Eichstätt
Altwasser-Alarm

Der Zustand der Gewässer sei teilweise "katastrophal", sagt der Vorsitzendes des Anglervereins, Max Pfuhler

29.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Der Hechtstau am Eichstätter Freiwasser (großes Bild) ist nur noch ein Schatten seiner selbst, so Max Pfuhler, Vorsitzender des Anglervereins (Bild oben links). Um die Wasserqualität zu verbessern, sei unter anderem ein Zulauf von der Altmühl nötig. Es tummeln sich zwar noch mächtige Graskarpfen im Hechtstau (rechts oben), doch die Fischpopulation ist zurückgegangen. Ein Problem ist auch, dass das Altwasser gerne als Müllkippe missbraucht wird. Zudem setzen die Enten und vor allem deren Exkremente dem Gewässer zu. - Fotos: kno

Eichstätt (EK) Eigentlich mutet er recht idyllisch an: der Hechtstau an der Eichstätter Freiwasserstraße. Doch unter der Oberfläche des Altwasserarms sei die Welt beileibe nicht mehr in Ordnung, warnt der Vorsitzende des Anglervereins, Max Pfuhler. Und das sei bei vielen weiteren Altgewässern ebenfalls so.

Wer nicht nur dort entlangradelt, sondern seinen Blick über den Hechtstau schweifen lässt, kann hier allerlei entdecken: mächtige Graskarpfen, die sich bei den Seerosen tummeln, junge Hechte, die sich meist in Ufernähe aufhalten, und einige weitere Fischarten – leider aber auch noch jede Menge Müll und Straßenpfosten, die dort gerne mal ins Wasser geworfen werden. Für Max Pfuhler ist die Fauna nur noch ein müder Abklatsch dessen, was früher hier los war: „Wenn das Wasser in Ordnung wäre, würde es vor Fischen nur so wimmeln.“ Im Sommer sei es teilweise kritisch gewesen, als die Fische mit Schnappatmung an die Oberfläche gekommen seien, wie ihm besorgte Spaziergänger berichtet hätten, so Pfuhler. Auf gut bayrisch: „Es doudlt.“

Das Problem: „Falsche Pflanzen“ wie Algen und Laub von den Bäumen entzögen dem Wasser Sauerstoff. Ein weiteres Manko ist derzeit nur allzu ersichtlich: „Der Biber hantiert.“ Er holt sich aus dem angrenzenden Maisfeld Nacht für Nacht Stengel, und die abgenagten Exemplare treiben nun zu Dutzenden auf der Wasseroberfläche: Wenn das alles zu Boden sinkt, findet ein Faulungsprozess am Boden statt, der erhebliche Auswirkungen auf die Wasserqualität habe, so Pfuhler. Mit Schrecken erinnert er sich noch an das Fischsterben von 2009 im Hechtstau, als die Angler sechs Zentner wegen Sauerstoffmangels verendete Fische aus dem Wasser ziehen mussten. Damit es nicht wieder so weit kommt, fordert Pfuhler grundlegende Maßnahmen: Von der Altmühl her müsse oberhalb der Schlagbrücke ein Zulauf gelegt werden, der ständig für frisches Wasser sorgt. „Das mahnen wir schon seit sechs Jahren an“, so Pfuhler. Die fertigen Pläne lägen zwar im Stadtbauamt, geschehen sei allerdings noch nichts. Dafür würden die Kosten ständig steigen: „Damals war noch von 15 000 Euro die Rede, mittlerweile sind es 80 000 Euro.“ Weiterhin wäre erforderlich, so Pfuhler, den Hechtstau gründlich auszubaggern, um einerseits mal den Schlick zu entfernen und andererseits Schutzräume für Fische zu schaffen. Die Tiefe des Gewässers sei mit 30 bis 40 Zentimetern einfach zu gering.

Solche Probleme wie am Hechtstau gebe es auch anderswo: Erst kürzlich hat Pfuhler mit Vereinskollegen rund 15 Altgewässer von Breitenfurt bis Grösdorf unter die Lupe genommen. Deren Zustand sei teilweise „katastrophal“ – sie präsentierten sich verlandet und zugewachsen, auch seien manche Zuläufe zugeschwemmt. Hier sei das Wasserwirtschaftsamt gefordert, das jedoch die Sache differenziert sieht: Die Gewässer seien in verschiedene Kategorien gefasst, erklärt Abteilungsleiter Stephan Daum. Einige würden regelmäßig geräumt, andere wiederum der Natur überlassen. Oft seien Eingriffe schlicht zu aufwendig und zu teuer. Allerdings sei die Behörde ständig in Kontakt mit der Fischerei.

Einem dürften aber weder Wasserwirtschaftsamt noch Angler Herr werden: der ausufernden Entenfütterei. Mit „Riesentüten“ rückten die Leute an, klagt Pfuhler. Die Folge: Das Federvieh vermehrt sich ungehemmt und setzt den Gewässern mit seinen Ausscheidungen mächtig zu. Außerdem fresse es den Laich weg. „Leider wird das Fütterungsverbot in Eichstätt sehr großzügig gehandhabt“, so Pfuhler.