Eichstätt
Missionarischer Eifer

Stadt gedenkt ihres zweiten Patrons Franz Xaver

04.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:05 Uhr

Zum Gebet vor dem Altarbild und der Reliquie des heiligen Franz Xaver versammelten sich die Priester unter Leitung von Seminarregens Christoph Wölfle nach der Messe - Foto: smo

Eichstätt (smo) Einmal im Jahr, Anfang Dezember, versammeln sich Oberbürgermeister, Stadtrat, Eichstätter Honoratioren sowie zahlreiche Bürger in der Schutzengelkirche, um zu danken – für die Verschonung in der Kriegsbedrohung 1703 während des spanischen Erbfolgekriegs. Damals riefen Magistrat und Bevölkerung die Fürsprache des heiligen Franz Xaver an, den man daraufhin zum zweiten Stadtpatron erwählte.Auch in diesem Jahr waren Stadtrat und Bürger der Einladung von Seminarregens Christoph Wölfle gefolgt und fanden sich am Samstag zu einem festlichen Gottesdienst in der Schutzengelkirche ein.

Dort erinnert neben einem Seitenaltar, der dem Jesuitenheiligen Franz Xaver gewidmet ist, auch eine Votivtafel an die Schonung der Stadt im 18. Jahrhundert. Nach dem Gottesdienst erinnerte der Archivar des Seminars, Franz Heiler, an bedeutende Meilensteine in der Entwicklung des Priesterseminars „Collegium Willibaldinum“.

Christoph Wölfle erinnerte in seiner Predigt an die Missionstätigkeit des heiligen Franz Xaver und ermunterte die Anwesenden, sich daran ein Beispiel zu nehmen: „Wir können die damalige Situation, als Franz Xaver nach Indien und Japan ging, ein wenig mit unserer heute vergleichen.“ Der Jesuit habe damals einer Kultur von Jesus erzählt, die den Gottessohn nicht kannte: „Sein tiefes Gottvertrauen hat ihn so erfolgreich gemacht.“ Er habe die Liebe Gottes ausgestrahlt und die Freude über die Sinnhaftigkeit des Lebens weitergetragen. Wenngleich es heute, so der Regens, nicht einfach sei: „Jeder kann in seiner ihm zugedachten Rolle daran mitwirken.“

In den Fürbitten beteten die Gläubigen besonders für die Stadtverwaltung, die Stadt selbst und die Universität. Deren Präsident, Professor Richard Schenk, nahm neben Vertretern des Stadtklerus und des Domkapitels auch an dem Gottesdienst teil.

Nach dem Gottesdienst trafen sich zahlreiche geladene Gäste, unter ihnen auch Landrat Anton Knapp, im Refektorium des Priesterseminars. Dort rief Franz Heiler einige wichtige Stationen auf dem Entwicklungsweg des Priesterseminars in Erinnerung. Die Ausbildungsstätte in Eichstätt war nach dem Konzil von Trient zwischen 1545 und 1563 das erste Priesterseminar nördlich der Alpen, das Bischof Martin Schaumberg nach dem Konzilsdekret hatte errichten lassen – allerdings gegen den Willen des Domkapitels. Heiler erinnerte an den noch heute sichtbaren historischen Knick im Grundriss des Seminargebäudes auf der Westseite. „Damals hat das Kapitel keinen Grund für die Errichtung eines Seminars freigeben wollen.“ Päpstliche Intervention sei notwendig gewesen, um die finanzielle Unterstützung durch das Domkapitel zu sichern. Mehrmals stand das Priesterseminar vor dem Aus, immer wieder scheiterte es am Widerstand des Domkapitels. Auch nach der Übernahme der Lateinschulen durch die Jesuiten, die Bischof Johann Christoph von Westerstetten 1614 nach Eichstätt holte, wurde es nicht besser. „Es krankte immer wieder an der ein oder anderen Stelle“, so Heiler. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 hätten sich dann neue Perspektiven eröffnet. An dieser Stelle beendete Heiler seinen 20-minütigen Vortrag. Für die Aufarbeitung der restlichen Geschichte bleiben noch zwei Xaveri-Feste: Das Priesterseminar feiert in zwei Jahren sein 450-jähriges Bestehen.