Eichstätt
Eichstätt ist um eine Brücke ärmer

09.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Brückenbauspezialist Uwe Halbmeier vom THW Treuchtlingen leitete den Auf- und Abbau.

Eichstätt (EK) Mit einem kleinen Joystick steuert Christian Mayer seinen 200-Tonnen Kran. Am Haken hängt ein "Leichtgewicht": der 23-Tonnen schwere Unterbau der Behelfsbrücke am Freibad Eichstätt.

Mayer ist ganz andere Gewichte gewohnt, verrät er. Mehr als 18 Monate lang leistete die sogenannte Bailey-Konstruktion treue Dienste. Jetzt ist sie abgebaut. Drei Mal musste der Kran eingreifen: Zuerst wurden die beiden Oberzüge, sozusagen das erste Stockwerk der Brücke, ausgehoben und anschließend der Teil, auf dem zuvor die Fahrbahn lag. Insgesamt hatte die Brücke ein Gewicht von gut 50 Tonnen. Die schweren Fahrbahnbohlen und etliche andere Eisenteile hatten die freiwilligen Helfer vom Technischen Hilfswerk (THW) bereits im Vorfeld demontiert.

Einige Wochenenden hatte der komplette Aufbau im Oktober 2008 gedauert, jetzt sind wieder einige THW-Dienste eingeplant, um die Brücke zu zerlegen. Der Kran leistet "nur" die Schwerstarbeit, holt die zusammengeschraubten Stahlelemente von den Betonfundamenten. Die eigentliche Abbauarbeit beginnt erst in den nächsten Tagen. Dann rücken wieder einige THW-Gruppen aus Eichstätt und Treuchtlingen an, um Schrauben zu lösen, um Bolzen zu ziehen. Anschließend werden die bis zu 300 Kilogramm schweren Einzelteile per Tieflader nach Treuchtlingen gebracht. Dort wird die aus Militärbeständen stammende Brücke eingelagert, bis sie wieder gebraucht wird.

Uwe Halbmeier ist der Brückenbau-Spezialist. Beim Abbau koordiniert er die sechs THW-Helfer, spricht mit dem Kranführer und Stadtwerkchef Wolfgang Brandl das Vorgehen ab. An der Weste seiner blauen THW-Uniform hat er ein kleines Funkgerät. So kann er seinen Helfer direkt Anweisungen geben. Neben dem laufenden Motor des Autokrans würde ihn sonst keiner hören, wenn er laut riefe.

Erst mit einiger Verspätung kann die so genannte Aushub-Aktion am Altmühlufer beginnen. Der Radweg ist gesperrt, ein Umleitung-Schild weist den Weg rund um die Baustelle auf dem Freiwasserparkplatz. Zuerst wird der Kran in Position gebracht. Auf schweren Metallplatten setzt er seine Stützen ab. Dann parkt ein Tieflader neben dem gut 60-Tonnen schweren Gefährt. Die Ladung: Eisengewichte. Nach und nach bestückt sich der Kran selber mit Kontergewichten. Am Ende hängen 72 Tonnen hinter der Kabine, in der Mayer sitzt.

Mit Auf- und Abbau dauert die Aktion rund sechs Stunden. Einmal vor Ort hebt der Kran auch gleich noch Baumaterial auf die Freibad-Insel, und zum Schluss noch die abgesägten Betonköpfe des Brückenfundaments vom linken ans rechte Altmühlufer. Auf der Bad-Seite entsteht an der Stelle ein Sonnendeck, das ein wenig über den Fluss ragen soll. Teile der bisherigen Auflage werden so weiter genutzt.

Fast anderthalb Jahre lang fuhren täglich schwere Laster über die Brücke, wurde Aushub abtransportiert, wurden die Edelstahlbecken und die Wassertechnik angeliefert. Laut Stadtwerkechef Wolfgang Brandl rollten mehr als 1000 Lastwagen über die THW-Konstruktion und brachten fast 5000 Kubikmeter Abfuhrmaterial weg, lieferten 1000 Kubikmeter Beton und rund 2000 Kubikmeter Humus für die Außenanlagen. Insgesamt, so schätzt er, wurde eine Gesamtmenge von 18 000 Kubikmetern über die Brücke bewegt. Die Stadtwerke seien froh, dass sie "auf die Unterstützung des THW zurückgreifen konnten, da es damit gelungen ist, während der gesamten Bauphase den Bereich Westenstraße vom Schwerlastverkehr freizuhalten", sagt Brandl gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER. Die Engstelle an der Wasserwiese konnte somit umgangen werden.

Rund 4000 Euro kosteten die Brückenfundamente. Etwa genau so teuer war der Auf- und Abbau der Brücke inklusive Kranmiete. Für die Brücke selber zahlten die Stadtwerke dem THW Miete und eine Aufwandsentschädigung für die eingesetzten Helfer. Für die THW Ortsverbände Eichstätt und Treuchtlingen war der Brückenbau eine willkommene Abwechslung und eine gute Übung. Eine, die verbindet: Ufer und benachbarte THW-Gruppen.