Eichstätt
Heiße Lampen und kalte Finger

Wanderausstellung zur Energiewende im Eichstätter Landratsamt

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Wo werden die Hände am Kältesten? Landrat Anton Knapp (rechts) und Energiebündel-Vorsitzender Josef Loderer testen die Isoliereigenschaften verschiedener Fensterverglasungen, hinter denen Frosttemperaturen herrschen. Die Glühbirnen-Parade (unten) zeigt verschiedene Leuchtmittel - Fotos: aur

Eichstätt (EK) Jeder einzelne Bürger kann an der Energiewende in Deutschland mitwirken – das verdeutlicht eine kleine, aber sehr gut gemachte Ausstellung, die am Freitag im Foyer im ersten Stock des Eichstätter Landratsamtes eröffnet worden ist.

Gezeigt wird darin, wie erstens ganz normale Haushalte Energie einsparen können, zweitens die Bürger Energie effizienter nutzen können und drittens der Ausbau von erneuerbaren Energien vonstatten geht. „Energie-3-Sprung“ heißt deswegen die Überschrift der kleinen Schau, die eine Leihausstellung der Regierung von Oberbayern und des Bayerischen Landesamts für Umwelt ist.

Besonders interessant dürfte sie für Bauherrn und Hauseigentümer sein, letztlich aber für jeden Bürger und Energieverbraucher. Organisatoren sind in trauter Eintracht der Landkreis Eichstätt mit Landrat Anton Knapp und das Energiebündel Eichstätt unter Vorsitz von Josef Loderer.

„Diese Ausstellung ist auch für Schulklassen konzipiert“, machte der Landrat deutlich und wies auf die praktischen „Mitmachaktionen“ hin, die angeboten sind. Da lässt sich dann zum Beispiel austüfteln, wo im Haushalt sich die größten Energiefresser verstecken. Demonstriert wird auch, wie Hauswände gedämmt werden können, oder wie effektiv verschiedene Fensterverglasungen eine Außentemperatur von minus 20 Grad abhalten. Scheiben Anfassen ist hier ausdrücklich erwünscht: Da kann dann jeder mit eigenen Händen erspüren, wie kalt die Finger bei einer einfachen, bei einer zweifachen und bei einer dreifachen Verglasung werden.

Gerade die energetische Sanierung von Gebäuden habe großes ökologisches und auch finanzielles Einsparpotenzial, betonte Landrat Knapp bei der Eröffnung der Ausstellung. Der Landkreis Eichstätt sei hier bei seinen eigenen Gebäuden schon seit vielen Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen, unter anderem in der fürstbischöflichen Residenz, im Schulzentrum Schottenau und aktuell in der Staatlichen Berufsschule.

Wer der guten alten Glühbirne nachtrauert, kann im direkten Vergleich testen, ob verschiedene moderne Leuchtmittel genau dasselbe Lichtspektrum anbieten können – ohne aber durch Hitzestrahlung Unmengen an Strom zu verbrauchen. Hausbesitzer können sich mit verschiedenen Arten von Umwälzpumpen für ihre Heizungsanlagen befassen – eine neue Pumpe, so der Landrat, spare pro Haushalt leicht 160 Euro im Jahr, eine solche Investition habe sich also schnell gerechnet.

Apropos sparen: Energiebündel-Chef Loderer machte sich für ein ebenfalls ausgestelltes Energiemessgerät für Haushaltsgeräte stark: „So ein Energiesparmeter kostet zehn bis 15 Euro. So ein Gerät sollte jeder haben.“ Außerdem stehen allerhand Broschüren rund ums Thema Energiewende bereit.

Landrat Knapp meinte: „Wenn jeder unserer 125 000 Landkreisbürger seinen kleinen Beitrag im Sinne der Ausstellung leistet, würde das einen Quantensprung bedeuten.“ Freilich habe der Landkreis Eichstätt heute schon eine Vorreiterrolle bei der „grünen Stromerzeugung“ in Bayern: „Bereits 44 Prozent des bei uns verbrauchten Stroms werden regenerativ erzeugt. An einigen Sommertagen produzieren wir im Landkreis mehr grünen Strom, als insgesamt Strom verbraucht wird.“ Und dieser Anteil werde trotz mancher Widrigkeiten noch höher werden.

Er, so Landrat Knapp, sei davon überzeugt, dass bis zum Jahr 2031 wie geplant der Strom im Landkreis Eichstätt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieanlagen komme – „allen Unkenrufen zum Trotz“.

Der Vorsitzendes des Energiebündels Eichstätt, Josef Loderer, betonte, der Landkreis und das Energiebündel arbeiteten „in dieselbe Richtung“, das zeige sich jetzt auch in der Ausstellung. Erst habe jeder seine eigene Ausstellung angestrebt, dann habe man sich zusammengetan. Loderer bedauerte ebenso wie Landrat Knapp, dass der Kampf gegen die geplante Gleichstromtrasse derzeit viel Kraft und Engagement koste, was dann an anderer Stelle leider fehle: „Das nimmt uns sehr stark in Beschlag.“

In diesem Zusammenhang forderte Josef Loderer einen „Strukturwandel\" in der deutschen Energiepolitik. Die Kosten für den Stromtransport über weite Strecken müssten stärker berücksichtigt werden, im Gegenzug sollte die dezentrale Produktion von Energie für regionale Märkte gestärkt werden.