Eichstätt
"Die Rädchen greifen ineinander"

Bei Großübung nehmen die Feuerwehren Eichstätt und Wasserzell das Bahnhofsgebäude ins Visier

22.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Atemschutz angelegt, rein in die verqualmte Bude und Menschen retten (Bilder ganz oben): Bei der Feuerwehrübung am Bahnhofsgebäude lief alles wie am Schnürchen. Während sich die sogenannten Angriffstrupps durch die Wohnungen kämpften, setzten die Kollegen den Bau von außen kräftig unter Wasser (großes Bild) - Fotos: kno

Eichstätt (EK) „Brennt das Bahnhofsgebäude“ So mancher Passant wunderte sich am Montagabend über das Großaufgebot an Feuerwehren, das sich an dem markanten Haus zu schaffen machte. Gebrannt hat es natürlich nicht. Auch wenn das Szenario sehr realistisch wirkte.

Es ist kurz nach 19 Uhr, als die Feuerwehren Eichstätt-Stadt und Wasserzell zu dieser Übung im Rahmen der Feuerwehr-Aktionswoche anrücken. Rund 50 Kräfte mit sieben Fahrzeugen kreisen das Bahnhofsgebäude ein, aus dem es schon effektvoll qualmt. „Vorrang hat die Personenrettung“, erklärt Kommandant Dieter Hiemer, bei dem die Fäden zusammenlaufen. In den leer stehenden Wohnungen werden fünf eingeschlossene Menschen vermutet – zwei sogenannte Angriffstrupps mit schwerem Atemschutz machen sich auf den Weg ins Innere. Allerdings nicht ohne Überwachung: An der Eingangstür registriert ein Feuerwehrmann mit einem elektronischen Schreibboard, wer ins Gebäude geht, und kontrolliert auch gleichzeitig den Druck der Pressluftflaschen und die Dauer des Aufenthalts. Sollte einer der Angriffstrupps Probleme bekommen, kann sofort ein Sicherungstrupp eingreifen. Einen der Angriffstrupps bilden Corinna Urlbauer und Fabian Benkowitsch: „Immer schön dicht beieinanderbleiben“, laute die Losung. „Man sieht ja kaum die eigene Hand vor Augen“, geben sie nach dem rund 20-minütigen Einsatz etwas abgekämpft zu Protokoll. Solche Übungen seien enorm wichtig: „Jeder Einsatz ist anders“, sagt Corinna Urlbauer. Das unterstreicht Kommandant Dieter Hiemer: „Die Objekte haben ihre eigenen Tücken“, um gleichzeitig zufrieden festzustellen, „dass alle Rädchen ineinandergreifen“. Tatsächlich läuft dieses Blaulicht-Spektakel ziemlich unaufgeregt ab: Das Einzige, was zu hören ist, sind kurze Anweisungen über Funk und das Prasseln des Wassers, als vier Löschtrupps das Gebäude von zwei Seiten ins Visier nehmen. „Wir sind ein eingespieltes Team“, so Hiemer, „jeder weiß, was er zu tun hat.“

Nach etwa 20 Minuten sind vier Personen „gerettet“. Die „Opfer“ dürfen Maximilian und Jakob (Eichstätt) und Tobias und Dominik (Wasserzell) von den Jugendfeuerwehren spielen. Auch wenn die Nase läuft von dem Disco-Nebel und die Augen etwas tränen: „Das war cool“, sagt Jakob. Aber nur, weil es sich um eine Übung und nicht um einen Notfall handelt, fügt Dominik an.

Während sie mit ihren „Rettern“ Michael Obele und Christian Heckl unten stehen, arbeitet die Besatzung der Drehleiter unter „erschwerten“ Bedingungen: Aus dem zweiten Stock muss der Kommandant der Wasserzeller Wehr hinabgehievt werden. Jürgen Kraus hat sich extra mit allerlei Zusatzgewichten auf 120 Kilogramm gebracht: „Das stellt höhere Ansprüche an die Rettungskräfte“, grinst er, als er auf der Trage heil den Boden erreicht hat.

In diesem spektakulären Szenario geht fast das Motto der Aktionswoche ein wenig unter: „Frauen zur Feuerwehr“. Die Eichstätter Wehr hat nur derer zwei in ihren Reihen. „Es ist schwierig, in der Stadt weibliche Aktive zu finden“, so Dieter Hiemer. In den Stadtteilen sei das anders: „Das rührt wohl von der Dorfgemeinschaft her.“ Der Frauenanteil bei der städtischen Feuerwehr sei also noch ausbaufähig, befindet der Kommandant: „Frauen sind bei uns jederzeit willkommen.“