Ingolstadt
Saite für Saite

Die Geigenbauerin Bettina Rottler in der Ingolstädter Innenstadt

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
SONY DSC −Foto: Anna Hausmann

Ingolstadt (EK) Sonnenlicht fällt durch die großen Fenster, feiner Staub tänzelt durch den Raum und in der Luft liegt der Geruch von bearbeitetem Holz und Leim. Eine Werkstatt wie ein Atelier, doch hier sind Geigen die Kunstwerke. Ihre S-Kurven reihen sich an der Wand, von kastanienbraun bis honigblond. Sie bilden eine Farbpalette an Brauntönen und einen Kontrast zu den Werkzeugen daneben. Ein großes Cello steht in der Ecke des Raumes.

Die Geigenbauerwerkstatt in der Ingolstädter Innenstadt ist ihr Reich: Bettina Rottler (34) repariert und restauriert hier seit drei Jahren Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe. Ihr Beruf brachte sie schon nach Chicago und Wien, doch danach zog es sie wieder in ihre Heimatstadt. Die schlanke, hochgewachsene Frau beugt sich konzentriert über einen Bogen und spannt feine Fäden – Pferdehaar – ein. Auch das ist Teil ihrer täglichen Arbeit, die Instandhaltung der Instrumente.



Ein Klingeln ertönt und ein leichter Luftzug weht in das Atelier. Ein Ehepaar, das die Geige ihrer Tochter reparieren lassen möchte. Eine Stunde bräuchte sie, antwortet Rottler freundlich, dann sei sie fertig. „Früher hab ich immer alles gleichzeitig machen wollen, jetzt arbeite ich nur noch Schritt für Schritt“, sagt die Ingolstädterin.

Das Handwerk des Geigenbauers ist ein traditioneller Beruf, viele der Techniken werden schon seit Hunderten von Jahren verwendet. In einem Schränkchen stehen kleine Gläser, gefüllt mit Pulvern und Flüssigkeiten wie bei einem Alchemisten. Doch auch hier macht der Fortschritt keinen Halt. Rottlers nächster Patient: eine E-Geige, der Terminator unter den Streichinstrumenten. Hier verschmilzt Plastik mit Holz.

Rottler zieht konzentriert neue Saiten auf. Mit einem leichten Schaben modelliert sie den Steg, die Späne kräuselt sich und rieselt zu Boden. Die Luft wieder geschwängert von Sägespäne und Holzleim. In der kleinen Werkstatt, dem Atelier für Instrumente, scheint die Zeit ein kleines bisschen langsamer zu vergehen.

Hintergrund: Diese Fotoreportage ist im Rahmen eines Seminars an der Katholischen Universität entstanden. Studierende der Journalistik hatten von ihren Dozenten Isabell Bracker und Christian Klenk den Auftrag bekommen, eigenverantwortlich Fotoreportagen auf die Beine zu stellen. Die angehenden Journalistinnen und Journalisten haben sich unter anderem Künstler und Handwerker aus der Region als Thema auserkoren. Wir stellen nun in einer Serie einige ausgewählte Arbeiten vor.

Hintergrund

Diese Fotoreportage ist im Rahmen eines Seminars an der Katholischen Universität entstanden. Studierende der Journalistik hatten von ihren Dozenten Isabell Bracker und Christian Klenk den Auftrag bekommen, eigenverantwortlich Fotoreportagen auf die Beine zu stellen. Die angehenden Journalistinnen und Journalisten haben sich unter anderem Künstler und Handwerker aus der Region als Thema auserkoren. Wir stellen nun in einer Serie einige ausgewählte Arbeiten vor.