Eichstätt
"Kommunikation ist das A und O"

24.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:14 Uhr

Leerstände in der Altstadt, wie hier das ehemalige Burgtheater in unmittelbarer Nähe des Eichstätter Marktplatzes, "ziehen das Stadtbild herunter". Wie solche seit vielen Jahren verfallende Altstadtgebäude wiederbelebt werden können, erklärte der Ingolstädter Stadtplaner Siegfried Dengler. - Foto: chl

Eichstätt (EK) So sieht erfolgreiches Leerstandsmanagement aus: Von ursprünglich knapp 60 leer stehenden Gebäuden und Geschäften in der Innenstadt sind jetzt über 40 wieder genutzt, die Einwohnerzahl in der Altstadt steigt. Kann sich Eichstätt da etwas von Ingolstadt abschauen?

Der Ingolstädter Städteplaner und Wirtschaftsförderer Siegfried Dengler referierte beim Zukunftskongess der Grünen über "erfolgreiches Leerstandsmanagement", wobei er betonte: "Ich komme auch zu den anderen Parteien, wenn ich eingeladen werde." Das Beispiel Ingolstadt könne natürlich nicht eins zu eins auf andere Städte – etwa auf Eichstätt – übertragen werden, meinte der Stadtplaner, der die Domstadt von seiner Zeit beim Eichstätter Stadtbauamt (von 1986 bis 1996) bestens kennt, "ein Patentrezept gibt es nicht". Und doch wurde im Rahmen seines Vortrags klar: Einiges lässt sich durchaus abschauen.
 

Dengler erinnert daran, dass das Leerstandsmanagement in Ingolstadt aus einer "depressiven Stimmung" heraus gestartet wurde: "Das FOC lähmte die Geschäftswelt", Ingolstadts Innenstadt drohte auszubluten: Auf den 60 Hektar der Altstadt wohnten nur noch 4500 der rund 120 000 Ingolstädter, in den 1950er Jahren hatten noch 20 000 Menschen in der Altstadt gewohnt.

"Die Leerstände ziehen das Stadtbild herunter, die Attraktivität leidet." Also haben Dengler und Kollegen als ersten und wichtigen Schritt Informationen gesammelt und ganz konkret von Straßenzug zu Straßenzug, Haus zu Haus Datenblätter erstellt.

"Information und Kommunikation ist das A und O", erklärte Dengler. Also: Hin zu den jeweiligen Hausbesitzern und reden: Warum steht das Gebäude leer? Besteht Verkaufsbereitschaft? Kann man bei der Suche nach Fördermitteln helfen? Die städtischen Leerstandsmanager sehen sich da als Vermittler zwischen Hausbesitzern und potenziellen Investoren: "Es geht auch darum Netzwerke zu schaffen", erklärt Dengler.

Der Stadtplaner hat Beispiele parat, wie durch gezielte Gespräche konkrete Lösungen erreicht wurden – und etwa das Ingolstädter Altstadttheater geschaffen wurde: Unter dem Dach eines zuvor leer stehenden Altstadtgebäudes, quasi "als Abfallprodukt des Leerstandsmanagements". Und Hausbesitzern, die sich gar nicht kooperativ zeigen, sollten bei Bedarf durchaus die rechtlichen Pflichten zur Instandsetzung von leer stehenden Gebäuden – besonders von Denkmälern in der Innenstadt – aufgezeigt werden.

Nicht nur als Vermittler sei die Stadt gefragt: Weil "Einzelhändler in der Regel einzeln handeln" sorgt in Ingolstadt jetzt ein Gestaltungskonzept für die Innenstadt – von der Beleuchtung bis hin zur Möblierung und – für ein attraktiveres Erscheinungsbild. Ingolstadt habe ein "städtebauliches Einzelhandels-Entwicklungskonzept" erarbeitet.

"Natürlich gibt es immer wieder intensive Diskussionen", sagt Dengler, etwa über die moderne Architektur eines neuen Studentenwohnheims im Stadtmauerbereich. Die Entwicklung der Altstadt sei ein Prozess, der nie abgeschlossen werde. Fundierte Information müsse aber stets die Basis der weiteren Handlungen sein – und da könne es durchaus zu überraschenden Erkenntnissen kommen. Dengler verweist auf eine Erhebung, wonach der "Parkplatzmangel" als eine wesentliche Schwäche der Altstadt genannt wird. Allerdings gar nicht von den Besuchern der Innenstadt, sondern überwiegend von den Geschäftsleuten selbst: "Die reden ihre Stadt selbst schlecht", kritisiert Dengler. Und er stellt klar: Was auch immer das Ziel sein möge: "Jammern ist keine Strategie der Stadtentwicklung."