Dollnstein
Aktiver Beitrag zum Naturschutz

Auf einer Fläche von etwa 6000 Quadratmetern wurde die Altmühl bei Dollnstein renaturiert

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Foto: DK

Dollnstein (EK) An der Altmühl östlich von Dollnstein wurden auf einer Fläche von etwa 6000 Quadratmetern unterschiedliche Feuchtbiotope angelegt. Ziel ist einerseits die Verbesserung der Lebensraumfunktion der Altmühlaue, andererseits die Stärkung des natürlichen Rückhalts.

Martin Burkhart, Sachgebietsleiter Landespflege beim Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt und für dieses Projekt verantwortlich, erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung die einzelnen Maßnahmen. So wurde unter anderem ein bestehendes Altgewässer geräumt und um etwa 50 Meter verlängert. „Altgewässer sind typische Landschaftsbestandteile im Altmühltal und für den Arten- und Biotopschutz von besonderer Bedeutung“, so Burkhart.

Vor allem Fische nutzten Altgewässer als Laichhabitat und Rückzugsraum, zudem seien sie die „ideale Kinderstube für junge Fische“ und auch für andere Tiergruppen wie Reptilien, Amphibien und Libellen wichtige Lebensräume. Hier bei Dollnstein wolle man unter anderem der Erdkröte und der Ringelnatter mehr Lebensraum schaffen und den Grasfrosch, der Flachwasserzonen und Mulden benötigt, wieder heimisch werden lassen, erklärte Burkhart weiter.

Deshalb erfolgte ein großflächiger welliger Oberbodenabtrag zur Schaffung grundwassernaher Standorte mit Mulden und Senken. Hier soll sich eine typische Auenvegetation aus Röhrichten, Hochstaudenfluren und Feuchtgebüschen entwickeln, die eine reiche Insektenfauna beherbergt und Lebensraum für heute seltene Vogelarten wie den Teichrohrsänger und den Feldschwirl ist.

Mit dem Geländeabtrag von etwa 5000 Kubikmetern entsteht neuer Retentionsraum für Wasser und im Boden eingelagerte Stoffe. „Die Renaturierungsmaßnahme ist deshalb auch ein kleiner Beitrag zum vorbeugenden Hochwasserschutz“, weiß Stephan Daum, der als Abteilungsleiter für die Wasserwirtschaft im Landkreis Eichstätt zuständig ist, „auch wenn darauf nicht das Hauptaugenmerk liegt“.

Daum lobte die Gestaltung insbesondere des neu angelegten Altgewässerabschnittes mit steilen und flachen Ufern: „Dadurch wird die Altmühl an dieser Stelle zugänglicher und sicherer, auch für Erholungssuchende oder Familien ist dies ein schöner Nebeneffekt.“

Die Gesamtkosten von rund 20 000 Euro werden aus Haushaltsmitteln des Freistaates Bayern finanziert, der für Pflege und Erhalt von Gewässern erster Ordnung und die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 zuständig ist. Diese verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten, für alle Binnen- und Küstengewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand sicherzustellen. Die Rückführung der Gewässer in die ursprünglichen Flussläufe ist ein wichtiger Bestandteil davon.

Die Altmühl sei in dieser Hinsicht durch die bisherigen Maßnahmen schon in einem sehr guten Zustand, betonte Burkhart: „Dadurch ist der Fluss biologisch durchgängig. Das heißt, dass Fische und Gewässertiere Wehre und andere Hindernisse über extra dafür angelegte Umgehungsbäche umwandern können.“

Defizite sieht der Experte aber noch bei der Altmühlaue: Im Zuge der Altmühlregulierung in den Jahren 1927 bis 1930 wurde die Aue entwässert, wodurch die ehemals weit verbreiteten Feuchtlebensräume verschwanden und die mit nassen Mulden durchsetzten Feuchtwiesen eingeebnet und schließlich in Ackerland umgewandelt wurden. Durch die aktuellen Maßnahmen sollen die Lebensraumfunktionen der Aue als aktiver Beitrag zum Naturschutz wiederhergestellt und verbessert werden.