Eichstätt
Damit es nicht langweilig wird

Fachleute haben die Routen in der Kletterhalle "Jurabloc" neu gestaltet Einweihung am Samstag

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Fachleute und Ehrenamtliche haben in den vergangenen Tagen fleißig in der Kletterhalle "Jurabloc" auf dem Blumenberg gewerkelt. Unzählige Griffe haben sie neu angeschraubt, um den Kletterern Abwechslung zu bieten. Ausprobiert werden die neuen Strecken beim Wettkampf am Samstag.

Auf dem Boden der Kletterhalle sind die bunten Griffe wie ein Regenbogen nach Farbe sortiert, ein lautes Bohrgeräusch wechselt sich mit dem Brummen des Hubsteigers ab. Hier sind Profis am Werk: Die Gastschrauber von "Kletterkultur" aus Blaubeuren und "Art of Route" aus Tschechien sind nach Eichstätt gekommen, um die Halle neu zu gestalten. Der Alpenverein hat sie beauftragt, weil sie "Routine haben", erklärt Ralf Eiba, Vorsitzender des Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Eichstätt. Nicht nur die Profis haben sich für neuen Kletterspaß ins Zeug gelegt, sondern auch Ehrenamtliche. Über 20 Helfer waren zwei volle Tage lang dabei und haben über 4000 Griffe bearbeitet. Dass die Jugend dabei so engagiert war, freut Ralf Eiba. Die Blaubeurer haben bis ein Uhr in der Nacht geschraubt und durch die Nachtschichten wird das Werkeln bereits nach drei - statt nach fünf Tagen - geschafft sein.

In die Umgestaltung der Kletterhalle wird viel Geld gesteckt: "Es ist teuer und deswegen auch wichtig, dass es flutscht und bald geschafft ist", weiß Eiba. Die Maßnahme koste den DAV "ein paar Tausend Euro, die wieder hineingewirtschaftet werden müssen", fügt er hinzu.

Das Neuschrauben ist eine aufwendige Tätigkeit: Als erstes müssen die Griffe abgeschraubt werden. Die Schrauben werden entnommen und die Griffe nach Farbe sortiert. Die bunten Steine müssen eingeweicht und gründlich gereinigt werden, bevor sie dann wieder befestigt werden können. Manchmal müssen die vier Profis die Steine auch noch einmal versetzen, weil die fertige Route nicht zum vorgesehenen Schwierigkeitsgrad passt. Das Neuschrauben der schwierigsten Stufen ist sehr anspruchsvoll: "The hard stuff is difficult", erklärt einer der Fachmänner. Da stellt sich natürlich die Frage, warum sich der Alpenverein diese Mühe macht. "Sonst wird es den Kletterern langweilig", erklärt Eiba. "Irgendwann kennen sie die Routen auswendig."

Das Team der Kletterhalle hat den Schraubern Vorgaben gemacht, wie die Routen in der Halle verteilt werden sollen, um Gedränge an beliebten Strecken zu vermeiden. Mit diesen Informationen machten sich die Mitarbeiter der Firmen an die "kreative Arbeit", wie sie Ralf Eiba nennt. Sie holen sich aus den sortierten Steinen Griffe, die zu den Vorstellungen und Ideen der Route passen, und sammeln sie in einer Kiste. Sie fangen unten an zu schrauben und fahren dann mit dem Hubsteiger bis zu 16 Meter in die Höhe, um einen neuen Kletterweg zu kreieren. Am Ende bewerten sie den Schwierigkeitsgrad. Dabei gibt es drei ausschlaggebende Kriterien: Erstens, den Kraftaufwand, den der Kletterer zum Beispiel aufgrund von Überhängen aufbringen muss. Zweitens, ob es "gute oder schlechte Griffe sind, die man dann je nachdem mit einer besonderer Technik anfassen muss", wie Eiba erklärt. Und zuletzt die Entfernung der Griffe zueinander.

Am morgigen Samstag ist die Halle fertig geschraubt und darf dann beim Wettkampf "Blocsession" von den 30 bis 40 Teilnehmern ausprobiert werden. Die große Finaltour ist so konzipiert, dass sie bei steigender Höhe auch einen steigenden Schwierigkeitsgrad hat und fast unmöglich zu schaffen ist. Wer am weitesten kommt, ist der Gewinner. "Für fast alle Teilnehmer gibt es Preise", sagt Eiba. Hochwertige Rucksäcke und Kletterschuhe warten auf neue Besitzer.

Der Vorsitzende lässt das erste Jahr in der neuen Kletterhalle Revue passieren und ist zufrieden: "Es ist so, wie wir es uns vorgestellt haben". Etwa 10 000 Besucher sind in diesem Jahr gekommen, darunter viele Mitglieder des Alpenvereins und eine Menge junge Kletterer unter 26 Jahren. Die positive Resonanz ermutigt die Verantwortlichen: Sie planen eine Outdoor-Kletterwand und vielleicht einen Mountainbike-Parcours. "Das ist noch im Gespräch", sagt Ralf Eiba.