Eichstätt
"Ängste ernst nehmen"

Heidi Strobl hat Petition gestartet und erwartet "ein Zeichen von der Stadt"

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Im August erregte Heidi Strobl Aufsehen mit zwei Kundgebungen, die sie unter dem Eindruck der vorangegangenen Vergewaltigung einer Frau abgehalten hatte. Nun hat die Eichstätterin eine Petition verfasst, die die Forderung nach mehr Sicherheit in der Stadt zum Inhalt hat. ‹ŒArch - foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Es ist ein schwieriges Feld, das Heidi Strobl da beackert - eines voller Emotionen, wie sie selbst sagt. Und immer Gefahr laufend, in die "rassistische Schublade" gesteckt zu werden. Dagegen wehrt sich die 60-Jährige vehement. Vielmehr sieht sie sich als eine Art Sprachrohr jener Bürgerinnen und Bürger, die sich nichts zu sagen trauten - aus Furcht, als rechtsextrem abgestempelt zu werden.

 Heidi Strobl hat daher eine Petition gestartet, die ein verbessertes Sicherheitsgefühl in der Stadt zum Ziel haben soll. Über 400 Unterschriften sind schon zusammengekommen.

Wer mit Heidi Strobl spricht, sieht sie sehr lebhaft, sehr impulsiv, eben sehr emotional agieren. Manchmal wird sie auch laut. "Es geht mir um die Frauen", sagt die Eichstätterin, die sich als Frauenrechtlerin bezeichnet und seit etlichen Jahren bei Amnesty International engagiert ist. Und - klar - es geht um männliche Flüchtlinge, obwohl diese in der Petition nicht explizit genannt sind. "Die Situation hat sich sehr verändert." Damit meint Heidi Strobl die Sicherheitslage. So sehr, "dass das bisherige Verhalten neu überdacht werden sollte".

Spätestens seit dem dramatischen Ereignis im vergangenen August ist Heidi Strobl in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Damals war eine ebenfalls 60-jährige Frau nahe des Herzogstegs vergewaltigt worden. Der mutmaßliche Täter, ein 33-jähriger afghanischer Flüchtling, wurde mittlerweile gefasst. Strobl hatte zwei Kundgebungen am Franz-Xaver-Platz organisiert, um zu mehr Respekt gegenüber Frauen aufzurufen. Manche ihrer Äußerungen zu potenziellen "Tätern" seien wohl in den falschen Hals geraten, sagt sie heute: "Ich habe mich um Kopf und Kragen geredet. Manche haben nicht verstanden, was ich eigentlich bezwecken wollte." In ein schiefes Licht war ihre Aktion auch dadurch geraten, dass bei Strobls zweiter Kundgebung einige Leute aufgetaucht sind, die ihre rassistische Gesinnung offen zur Schau trugen. Strobl betont nun, dass sie rechtsextreme Äußerungen "aufs Schärfste" verurteile und eventuell sogar anzeige.

Aber: Wo zieht sie die Grenze? Sätze über "Pulks von fremden Männern, die Frauen beobachten", dass "arabische Männer Dominanz gegenüber Frauen gewohnt sind" und "man das nicht mehr aus ihren Köpfen herauskriegt", gehen ihr ohne Verrenkungen über die Lippen. Ebenso ihre Aussage zu Religionen: "Wenn das schon mit den Katholiken und den Evangelischen nicht klappt und die Protestanten in Eichstätt gemobbt werden - wie soll das dann mit dem Islam funktionieren"

Nein, setzt Heidi Strobl nach, sie habe nichts gegen Flüchtlinge, sie wolle nur die Ängste formulieren, die in der Bevölkerung vorherrschten. Es existiere eine gewisse Hilflosigkeit, die zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihr gegenüber in den vergangenen Monaten zum Ausdruck gebracht hätten - angesichts des Umstands beispielsweise, dass sich das Kneipp-Becken direkt in Nachbarschaft zum Spielplatz zum "Treffpunkt für Drogenkonsumenten" entwickelt habe oder auf der Bahnhofstoilette zurückgelassene Spritzbestecke gang und gäbe seien. Jetzt, wo die dunkle Jahreszeit komme, mache sie sich zunehmend Sorgen um die jungen Frauen, die in der Dämmerung zum Freiwasserparkplatz gehen müssten: "Die jetzt eingerichteten Frauenparkplätze sind zwar super, aber viel zu wenig." Heidi Strobl registriert ein Klima der Angst. Manche würden sich abends nicht mehr alleine auf die Straße trauen. Dagegen wolle sie vorgehen: "Wenn Angst unser Leben beherrscht, haben wir schon verloren." Sie wolle vor allem jungen Frauen, "die belästigt werden", Mut zusprechen, dies auch öffentlich zu sagen: "Lassen Sie sich nicht entmündigen von der Angst."

Bürgerinnen und Bürger, so Strobl weiter, "fühlen sich alleingelassen mit ihren Sorgen und Nöten". Sie vermissten einen Fürsprecher, die Prioritäten hätten sich verschoben. "Die Ängste sollen endlich ernst genommen werden."

Insofern sei die Petition eher eine "Bitte" ans Rathaus. Heidi Strobl erwartet sich von dort ein Zeichen an die Bevölkerung und fordert einen Ansprechpartner, der sich der Ängste der Bürger annimmt. Wenn es so bleibe wie jetzt, ist Heidi Strobl überzeugt, "wird die Kluft immer größer".

Die Petition läuft noch bis zum 8. November. Listen liegen bei Trachtendesign Frey in der Pfahlstraße 37 aus. Bei Heidi Strobl können sie unter der Nummer (0162) 269 38 07 angefordert werden.