Eichstätt
Erschreckendes über Zwangsprostitution

Solwodi-Mitarbeiterin Soni Unterreithmeier zu Gast an der Maria-Ward-Realschule

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Beim anschließenden persönlichen Austausch mit der Referentin konnten die Klassen- und Schülersprecher den Erlös des Weihnachtsmarktes in Höhe von 1467,89 Euro überreichen. - Foto: Mahler

Eichstätt (EK) Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen der Maria-Ward-Realschule in Eichstätt hatten Soni Unterreithmeier zu Gast, die über ihr Herzensprojekt Solwodi sprach: "Solidarity with women in distress". Zu Deutsch: Solidarität mit Frauen in Not.

Die nun schon seit 30 Jahren existierende Organisation, die von Schwester Lea Ackermann gegründet wurde, geht vor allem gegen Zwangsprostitution und -heirat vor.

Etwa 90 Prozent des Menschenhandels weltweit betreffe Frauen, so Soni Unterreithmeier. Wiederum 90 Prozent dieser Frauen werden zur Prostitution gezwungen. Die angewandte "Loverboy-Methode" sei ebenso simpel wie effektiv: Junge, meist gut aussehende Männer suchen sich möglichst junge Mädchen, die nicht sehr eng in den Familien- beziehungsweise Freundeskreis eingebunden sind, umschwärmen sie und machen sie emotional von sich abhängig. In einer plötzlichen finanziellen "Notlage" bitten sie ihre Freundinnen um Unterstützung. Oft fühlen sich die Betroffenen gezwungen zu helfen, und wenn sie sich weigern, anschaffen zu gehen, erfahren sie Gewalt und Wutausbrüche.

So beginne es oft; wenn der Personalausweis und das Handy erst einmal abgenommen wurden, gebe es kein Entkommen mehr. Teilweise werden die Mädchen auch von Verwandten oder Nachbarn nach Deutschland gelockt, meist unter dem Vorwand, einen gut bezahlten Job für sie zu haben.

Opfer solcher Verbrechen könnten fast nie zu ihrer Familie zurück, aus Angst, es könnte ihnen etwas angetan werden, wie Soni Unterreithmeier weiter ausführte. Auch in Deutschland zu bleiben, sei selten eine Option, da die fehlenden Reisepässe zur Abschiebung wegen illegaler Einwanderung führen. Aufgrund psychischer Probleme sei es nach solchen Erlebnissen oft unmöglich, ein halbwegs normales Leben führen zu können. Zuhälter würden verhältnismäßig milde bestraft: mit sechs Monaten bis fünf Jahren Haft, bei guter Führung auch weniger. Solwodi versucht in erster Linie, mit den Opfern Kontakt aufzunehmen. Diese wüssten oft gar nicht, dass es Hilfe gibt. Die Frauen werden in anonymen Wohnungen ohne Adresse untergebracht, bis sie Deutsch lernen, eine Ausbildung absolvieren oder zu Hilfsorganisationen in ihren Heimatländern vermittelt werden können. Frauen, die das Glück haben, den Fängen der Zuhälter zu entrinnen, zeigten oft ähnliche Symptome wie Folteropfer und brauchten langzeitig therapeutische Hilfe.

Freiwillige Prostitution ist, auch wenn das kaum der Fall ist, in Deutschland erlaubt. Anders in Norwegen: Bereits 2001 legte die Regierung fest, dass Prostitution dem menschenwürdigen Umgang widerspricht. Die Folge: Freier werden bestraft. Schweden folgte diesem Vorbild 2009, später auch Dänemark, Irland und Frankreich. Inzwischen hat sich auch die EU ein solches Gesetz zum Ziel gemacht.