Eichstätt
Mitreißender "Tradimix"

Das Herbert Pixner Projekt bot ein absolutes Konzert-Highlight im ausverkauften Alten Stadttheater

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Trifft den Nerv der Zeit: das Herbert Pixner Projekt, das vergangene Woche in Eichstätt zu Gast war. - Foto: Meyer

Eichstätt (EK) Traditionelle Volksmusik gemischt mit Jazz, Walzer und Blues, zusammen in einen Topf geworfen, kräftig gewürzt mit fetziger Rockmusik. Heraus kommt ein unvergesslicher Konzertabend im schönsten "Tradimix"-Gewand. So könnte man das ausgezeichnete Konzert beschreiben, das die Zuschauer im ausverkauften Alten Stadttheater in Eichstätt erlebten: Das Herbert Pixner Projekt mit Mitgliedern aus Österreich und Südtirol gab sich die Ehre in der Domstadt.

Diese Formation ist eine der erfolgreichsten Musikgruppen im deutschsprachigen Raum der letzten Jahre. Das Quartett trifft den Nerv der Zeit, was die Vier an diesem Abend durchweg zeigten. Multiinstrumentalist Herbert Pixner an der Diatonischen Harmonika, Klarinette, Trompete, Flügelhorn und Saxophon, Manuel Randi an der Gitarre, Heidi Pixner mit der Tiroler Volksharfe und Werner Unterlercher am Kontrabass ließen von Beginn an keinen Zweifel daran, dem Publikum ein Hörerlebnis auf höchstem Niveau zu präsentieren. Schon beim Auftakt des über zwei Stunden dauernden Konzerts, der "Leckmicha Marsch", waren die Zuhörer begeistert.

Der Musikstil, der ohne Worte auskommt, nennt sich laut Band "Finest Handcrafted Music From The Alps". Mal wild-feurig, mal gefühlvoll oder einfach nur zum Träumen wurden die Lieder vorgetragen. Wie bei "Morgenrot", als der 41-jährige Südtiroler Pixner die Zuhörer einlud, die Augen zu schließen und sich einen Sonnenaufgang in den Bergen vorzustellen, oder bei "Cento Lire" vom neuen Album "Summer" in Kindheitserinnerungen zu schwelgen. Förderlich für die ausgelassene Stimmung war sicherlich auch, dass sich Pixner zwischen den Stücken als genialer Geschichtenerzähler entpuppte.

Wie bei jener dunklen Sage aus den Alpen, bei der drei einsame Hirten auf einer hochgelegenen Alm sich aus Langeweile im Alkoholrausch eine weibliche Puppe aus Heu, Besen und Lumpen erschaffen. Sie taufen sie "Sennentuntschi" und treiben allerlei Schindluder mit ihr. Dann wird die Puppe lebendig und ist den Dreien bei Tag und Nacht eine willkommene Abwechslung. Kurz vor dem Almabtrieb rächt sie sich für die Übeltaten, tötet die Hirten, zieht diesen die Haut vom Leib und nagelt diese aufs Dach der Almhütte. Diese grausliche Geschichte wurde mit dem Lied "Hiatabua" vertont.

Oder bei einem langen Marsch zur nächsten Tankstelle entlang einer süditalienischen Autobahn - im Song "Breaking Bad" arrangiert. Man merkte dem Ensemble die Freude an, live zu spielen. Die Musiker harmonierten perfekt miteinander, ließen aber auch Spielraum für Improvisationen. Jeder durfte bei diversen Soli sein Können unter Beweis stellen, was von der Zuhörerschaft mit kräftigem Zwischenapplaus bedacht wurde. Werner Unterlercher zelebrierte seinen Kontrabass, Heidi Pixner zupfte andächtig ihre Harfe. Manuel Randi wechselte im Lauf des Abends des Öfteren von der Akustikgitarre zur elektrischen Gitarre, präsentierte von Flamenco bis Rock eine ganze Bandbreite an beliebten Musikstilen und brachte den Saal mit Rock- und Jazzklängen zum Beben. Pixner dagegen setzte gefühlvoll Klarinette, Saxophon und Flügelhorn ein, spielte die Trompete mit Dämpfer.

Bei "Djanga Sai" wurde die Gitarre und das Akkordeon als Schlaginstrument benutzt und Herbert Pixner lieferte sich mit Manuel Randi, seinem Gegenpol, ein musikalisches "Duell". An der Mimik und Gestik der einzelnen Künstler sah man, dass sie mit Herzblut dabei sind. Je länger der Konzertabend ging, desto mehr liefen die Zuhörer zu Höchstform auf. Jede Darbietung wurde mit tosendem Beifall belohnt. Viel zu schnell verstrich die Zeit und mit "Dirty Kathy", eine Kombination aus dem Zwiefachen "Unsre alte Kath" und Michael Jacksons "Dirty Diana", wurde das Ende des regulären Programms eingeläutet. Doch damit gaben sich die Zuschauer nicht zufrieden und forderten lautstark eine Verlängerung, die die Band noch gerne gab. Mit drei Zugaben verabschiedeten sich die Künstler dann endgültig von der Bühne von den Eichstätter, die das Quartett am Ende mit langem Applaus im Stehen feierte.