Eichstätt
Im Tal der Seligen werden die Betten knapp

Positive Schlagzeilen bescheren der Stadt immer mehr Gäste – Oft ist alles ausgebucht

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Lars Bender, Leiter der Städtischen Tourist-Information - Foto: oh

Eichstätt (aur) So viel Werbung! Und alles kostenlos ... Die Stadt Eichstätt, der Landkreis und das Altmühltal werden in jüngster Zeit von den Medien bejubelt, wie es das noch kaum gegeben hat. Lebenswertester Landkreis Deutschlands, eine der fünf schönsten Kleinstädte Deutschlands, geringste Arbeitslosigkeit der Republik, so lauten die Schlagzeilen.

Und das WDR strahlt fast schon in Endlosschleife seinen Altmühltalfilm mit dem ebenso schlichten wie euphorischen Titel „Wunderschön!“ aus. Eben erst, am Sonntagabend vor einer Woche, ist der Streifen zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr wiederholt worden.

Lars Bender, der Leiter der Städtischen Tourist-Information, bemerkt eine solche Ausstrahlung schon nach kurzer Zeit: „Es gibt wirklich Leute, die am nächsten Tag bei uns im Büro stehen und sagen, sie sind sofort losgefahren.“ Eichstätt, so scheint es, ist (kleines Wortspiel von Lars Bender) „im Focus“ wie selten zuvor und er fügt in einem Anflug von launigem Patriotismus hinzu: „Eigentlich muss man sagen, es hat ja lang genug gedauert, bis die Leute mal auf Eichstätt aufmerksam werden.“

Die Tourismussaison 2014 läuft richtig gut, stellt Bender fest. Die Übernachtungszahlen bis Ende Juli bescheinigen einen Zuwachs um zwölf Prozent (allerdings war der Vergleichszeitraum des Vorjahres böse verregnet). „Wir haben heuer ein sehr gutes Geschäft in jeglicher Hinsicht“, sagt Bender. „Auch jetzt in der Spätsaison brummt die Stadt.“ Gerade passe einfach alles zusammen: das Wetter und viel Publicity. Der Name Eichstätt, so erfährt es Bender, ist bundesweit positiv besetzt. Erstmals nach einigen Jahren steigt wieder die Zahl der Radl-Touristen, eventuell auch bedingt durch den Trend zum E-Bike.

Die Medaille hat allerdings eine Kehrseite: Es fehlen Betten. „Heuer waren wir ganz oft an der Kapazitätsgrenze, es war oft ausgebucht.“ Mit Mühe habe die Tourist-Information die Übernachtungsgäste dann auswärts einquartiert. „Irgendwas findet man dann schon.“

653 „gewerblich“ gemeldete Betten gibt es momentan in der Stadt, einschließlich Jugendherberge und Kolpinghaus. Vor zehn Jahren noch waren es 80 mehr gewesen. Seitdem gab es schmerzliche Verluste: Die Klosterstuben mit angeschlossenem Gästehaus in der Turmgasse wurden zum privaten Studentenhaus, das Hotel am Schießstättberg zum Studentenwohnheim des St. Gundekar-Werks. Ungewiss ist, wie Bender voll Sorge sagt, aus gesundheitlichen Gründen die Zukunft des Ratskellers mit seinen 42 Betten. „Wir hoffen, dass wir nicht weiter Betten verlieren“, sagt Bender.

Stabil ist die Situation bei den Ferienwohnungen: In 40 Wohnungen werden rund 150 Betten angeboten. Wenn altgediente Vermieter aufhören, wird das derzeit durchwegs durch Neuzugänge, oft auch Wohnungen mit ganz besonderem Flair, ausgeglichen. In der nächsten Saison zum Beispiel wird es vier neue Ferienwohnungen geben, gleichzeitig scheiden vier aus.

Die Auslastung, das ist in dieser Saison unübersehbar, ist hoch und steigt stetig, und so setzt Lars Bender beim Thema Hotel am Franz-Xaver-Platz nach wie vor auf das Prinzip Hoffnung: „Ich denke, dass sich eine Investition lohnen kann, wenn man das richtig macht.“

Und wenn nicht? Wenn die Zahl der Betten weiter sinkt? „Dann bleibt uns als Option, mehr auf Tagestouristen zu setzen“, sagt Bender und wirkt dabei nicht besonders glücklich. Das bedeute nämlich, um denselben Umsatz zu erzielen, viel höhere Besucherzahlen, mehr Aufwand und auch eine größere Belastung der Infrastruktur – von öffentlichen Parkplätzen bis zu Toilettenanlagen.

Dem bundesweit gepriesenen „glücklichen Eichstätt“, so scheint es dem städtischen Tourismus-Chef, wird möglicherweise der eigene Erfolg zum Problem, die boomende Wirtschaft mit ihren soliden Arbeitsplätzen für Angestellte: „Eichstätt steht wirtschaftlich so gut da, dass kaum touristische Angebote, auch kleine, aus der Bevölkerung heraus entstehen“. Das sei für die Leute einfach nicht notwendig. Wer, so fragt Lars Bender, will da einen „Gondoliere auf der Altmühl“ machen.