Eichstätt
Affäre des Künstlers mit einem Ort

Rudolf Ackermann zeigt Eichstätt in Zeichnungen, Aquarellen und Drucken Ausstellung bis Jahresende

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Rudolf Ackermann im Gespräch mit Christof Cebulla (links) vor Bildern seiner Ausstellung. - Foto: Straßer

Eichstätt (EK) 40 Arbeiten in zwölf hochformatigen Rahmen - und trotzdem nur eine Auswahl: Vor 70 Jahren malte Rudolf Ackermann sein erstes Eichstätt-Bild. Seine "frühe Affäre mit einem Ort" ist nun in der Buchhandlung Cebulla zu entdecken.

Elf Jahre alt ist Rudolf Ackermann, als er 1947 als Flüchtlingsjunge und Gymnasiast nach Eichstätt kommt. Ohne seine Eltern. Er findet, zusammen mit einem Kriegsheimkehrer, ein Quartier in einer Kammer in der Westenstraße - in der Stube der Hausleute aber hat er am Fenster einen Platz nur für sich. Die Aussicht aus diesem Fenster - das Aquarell "Burg" von 1947 - bildet eine Art Auftakt in der Ausstellung "Eichstätt. Zeichnungen, Aquarelle, Drucke", die bis 30. Dezember in der Buchhandlung Cebulla in Eichstätt zu sehen ist.

Rudolf Ackermann wurde 1936 in Ostböhmen geboren. Nach seinem Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste lehrt er an Gymnasien und heute noch an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sein ganzes Leben lang ist er künstlerisch tätig - als Maler, Grafiker und Gestalter. Mehr über Ackermanns Jugendjahre kann man im Katalog zur Ausstellung nachlesen, die den Untertitel "Frühe Jahre der Affäre mit einem Ort" trägt. "Affäre, das bedeutet ja nicht unbedingte Hingabe oder grenzenlose Liebe, sondern drückt eine gewisse Ambivalenz aus", erklärt Rudolf Ackermann.

Diese Ambivalenz lässt sich in der Ausstellung gut nachvollziehen: Der Großteil der Arbeiten stammt aus der Zeit zwischen dem Ende der 1950er- und der Mitte der 1960er-Jahre. Eine Zeit, die der Künstler im Rückblick als "eine Zeit großen Schwärmens für diese Stadt" beschreibt. Das sieht man: So fasziniert ist der junge Ackermann von Eichstätt, dass er seine Eindrücke festhalten, Gesehenes authentisch abbilden will. Der zweite Schwerpunkt der Eichstätt-Ausstellung liegt in den 1980er-Jahren. Eine andere Zeit, ein anderer Lebensabschnitt - und ein anderer Blick auf die Stadt.

Ackermann nähert sich Eichstätt nun weniger schwärmerisch, folgt eher dem Prinzip des Weglassens, hält nur das fest, was ihn interessiert. Entstanden sind diese späteren Werke, meist Zeichnungen, oft bei Streifzügen mit seinen Studenten durch die Stadt, es sind fast flüchtige, aber dennoch prägnante Momentaufnahmen. Nicht nur Ackermanns Blick auf die Stadt, sondern auch Eichstätt selbst hat sich in der Zwischenzeit verändert. "Häuser wurden abgerissen, die Art, wie die Stadt mit sich umgeht und die Bewohner mit ihrer Stadt, hatte sich verändert. Aber es entstand auch viel Neues", erinnert sich der Künstler. Die Arbeiten aus der "Schwärmphase" sind von einer gewissen Nähe geprägt - wortwörtlich etwa bei den Aquarellen zu den Deckenfresken der Schutzengelkirche, die der junge Künstler von einem Gerüst aus in der Kirche malte. Die späteren Bilder scheinen dagegen eine gewisse Distanz auszudrücken, nicht nur, weil sie teilweise vom Frauenberg aus entstanden sind.

40 Arbeiten sind insgesamt zu sehen - das ist viel für den kleinen Galerieraum der Buchhandlung Cebulla. Als ihm die Idee dazu kam, seine Eichstättbilder zum Thema der Ausstellung zu machen, sei bald klar gewesen, dass ein besonderes Konzept her müsse, so Ackermann: "Nur acht bis zehn Werke auszuwählen, das hätte für mich keinen echten Bogen gespannt, ich habe mir Mühe gegeben, ein Paket zu schnüren." Dieses "Paket" wird nun in zwölf hochformatigen Rahmen präsentiert, "quasi ein Glaskabinett" über Eichstätt, wie der Künstler schmunzelt.

Betrachter können bei allen Bildern ins wehmütige Schwärmen geraten - da gibt es nicht nur heute verbaute Blickwinkel zu bestaunen, sondern auch das ein oder andere Eichstätter Original zu entdecken: Den Musiker Roland Goll oder den Eisverkäufer Sandner Hias werden ältere Eichstätter noch kennen. "Heute rührt mich das fast selber an", sagt Rudolf Ackermann, "es war natürlich auch emotional, die alten Mappen zu öffnen. Das ist vielleicht wie für andere Menschen ein Fotoalbum."

Die Ausstellung "Eichstätt. Zeichnungen, Aquarelle, Drucke. Frühe Jahre der Affäre mit einem Ort" ist bis zum 30. Dezember in der Buchhandlung Cebulla, Ostenstraße 2, in Eichstätt zu sehen (Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr).