Burgberg werde dadurch erweitert; Gemmingenstraße 4 geschlossen. Die Zusammenlegung sei seit Jahren im Gange, die Bauabschnitte I und II mit einem Volumen von 25 Millionen Euro abgeschlossen. Nun stehe der III. und letzte Bauabschnitt an. Er umfasst Werkstatträume, eine Turnhalle, einen Klassentrakt und ein Parkdeck über der Turnhalle.

Die Berufsschule mit angegliederter Fachoberschule (FOS) sei ein essenzieller Teil des Schulstandortes Eichstätt, betonte Steppberger. Denn mit ihrer Hilfe werde ein durchgängiges Schulsystem möglich. Durch das Fachgebiet Naturstein und der FOS komme dieser Schule gar eine deutschlandweite Bedeutung zu.

Schulleiter Wendelin Ferstl erläuterte die Gründe, warum ihm eine Zusammenlegung unumgänglich erscheint: 1550 Schüler besuchen die Bildungseinrichtung; täglich sind es etwa 450 Schüler. Etliche von ihnen müssen hin- und herpendeln. Ferstl verdeutlichte dies am Beispiel des Fachbereichs Bau. Diese Schüler haben Theorie in der Burgstraße, während der praktische Teil in den Werkstätten an der Gemmingenstraße stattfindet. Das entspräche längst nicht mehr pädagogischen Erfordernissen. Theorie und Praxis müssten eng verzahnt sein, der Schulungsraum Klassenzimmer und Werkstatt in einem sein, in dem der PC direkt neben der Maschine platziert sei. Bisher müssten die Schüler der Fachgruppe "Bautechnik" oft mehrmals täglich zwischen beiden Standorten hin- und herpendeln - die Reibungsverluste seien bedeutend, und die Ausbildungssituation habe mit moderner Pädagogik nichts mehr zu tun.

Aber auch die Maurer, Schreiner und Natursteintechniker, die in der Gemmingenstraße beheimatet sind, können nicht in dem Maße an der Infrastruktur partizipieren, die bewusst zentral in der Burgstraße platziert ist. Der Teil der Lehrer, die in der Gemmingenstraße unterrichten, fühle sich abgekoppelt.

Zudem werde in etwa zehn Jahren der Kampf um Berufsschulsprengel geführt, prognostizierte Ferstl. "Wir müssen auf die Zukunft orientiert sein. Die jetzige Entwicklung ist irreparabel." Gerade jetzt befinde sich die Schule in einer sensiblen Situation: Es laufen Bestrebungen, die deutschlandweite Ausbildung für Natursteintechniker komplett in Eichstätt zu konzentrieren. Das gelinge nur, wenn die Rahmenbedingungen in Eichstätt stimmen. Ein Lehrer, der in Eichstätt wohnt, erinnerte an die Situation vor 15 Jahren. Damals sei die Schule nicht gut aufgestellt gewesen, und habe prompt verschiedene Zweige, darunter die Kfz-Ausbildung, verloren. "Wir haben von 15 Jahren die Entwicklung verpennt. Ich will nicht, dass das nochmals passiert."

Beim Bürgerbegehren beziehungsweise dem Ratsbegehren gehe es aber nicht allein um die Berufsschule, führte Steppberger aus, sondern um die Entwicklung der Stadt. Falls Gemmingenstraße 4 frei würde, plane der Landkreis dort einen modernen Verwaltungsbau für das Amt Jugend und Soziales, die Kfz-Zulassung und das Gesundheitsamt. Das würde wiederum Kapazitäten in der Ostenstraße beim heutigen Gesundheitsamt freimachen. Die Folge: "Wir hätten weitere Entwicklungsmöglichkeiten beim ,Stadteingang Ost'."

Auf der anderen Seite: Wenn der Landkreis das Areal an der Gemmingenstraße nicht nutzen könnte, müsste er sich überlegen, wo er sich weiterentwickeln könne. "Es gibt andere interessante Gemeinde im Landkreis", so der Oberbürgermeister, "das will ich um alles in der Welt verhindern."