Eichstätt
"Eine der besten in Deutschland"

Tag der offenen Tür in der Maria-Ward-Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge

28.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Foto: Jürgen Knopp

Eichstätt (EK) 210 Flüchtlinge mit etwa 15 Nationalitäten: Ob das gut geht? Augenscheinlich schon: Denn beim gestrigen Tag der offenen Tür wurde die Maria-Ward-Erstaufnahmeeinrichtung als „eine der besten in ganz Deutschland“ gelobt. Das sollte aber nicht den Blick auf die Einzelschicksale verstellen.

Die Redner waren sich einig, allen voran der Regierungspräsident Oberbayerns, Christoph Hillenbrand: Maria-Ward in Eichstätt sei ein rühmlicher Sonderfall in der deutschlandweiten Landschaft der Flüchtlingsunterkünfte. Mehrfach dankte Hillenbrand der Diözese Eichstätt, die das frühere Schulgebäude im vergangenen Oktober „über Nacht“ zur Verfügung gestellt hatte. Die Vereinbarung läuft noch bis März 2017. Aber: „Gottes Gnade sind keine Grenzen gesetzt“, so Hillenbrand gegenüber unserer Zeitung. Die Herausforderungen würden schließlich nicht geringer: Erst Sonntagnacht seien wieder rund 400 Flüchtlinge in München angekommen.

Das Gebäude, der Garten, die Tagesstruktur mit zahlreichen Angeboten, die Einbindung in die Stadt: „Hier herrscht eine hervorragende Stimmung. Das zeichnet Eichstätt ganz besonders aus“, betonte Hillenbrand, während Ordinariatsrat Rainer Kastl als „Hausherr“ es als „Akt der Menschlichkeit und Gebot christlicher Nächstenliebe“ bezeichnete, Menschen in Not Unterkunft zu gewähren. Irgendwelche „Vorfälle“ bedürften keiner Erwähnung, so Kastl weiter, was Polizeichef Heinz Rindlbacher auch bestätigte: „Es ist auffällig unauffällig.“ Immer wieder kursierende Mutmaßungen, wonach die Polizei Vorkommnisse verschweige, weist Rindlbacher strikt zurück: „Wenn es etwas zu melden gibt, dann tun wir das auch.“ Tobias Geyer von der Firma Jonas Better Place, die die Unterkunft betreut, bekräftigte dies: „Natürlich gibt es Reibereien, aber die sind nur verbaler Natur.“

Der Tag der offenen Tür entwickelte sich rasch zu einem Multi-Kulti-Bürgerfest mit Schwerpunkt im großzügigen Garten, wobei es sicherlich auch Berührungsängste gab. Einige Flüchtlinge beobachteten das Geschehen mit gemischten Gefühlen: Ademi (26) aus dem Kosovo wurde in Deutschland geboren, mit zwölf Jahren abgeschoben und ist seit über vier Monaten mit ihrem Mann und ihren drei Kindern hier. Mit sechs weiteren Personen bewohnen sie ein ehemaliges Klassenzimmer. Die Situation sei bedrückend: Die Kinder können nicht in die Schule, sie seien zum Nichtstun verurteilt, dringend warten sie auf einen Transfer in eine dezentrale Unterkunft. In ihrer Heimat werde ihr Mann mit dem Tode bedroht. „Wir sind nicht zum Spaß hier“, so Ademi.