Eichstätt
Mystische Begegnung

André Eisermann hat eine besondere Beziehung zu Eichstätt – Interview zum heutigen Gastspiel

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

André Eisermann erfüllt sich mit seinem Auftritt heute im Alten Stadttheater selbst einen großen Wunsch. Er ist Eichstätt seit den Dreharbeiten zu seinem ersten Kinofilm »Durst« hier im Landkreis 1992 (unten) besonders verbunden - Fotos: Eisermann/DK-Archiv

Eichstätt (wbu) Am heutigen Dienstagabend gastiert der bekannte Film- und Theaterschauspieler André Eisermann („Schlafes Bruder“, „Kaspar Hauser“) mit seiner Lesung „Die Leiden des jungen Werther – reloaded“ im Alten Stadttheater. Zu Eichstätt hat er, wie er im Interview erzählt, besondere Bezüge mystischer Art.

Herr Eisermann, welche Assoziationen stellen sich bei Ihnen ein, wenn Sie von Eichstätt hören?

André Eisermann: In erster Linie verbinde ich mit Eichstätt meine Dreharbeiten im Jahre 1992 zu Martin Weinharts Spielfilm „Durst“, den ich hier gemeinsam mit Jürgen Vogel drehte. Erst später wurde mir bewusst, dass Eichstätt ein heiliger Ort ist.

 

Inwiefern ist die Stadt für Sie ein „heiliger Ort“?

Eisermann: Dort, wo die Gebeine Walburgas begraben sind, wurde ein Benediktinerinnen-Kloster aufgebaut, das noch immer ein Wallfahrtsziel vieler Menschen ist. Diese Heilige wird weltweit verehrt. Aber auch Therese Neumann („Resl von Konnersreuth\", gestorben 1962; Anm. d. Red.), die als katholische Mystikerin durch ihre Stigmata und durch ihre Nahrungslosigkeit berühmt wurde, war hier in Eichstätt zu Hause. Sogar der berühmte Yogi Paramahansa Yogananda kam nach Eichstätt, um Therese Neumann hier zu besuchen.

 

Ihr Auftritt in Eichstätt kam nicht auf Anfragen aus der Stadt zustande, sondern durch Ihre eigene Initiative: Woher rührt dieses Interesse an Eichstätt?

Eisermann: Ich wollte schon immer mal im Alten Stadttheater auftreten und freue mich, gemeinsam mit meinem Pianisten Jakob Vinje Auszüge aus Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ vorzutragen und Menschen im wahrsten Sinne des Wortes zu begeistern. Ich wollte unbedingt wieder nach Eichstätt kommen. Als ich 1992 den Film „Durst“ hier gedreht habe, spürte ich sofort, dass dies ein ganz besonderer Ort ist und mehr: Eines Nachts hatte ich hier in Eichstätt ein Erlebnis, das so unglaublich zu sein schien. Aber es war eine Begegnung, die mir einmal mehr bestätigte, dass es zwischen Himmel und Erde Kräfte und Energien gibt, die wir Menschen durchaus in der Lage sind wahrzunehmen.

 

Verraten Sie mehr über diese besondere Begegnung bei den Dreharbeiten zu „Durst“ hier in Eichstätt?

Eisermann: Es war die Begegnung mit Therese Neumann. Nur wusste ich damals nicht, dass es Therese Neumann war, die mich mitten in der Nacht in meinem Hotelzimmer in Eichstätt aufsuchte. Erst später, als ich mich mit dem Kriya Yoga auseinandersetzte und die Autobiographie von Paramahansa Yogananda las und darin ein Foto von Frau Neumann sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Doch solche Erlebnisse sind für Ungläubige nur schwer nachvollziehbar. Ich glaube, nicht der Einzige zu sein, der solche Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat. Doch so etwas darf man nicht zu laut sagen, weil es immer wieder Leute auf den Plan ruft, besonders aus kirchlichen Kreisen, die einem diese Erlebnisse neiden oder gar als Betrug abtun. Nicht umsonst fanden in Eichstätt noch bis ins 17. Jahrhundert hinein spektakuläre Hexenprozesse statt. Viele Männer und Frauen wurden hier wegen des Verdachts auf Hexerei angeklagt, verhaftet und sogar hingerichtet. Ich werde mich hüten, darüber zu sprechen. Vielleicht nach meiner „Lesung“ heute Abend. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, im Anschluss daran etwas davon zu berichten.

 

Das Gespräch führte

Walter Buckl