Eichstätt
"Jaaa pffff"

Han's Klaffl präsentierte sein grandioses drittes Programm "Schul-Aufgabe"

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Bot eine Lehrstunde aus einer komödiantischen Lehrerkonferenz: Han's Klaffl bei seinem Auftritt im Alten Stadttheater. - Foto: Traub

Eichstätt (wbu) Nun spielen sie nur noch eine marginale Rolle mit minimalen Textanteilen: der Oberstudienrat Sedlmaier mit seinem Lebensmotto "Jaaa - pffff!", sein Kollege Gütlich ("Uiuiuiui ...!"), Gmeinwieser, der Sportler, die "wuide Huide" und Altphilologe Gregorius. In seinem dritten Bühnenprogramm "Schul-Aufgabe: Ein schöner Abgang ziert die Übung!" verabschiedet sich Han's Klaffls Bühnen-Ich aus dem pädagogischen Panoptikum des Lukas-Podolski-Gymnasiums in den Ruhestand: "Es gibt ein Leben nach dem Gong." Wie es ihm dabei geht, konnten rund 400 Besucher im bestens besuchten Alten Stadttheater bei Klaffls gewohnt grandiosem Gastspiel miterleben.

Man kann diese Frage nur scheinbar vorneweg beantworten: "Es geht mir nicht nur gut, es geht mir superaffengeil!", singt Klaffl zu Beginn ("Endlich geschafft!"), wobei er sich am E-Piano begleitet. Die am Kontrabass vorgetragene letzte Nummer aber ("Die Seele baumeln lassen") schließt den Rahmen antithetisch: Nostalgie und Abschiedsschmerz kommen nun zu Wort, Schüler und Kollegen werden schmerzlich vermisst.

Zwischen diesen beiden Polen bietet Klaffl ein Programm, bei dem manche Besucher vor Lachen fast aus den Sesseln rutschen. Anlass dazu bietet allein schon das bloße Verlesen eines kultusministeriellen Schreibens über das "Flexi-Jahr". Klaffls Kommentar: "Die Schüler machen dafür eine Aufnahmeprüfung - wer durchfällt, hat bestanden".

Wie schon in den ersten Teilen der kabarettistischen Trilogie "40 Jahre Ferien" und "Restlaufzeit" nimmt Klaffl erneut nicht nur (aber vor allem!) das Kultusministerium karikierend-satirisch auf die Schippe, sondern auch Schüler, Lehrer und Eltern. Da gibt es etwa den übel ätzenden Querulanten Hans Fischer, der regelmäßig Ärger-E-Mails an den Direktor schickt, in denen er sinnlose Kritik äußert und Post seines Anwalts ankündigt. An der lauten Reaktion des vielfach aus Pädagogen bestehenden Publikums kann man erkennen, dass wohl auch in Eichstätt so manche Schule mit einem "Hans Fischer" gestraft ist.

Zwei Stunden lang machte der bereits pensionierte Ex-Musikfachbetreuer am Münchner Ernst-Mach-Gymnasium klar, warum Kabarett mit Klaffl Kult ist und seine Auftritte durch die Massen herbeiströmender "Kollegen" zu komödiantischen Lehrerkonferenzen geraten.

Klaffl gelingt das Kunststück, Schülertypen auf die Schippe zu nehmen - um dabei doch durchblicken zu lassen, wie gern er selber Lehrer war und junge Menschen mag: etwa die quirligen Kleinen aus der Unterstufe, die das Pult umwuseln ("Herr Klaaaaffl, schreiben Sie heut ne Ex" - "Nein, Du schreibst, ich muss sie leider korrigieren"). Oder die Schüler der Mittelstufe, die gerade so prächtig pubertieren, dass der Mathelehrer darauf verzichtet, das "gleichschenklige Dreieck" zu behandeln, Musiker nicht mehr von "Blas-Instrumenten" sprechen können und Chemiker nicht mehr die Gay-Lussac-Gesetze durch nehmen wagen - "die verstehen da bloß 'geiler Sack'!"

Auch das Liederbuch "Unser Lied" dürfe man nicht mehr verwenden, "weil in allen Ausgaben ein Wort nun durch ein großes ,G' verunziert wurde". In der Oberstufe schließlich gehe die Pubertät in Lethargie über und die von Eltern (und nur von diesen!) oft erkannte "Hochbegabung" der früheren Jahre "fast in Demenz".

Klaffl kommentiert köstlich die üblichen Szenen des längst von Eltern geenterten "Lehrerparkplatzes". Und er beweist Selbstironie, indem er Macken des besserwisserischen Pensionärs auflistet, der überall "ein wenig helfen" will und Rechtschreibfehler auf Aldi-Plakaten mit Permanent-Markern ausbessert - was zum Hausverbot führt.

Gezündet wurde an diesem Abend im Eichstätter Alten Stadttheater ein Feuerwerk an Pointen, wie man es gern öfter erleben würde.