Dollnstein
"Das Glück soll heute vollkommen sein"

Dollnstein feiert 630 Jahre Marktrecht mit dem Historienspiel "Der Gunsterweiß des Königs"

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Dollnstein (EK) Vor 630 Jahren hat Dollnstein das Marktrecht erhalten, was zum runden Jahrestag vor drei Jahrzehnten unter anderem mit einem Historienspiel gefeiert wurde. Jetzt war die Verleihung erneut Anlass, das Spiel unter neuem Namen nochmals aufzuführen - mit großem Erfolg.

Dreimal zieht die Gruppe aus Schauspielern des Jubeljahrs 1987 und neuen Darstellern vor die Burgmauer, um dort vor Augen zu führen, wie "Das Marktrecht zu Dollnstein" Wirklichkeit wurde. So hieß zumindest der ursprüngliche Titel des Stücks aus der Feder des ehemaligen Schulrektors Franz Xaver Regler. Er führte damals Regie und ließ sich dies auch bei den neuerlichen Aufführungen nicht nehmen.

Sie lockten insgesamt gut 750 Besucher an, die teils auch aus den umliegenden Orten wie Schernfeld oder Mörnsheim herbeiströmten. "Ein gut durchmischtes Publikum" ist Edgar Mayer als Kulturbeauftragter des Marktes Dollnstein zufrieden. Er selbst spielt bescheiden einen Bauern, eben den "Moier" und weist als Erzähler zu Beginn des Stücks auf dessen Hintergründe hin.

Damals ist die Lage recht angespannt. Gleich zwei Päpste beanspruchen den Stuhl Petri für sich, was für religiöse Spannungen sorgt. Die machen sich auch die sogenannten "Geißler" zu Nutze, die, sich selbst schlagend, die durch die Orte ziehen, um die Menschen zur Buße zu rufen. Ob sie es ehrlich meinen, oder eher eine Art Schutzgelderpresser-Gruppe darstellen, bleibt offen.

Der Dollnsteiner Vogt Seyfried Stuhler speist sie mit Münzen ab, damit sie den Ort verlassen. Und bekommt prompt ein "so kann man auch Buße tun" zur Antwort. Gespielt wird der adelige Beamte von Altbürgermeister Konrad Liepold, der auch 1987 mit von der Partie war - vier Jahre, bevor er zum Rathauschef avancierte. Die sich geißelnden Herren will aber hier keiner haben, denn es hat sich Freiherr Friedrich von Heideck (gespielt von Franz Hell) mit Gemahlin Beatrix (Carola Renn) zu Besuch angesagt. Ihm untersteht auch ein Dollnstein, das an allen Ecken und Enden leidet.

Den Bauern geht es schlecht, ihre Moral sinkt. "Sie drücken sich vor den Frondiensten und vorm Straßenkehren", moniert der Vogt. Und der "Zehnte" lässt auch immer öfter auf sich warten. "Wenn der Hagel das Korn verdirbt, können sie beim besten Willen nicht bezahlen", ergreift der Pfarrer (Adi Metz) Partei für sie. Ein Löffelmacher (Rainer Mayinger) wird als Wilddieb verhaftet. Ob er schuldig ist, verrät das Stück nicht. Wohl aber, dass ihn, wenn überhaupt, die Not und die Sorge um seine vielköpfige Familie zur Tat getrieben haben.

Der Kummer macht auch vor dem "Moier"-Haus nicht Halt. Tochter Resl (Anna Mayr) will den Häuslersohn Franz (Simon Pfisterer) heiraten, doch das will ihr Vater nicht, weil er eine düstere Zukunft für sein Kind befürchtet. Und auch die Gewerbetreibenden haben es schwer. Das Risiko, auf ihren Handelsreisen kurz nach Dollnstein schon ausgeraubt zu werden, ist hoch. Die Probleme der Bevölkerung soll Freiherr Friedrich lösen. Bei seinem Empfang darf also nichts schief gehen. "Das mir ja keiner rülpst oder gar furzt", ermahnt er Vogt.

Der hohe Gast hat denn auch die erlösende Botschaft dabei: "König Wenzel hat mir das Recht verliehen, in Dollnstein Markt abzuhalten!" Die Urkunde verlesen darf des Freiherrn Sekretär (Bürgermeister Wolfgang Roßkopf). Lauter Jubel bricht los, und die Damen, die sich jetzt zurecht Marktfrauen nennen dürfen, geraten ins Schwelgen. Denn bald, so stellt es ihnen Beatrix in Aussicht, werde es hier vor Gewürzen aus Indien und Schmuck aus Venedig wimmeln. Die Handwerker können ihre Produkte vor der Haustür verkaufen, und "die Bäuerinnen müssen nicht jedes Ei und jede Henne auf den Markt nach Eichstätt schaffen", sagt Friedrich.

Der neue Marktort stehe unter dem Schutz des Königs - "Dollnstein wird wachsen!" - prophezeit der Freiherr, der zugleich ankündigt, es mit einer "festen Mauer" zu umgeben. Für die Markttage braucht er zugleich einen tüchtigen Gehilfen, der sich in Form von Franz findet. Da nun "eine Amtsperson als Schwiegersohn" in Aussicht steht, gibt der "Moier" seinen Segen zu dessen Heirat mit Resl. Und auch der mutmaßliche Wilddieb wird freigelassen. Denn "das Glück soll heute vollkommen sein!", verkündet Friedrich und weist auf die historische Tragweite der Marktrechtsverleihung hin. "Daran wird man sich in 1000 Jahren noch erinnern - und dann kommt Ihr alle wieder!" Sagt er zum Publikum.

Ob in naher Zukunft ein weiteres Mal das Historienspiel aufgeführt wird, ist erst einmal noch ungewiss. Die jetzige Neuauflage wurde indes relativ kurzfristig gestemmt. Den Anstoß lieferte Heimatkundler Bernhard Eder, der damit bei Regler auf offene Türen stieß. Der Gemeinderat gab seinen Segen, ein erstes Treffen der Schauspieltruppe ergab sich in der zweiten Aprilhälfte. Zwei Monate später schon darf man die schnell gewachsenen Früchte ernten. Das sei einem "komprimierten Arbeiten" zu verdanken, sagt der Kulturbeauftragte Edgar Meyer. Der Spaß kam dabei wohl aber auch nicht zu kurz - zumindest war er den Darstellern bei den Auftritten anzumerken.