Demnächst
Dichtgemachter Friseursalon

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Demnächst Neueröffnung" steht auf einem Zettel auf der ansonsten mit Zeitungspapier blickdicht gemachten Türe, die sich im Untergeschoss des "Weißen Rosses" (Am Graben 21) befindet. Und das "dichtgemacht" ist hier leider wörtlich zu nehmen, ist der Zettel doch nur sozusagen ein Abgesang auf den berühmten Humor des ehemaligen Ladeneigentümers.

Die Tür führte in den mit zehn Quadratmetern kleinsten, altmodischsten und legendärsten Friseursalon Eichstätts, den Heinz Matusch seit 1967 betrieb, bis ihn eine Erkrankung zwang, sein "kleines Heiligtum" nach 48 Jahren für immer zu schließen. Den Friseursalon als "Kult" zu bezeichnen, ist keine Übertreibung.

Es war die ganz besondere Atmosphäre vom Geist der alten Zeit mit dem teils bis in die 1950er-Jahre zurückreichenden Originalinventar, es war aber vor allem die allseits beliebte und unverwechselbare Persönlichkeit das "Baders", der immer zu einem kleinen Scherz aufgelegt war. Seine Kundschaft, zu der übrigens nicht wenig Eichstätter Prominenz zählte, dankte es ihm durch langjährige Treue.

Ein Friseurgeschäft an dieser Stelle bestand übrigens über 130 Jahre lang. Im Januar 1880 eröffnete dort der "Bader" Franz Xaver Kuhn ein "Rasir- und Haarschneide-Geschäft", Vorgängerin von Matusch war Maria Pröls, bei der wiederum ein weiteres Eichstätter Original den Leuten die Haare schnitt: der als späterer Gastwirt legendäre Fux'n Kare. Matusch übernahm schließlich als 22-Jähriger den Laden, die Einrichtung kam aus dem Friseursalon des Vaters in der Webergasse.

Seit 2014 ist sie leider Geschichte, die Frisierstube von Heinz Matusch - ebenso wie sein berühmter Baderteller, der morgens auf- und abends abgehängt wurde und immer Ziel von nicht wirklich böse gemeinten Scherzen war - allerdings dieses Mal nicht des Eigentümers. ‹ŒClaudia Grund