Eichstätt
Eiertanz um leere Schachteln

Diskussionen auf dem Wochenmarkt: Gebrauchte Kartons dürfen nicht mehr verwendet werden

06.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Eierkauf am Eichstätter Wochenmarkt. Das Wiederverwenden gebrauchter Kartons ist nicht erlaubt - außer, die Kundschaft befüllt ihre mitgebrachten Schachteln auf eigene Verantwortung selbst. Verkauft werden dürfen - wie bei diesem Stand - nur neue Verpackungen. - Fotos: Chloupek

Eichstätt (EK) Warum dürfen die Händler am Wochenmarkt keine gebrauchten Eierschachteln wiederverwenden? Mit ihrer Ablehnung ziehen sie sich den Unbill so manch wohlmeinender Kundschaft zu. Lebensmittelkontrolleur Uwe Seisenberger erklärt: Es geht um Hygiene und um die richtige Deklaration.

Jeden Mittwoch und Samstag spielt sich in diesen Tagen am Eichstätter Wochenmarkt folgende Szene ab: Die Kundschaft kommt mit leeren Eierkartons, die sie dem Händler gerne zur Weiterverwendung überlassen würde, doch der muss dankend ablehnen. Denn er darf die Schachteln nicht mehr verwenden. Andernfalls riskiert er Verwarnung, Bußgeld oder gar Strafanzeige.

Tatsächlich sei das auch schon vorgekommen, bestätigt Uwe Seisenberger, einer von drei Lebensmittelkontrolleuren im staatlichen Landratsamt. Denn die Verordnung, die derzeit am Eichstätter Wochenmarkt für besonderen Gesprächsstoff sorgt, ist bereits zwölf Jahre alt. Seisenberger verweist auf einen Leitfaden zur Umsetzung der gemeinschaftlichen Vermarktungsnormen für Hühnereier, hier geht es um das Verbot von "Verpackungen, die nicht leicht zu reinigen und desinfizieren sind (z. B. Papphöcker) gem. VO (EG) Nr. 852/2004)".

"Das Thema ist also wirklich nicht neu", sagt Seisenberger. Dass es momentan am Eichstätter Marktplatz in aller Munde ist, mag aber wohl daran liegen, dass die Lebensmittelkontrolleure es nun nicht mehr beim "Zuschauen und Ermahnen" belassen, sondern "durchgreifen". "Wir reagieren auch auf Verbraucherhinweise", sagt Seisenberger.

Das Ansinnen der Kunden, leere Eierschachteln weiterzuverwenden, sei zwar eigentlich lobenswert im Sinne einer Müllvermeidung und Ressourcenschonung, meint der Lebensmittelkontrolleur. Hygienische Gründe sprächen allerdings dagegen. Denn neben sichtbaren Verunreinigungen wie ausgelaufenem Eiweiß, Federn und Hühnerkot gibt es unsichtbare Gesundheitsgefährdungen - Stichwort Salmonellen. Und das sei eben ein aktuelles und konkretes Thema, "spätestens jetzt mit dem ,Bayern-Ei'-Fall".

"Der Händler steht in der Verantwortung, dass sein Produkt einwandfrei ist", sagt Seisenberger. Das gilt auch für die Verpackung. Dazu kommt, dass wiederverwertete Eierschachteln womöglich nicht mehr korrekt beschriftet sind: "Auf der Packung steht dann vielleicht ,bio', und die Eier sind ,Freiland'". Auch hier sei der Händler in der Pflicht, für eine korrekte Deklaration seiner Ware zu sorgen. Die Eichstätter Standbetreiber zeigen zwar schon Verständnis für die Verordnung, haben allerdings ihre liebe Mühe, allen Kunden die Lage zu erklären - gelegentlich könnte man da durchaus vom sprichwörtlichen "Eiertanz" reden.

"Dadurch, dass es immer mehr Regeln gibt, wird die Situation für uns kleine Markthändler schon schwieriger", sagt Regina Euringer. Am Nachbarstand ist Armin Meilinger oft am Diskutieren: "Wenn ein Kunde unbedingt meint, seine Schachtel bei mir loswerden zu wollen, dann nehme ich sie halt, bevor ich streiten muss, und werfe sie selber weg. Wir verwenden jetzt ohne Ausnahme nur noch neue Verpackungen", sagt Meilinger und deutet auf einen ganzen Stapel fabrikneuer Eierkartons.

Franz Josef Mayer hat dagegen keine einzige Eierschachtel griffbereit - weder gebraucht noch neu: "Vorgepackte Eier hat es bei mir noch nie gegeben, nur lose. Die Kunden bringen ihre Schachteln selber mit und füllen die Eier selbst ein."

Darf er das? Lebensmittelkontrolleur Uwe Seisenberger sieht darin kein Problem, im Gegenteil. Das sei tatsächlich die einzig legale Art, gebrauchte Eierschachteln wiederzuverwenden. Denn "dann übernimmt der Kunde selbst die Verantwortung".