Eichstätt
Training für Sprache und Zusammenleben

Sommerschule der Tun.Starthilfe hat gestern begonnen Heuer rund 210 Anmeldungen

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Die Sommerschule der Tun.Starthilfe hat sich in ihrer fünften Auflage schon gut eingespielt: Mit 150 Freiwilligen gibt es heuer besonders viele Helfer. Dafür sinken die Teilnehmerzahlen. Mit 210 Anmeldungen aus dem Landkreis hat die 15-tägige Veranstaltung gestern begonnen.

Mitten in den Semesterferien herrscht plötzlich wieder Betrieb an der Katholischen Universität. Mehrere Erwachsene und ein paar Kinder laufen aus verschiedenen Richtungen auf den Haupteingang zu. Als sie sich gegenseitig entdecken, winken sie, lächeln und umarmen sich. Die Erwachsenen helfen sich gegenseitig dabei, ihre Kinderwägen einige Treppenstufen herunter zu bugsieren, dann verschwinden sie auf dem Gelände.

Die Freunde sind einige von rund 210 Teilnehmern, die heuer zur Sommerschule der Tun.Starthilfe aus dem ganzen Landkreis nach Eichstätt kommen. Die fünfte Runde dieser zweiwöchigen Sprachschule mit Workshops für Flüchtlinge ist gestern gestartet. Diesmal ist deutlich weniger los als in den vergangenen Jahren. 2016 gab es beispielsweise etwa 600 Anmeldungen. Die Tun.Starthilfe vermutet, dass das an der derzeitigen politischen Entwicklung liegt.

Bis Monatsende finden vormittags Sprachkurse statt, die in kleinen Klassen mit unterschiedlichem Niveau die Deutschkenntnisse der Geflohenen verbessern sollen. Nachmittags werden vielfältige Workshops zu den Themen Nachhaltigkeit, Gesellschaft, Mensch, Religion und Kultur angeboten. In den Seminaren sollen die Teilnehmer praktisch nutzen, was sie zuvor in der Sprachschule gelernt haben. Dabei sollen sie auch dem Alltag in Deutschland näherkommen.

Organisatorin Simone Zink erklärt, dass die Zielsetzung der Sommerschule nicht nur darin bestehe, Sprachkenntnisse zu vermitteln, sondern auch darin, dass die Teilnehmer "das System verstehen". Deswegen werden wichtige Themen wie die Politik der Bundesrepublik besprochen. Die Männer und Frauen, die neu im Land sind, diskutieren über Fragen wie "Was bedeutet föderalistisches System" oder "Was bedeutet gemeinsam leben".

Außerdem geht es beispielsweise um Grundrechte und Gleichstellung von Mann und Frau, Bewerbungstipps oder Religion in Deutschland, aber auch um Möglichkeiten des "Upcyclings" (etwas Neues aus Müll herstellen). Im Unterschied zur Sommerschule 2016 steht beim Nachmittagsprogramm der Sport nicht mehr so sehr im Fokus.

Um die Motivation zu fördern, erhalten die Anwesenden für jede Unterrichtseinheit einen Aufkleber. Bei einer bestimmten Anzahl bekommen sie das zuvor gezahlte Pfand zurück. Auch interessierte Bürger und Bürgerinnen können bei den Workshops mitmachen.

Damit die Teilnehmer konzentriert und produktiv lernen können, werden ihre Kinder so lange im Garten des Maria-Ward-Hauses betreut. Die Freiwilligen, die dort auf die Null- bis Zwölfjährigen aufpassen, haben einen schönen und gleichzeitig stressigen Job: Sie kümmern sich tagsüber liebevoll um die Kleinen. Dazu gehört im Ernstfall auch das Wickeln. In einem bunten Zirkuszelt und zwischen den hohen Bäumen können die Kinder mit Gleichaltrigen spielen und toben. Einige der Helfer schlafen sogar nachts in der Nähe des Platzes, um die vielen Spielgeräte des Kreisjugendrings zu bewachen.

Laut Pressesprecher Franz Hausmann bereitet sich das Tun.Starthilfe-Team seit Februar auf die Veranstaltung vor. Rund 150 Helfer arbeiten fleißig in Logistik und Organisation oder als Lehrer und Workshopleiter. Die größten Herausforderungen sind dabei neben der laut Simone Zink "kostenintensiven" Finanzierung auch die Organisation der Fahrt zwischen Sommerschule und Wohnort der Teilnehmer. Für dieses Problem hat sich heuer eine Lösung gefunden: Im Teilnahmebeitrag ist ein Ticket für Bus und Zug inbegriffen.