Eichstätt
Kalauer und billige Pointen

Stephan Bauers Kabarett-Auftritt im Gutmann fehlte es an gutem Witz

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Blieb über weite Strecken seines Auftritts um "Wirtshaus Zum Gutmann" flach und pointenlos: Stephan Bauer. - Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Anspruchsvolles Kabarett kann große Kunst sein: Es kann mit filigranem Wortwitz delektieren, subtil Kritik an der Gesellschaft üben, sich für sozial Schwache engagieren oder Politikern aufklärend auf die Finger schauen. Wer all dies nicht vom Kabarett erwartet - der ist bei Stephan Bauer gut aufgehoben.

Denn das aktuelle Bühnenprogramm, mit dem der in Dußlingen bei Tübingen aufgewachsene Wahlberliner nun durch die Republik tingelt, steht für reichlich flachen Humor, Kalauer und billige Pointen. "Vor der Ehe wollt' ich ewig leben" lautet dessen Titel.

Beispiele gefällig? Bei seinem Auftritt am Sonntag auf der Gutmann-Bühne waren etwa die folgenden "Highlights" zu vernehmen: "Heißen Teigwaren Teigwaren, weil sie früher mal Teig waren? Wenn mich die Polizei anhält und 'Papiere' sagt, sage ich dann 'Schere'? Und wenn man nach dem Genuss von Buchstabensuppe kotzt: Ist das dann gebrochenes Deutsch" Mehr davon gefällig? Bitteschön: "Früher musste die Zofe dem bayerischen König immer Brot holen. So entstand das Hol-Zofen-Brot. Was macht der Bauer, wenn er mit einem Hund ohne Beine, also einem Mops, Gassi geht? Ganz einfach: um die Häuser ziehen!"

Damit ist das Parterre der Pointen noch nicht ganz erreicht, es geht noch geschmackloser: "Fragt der Mann die Frau beim Frühstück, wie sie ihr Ei möchte. Antwortet die: Unbefruchtet". Oder so: "Warum sind Männer überhaupt noch da? Weil Vibratoren nicht Rasen mähen können."

Mit Verlaub: So etwas sind kaum kabarett-würdige Pointen, sondern eben Flachwitze und Kalauer. Stephan Bauers neues Programm ist gespickt voll davon, und voll war am Sonntag auch der Gutmann-Saal, in dem sich ein Großteil des Publikums dennoch daran erheiterte. Ein roter Faden spannt sich nur unbeholfen um diese Witzchen, ein Plot ist darin kaum zu erkennen: Nur zum Einstieg meint Bauers Bühnen-Ich, dass seine Frau wohl einen anderen habe, Manuel, den Fitnesstrainer. Als Bauer erst zum Ende des Programms hin wieder auf ihn zu sprechen kommt, hat man den Anfang fast schon vergessen, denn Binnenhandlung gibt es nicht, umspannt wird dadurch nur eine Vielzahl vereinzelter Gags.

Nur selten zeigen sich in diesem Programm einige wohl wirklich witzige Ansätze - wie der Einblick in die heimische Ehehölle, wenn die Gattin um 21 Uhr pünktlich zum Anpfiff des Länderspiels die ultimative Alternative aufwirft: "Fußball oder ich" Antwort: "Natürlich du, mein Schatz, antworte ich pünktlich um 22.45 Uhr!" Und während Bauers bisheriger Auftritte scheint im Publikum schon öfter mal ein Handyklingeln gestört zu haben. Denn als das auch in Eichstätt der Fall ist, wendet er sich geübt spontan dem Handyeigner zu: "Na los, gehen Sie ruhig dran, es könnte wichtig sein! Vielleicht der Babysitter, der wissen will, ob man der Feuerwehr Trinkgeld gibt."

Es geht um Sex in der Ehe und um deren Krisen, es geht um die Beziehungen von Mann und Frau allgemein, und es geht um Missverständnisse in deren Einschätzung: Wenn ein älteres Paar Händchen haltend durch die Fußgängerzone geht, muss das nicht zwingend mit Romantik zu tun haben. "Es ist die einzige Möglichkeit, sie am Shoppen zu hindern!" Stereotypen und Klischees werden reichlich ausgeschöpft, immer wieder geht es um die Geschwätzigkeit von Frauen im Dialog ("Die sind wie Google: Man gibt zwei Buchstaben ein, schon kommt der Verbesserungsvorschlag"), um deren Rechthaberei ("Ein Mann äußert eine Meinung. Es ist weit und breit keine Frau in der Nähe. Jetzt frag ich Sie: Hat er dann trotzdem Unrecht") oder ihr zänkisches Wesen ("An der Vordertür schimpft die Frau, an der Hintertür bellt der Hund. Wen lasse ich zuerst rein? Natürlich den Hund, weil der hört auf, wenn er drin ist ...").

Nun ja, man kann sich auch mal ohne große Ansprüche unterhalten lassen. Aber im weiteren Verlauf sollte sich das Niveau der 17. Eichstätter Kabaretttage doch wieder erhöhen ...