Eichstätt
Klassik mit Klasse

Geschwister Hertle und Domorganist Bernreuther spielen Kammermusik im Mortuarium

23.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Gekonnte Kammermusik (von links): Matthias und Georg Hertle, Martin Bernreuther und Judith Hertle spielen Kirchensonaten von Mozart. - Foto: Greck

Eichstätt (EK) Die Klänge der Wiener Klassik verdrängten am Sonntagabend das letzte trübe Tageslicht, das durch die bunten Glasfenster des Mortuariums im Eichstätter Dom fiel. Ein guter Tausch für das Konzertpublikum, das die zweischiffige Halle fast bis auf den letzten Platz ausfüllte.

Im Rahmen der Eichstätter Domkonzerte versüßten dort die Geschwister Matthias, Georg und Judith Hertle als Streichtrio zusammen mit Domorganist Martin Bernreuther den Zuhörern den trüben Herbstabend.

Matthias und Georg Hertle an der Violine und Judith Hertle am Cello eröffneten die musikalische Stunde mit einem Trio in F-Dur von Pierre Crémont selbstbewusst und unaufgeregt. Die Kammermusiker brauchten an diesem Abend keine große Bühne. Fast heimelig, nur mit ihren Pultlampen in Szene gesetzt, überzeugten sie mit ihrem musikalischen Können: Sauber und rasch ließen die Geiger ihre Finger bei schnellen Triolen über das Griffbrett huschen. Begleitet wurden sie von sonoren Bassklängen des Cellos. Dass sie ihrem Cello aber auch feine Höhen entlocken kann, bewies Judith Hertle im Es-Dur-Trio von Antonio Bartolomeo Bruni, das ihr in einigen Passagen die melodische Führung überließ.

Ihre flinken Finger beeindruckten beim Präludium in d-Moll der zweiten Cellosuite von Johann Sebastian Bach die Zuhörer besonders. Selbst solistisch füllte die junge Musikerin jeden Winkel des Mortuariums mit sattem Klang aus. Frei, aber zugleich rhythmisch interpretierte sie das einzige barocke Stück im Programm. Ihren Bogen strich sie gleichmäßig und gefühlvoll über die dicken Cellosaiten – trotz einer Verletzung an der Bogenhand.

Im Mittelpunkt des Kammermusikkonzertes standen die Kirchensonaten von Wolfgang Amadeus Mozart, die er im 18. Jahrhundert als Instrumentalstücke für den Gottesdienst komponiert hatte. Das Hertle-Trio trug fünf davon vor, begleitet von Martin Bernreuther an der Orgel. In den Sonaten A- und Es-Dur brillierten die beiden Violinen mit leisen, raschen Melodien sowie mit überzeugenden und akkuraten Motiven im Forte. Egal in welcher Lautstärke – die vier Musiker nutzten den Klangraum des Mortuariums stets gut aus und ließen sich nicht vom deutlich vernehmbaren Hall überrollen.

Mit einem blitzsauberen Unisono eröffnete das Ensemble die Kirchensonate in D und setzte sie mit vielschichtigen Motiven fort. Martin Bernreuther bereitete dem jungen Streichtrio ein dezentes Akkordbett auf der Orgel, auf dem ihre Melodien fröhlich auf und ab hüpften. Das gefiel nicht nur dem Eichstätter Publikum, das zwischen den Stücken regen Beifall spendete, sondern wohl auch den Dauergästen des Mortuariums: Einige Fledermäuse begleiteten die Musiker mit schwungvollen Tänzen in luftigen Höhen.

In den Kirchensonaten F- und D-Dur von Mozart trat die Sakralorgel etwas mehr in den Vordergrund. Voller registriert trug sie hier auch gekonnt Melodiepassagen vor. Sein ganzes Können zeigte Martin Bernreuther mit der Orgelsonate in F von Franz Xaver Schnizer. Quirlig begann er mit einem Allegro und ließ seine Finger gleichmäßig und exakt über das Manual huschen. Beim anschließenden Andantino bremste das Tempo, aber nicht die Intensität, mit der der Domorganist die Töne interpretierte. Begleitet wurde er nur vom deutlich vernehmbaren, rauschenden Regen, in dem die Zuhörer nach einer Zugabe unter ihren Schirmen begeistert nach Hause gingen.