Eichstätt
Bienen fliegen nicht auf Rot

Kinder-Uni startet mit Vorlesung über die fleißigen Insekten und ihre Rolle in der Natur

17.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

 

Eichstätt (EK) Die bekannte Geschichte von den Bienen und den Blüten bekamen am Freitag rund 90 Buben und Mädchen erläutert – pädagogisch aufbereitet, wissenschaftlich fundiert und doch sehr anschaulich.

Die Kinder-Uni an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat wieder begonnen. Der Andrang in den Hörsaal war sogar noch etwas größer als im vorigen Jahr, wie KU-Pressesprecher Konstantin Schulte Strathaus berichtete: 90 Kinder haben sich in Eichstätt eingeschrieben, etwa 130 sind es in Ingolstadt.

Zu Beginn begrüßte Schulte Strathaus die Kinder und einige Eltern. Seit 2013 konnten über 50 verschiedene Vorlesungen angeboten werden, zählte er auf. Die Reihe startete heuer in Eichstätt mit dem Thema „Was haben Bienen mit Äpfeln zu tun“. Dozentin war die promovierte Biologin Helga Rolletschek, Grundschullehrerin, später Seminarrektorin und seit vorigem Jahr am Lehrstuhl für „Didaktik der Biologie“ tätig.

Das Thema liege sozusagen auf der Hand, sagte sie eingangs. Schließlich gebe es an der KU nicht nur das Wahlmodul „Imkerei“, das allen Studierenden offen stehe, sondern Studenten betreuen auch zwei Bienenstöcke im Kapuzinergarten. Wenn sie Kinder aus dem Fenster des Hörsaales blickten, sahen sie diesen Garten mit seinem reichen Obstbaumbestand.

Helga Rolletschek hatte es mit einem aufgeschlossenen und wissbegierigen Publikum zu tun, das es kaum erwarten konnte, bis es losging. „Anfangen, Anfangen“, skandierten die „Nachwuchs-Studenten“, als alle versammelt waren.

Da ließ sich die Dozentin nicht lange bitten. Die ausgebildete Lehrerin zog alle Register: Sie warf Lichtbilder an die Leinwand, setzte „Smileys“ ein, hatte Modelle von einer Biene und einer Blüte dabei und zeigte einen aufgeschnittenen Apfel.

Das Vorwissen der Kinder, die bewusst aktiv eingebunden wurden, war groß. Dennoch wussten nicht alle, dass ein Apfel als „Scheinfrucht“ gilt, weil bei der Bildung der Frucht nicht nur der Fruchtboden, sondern auch andere Teile der Frucht, wie Blütenachse, beteiligt sind.

Am groß dimensionierten Modell erläuterte die Dozentin, was passieren muss, damit aus einer Blüte ein Apfel wird. Genau ging Helga Rolletschek auf die Rolle der Biene ein. Sie zeigte die verschiedenen Sinnesorgane und ihre Funktion auf. Dabei erfuhren die Kinder, dass Bienen Farben sehen können, diese aber anders als Menschen wahrnehmen: So wirkt die leuchtende Farbe Rot auf die Insekten wie Schwarz und ist damit als relativ unattraktiv. Andererseits reagieren Bienen natürlich auch auf Düfte, und wenn die Blüte verführerisch riecht, fliegen die Bienen manchmal doch auf Rot.

Um Nahrung aufzunehmen, stehen der Biene gleich mehrere Instrumente zur Auswahl: Mundwerkzeuge mit einer behaarten Zunge und einem Löffelchen an deren Spitze, Putzscharten an den Beinen, mit denen sie die Pollen aus ihrem eigenen Haarkleid bürstet und schließlich in den Pollenkörbchen an den Hinterbeinen sammelt. „Eine Biene fliegt 3000 Blüten an einem Tag an“, erklärte die Dozentin den Kindern. „Bienen bestäuben 70 bis 80 Prozent aller Nutzpflanzen“, wies sie auf die Bedeutung der fleißigen Insekten hin.

Am Ende der Vorlesung durfte sich jeder der kleinen Hörer ein Honigbonbon nehmen. Schulte Strathaus wies darauf hin, dass sich durchaus noch „Nachwuchs-Studenten“ für die Kinder-Uni melden könnten.