Böhming
Lob für "vierbeinige Mähmaschinen"

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner beim Lammabtrieb in Böhming – Handwerkermarkt

27.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Foto: Matthias Metzel

Böhming (EK) Einen leidenschaftlichen Appell, heimische Produkte zu konsumieren, richtete Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) beim Altmühltaler Lammabtrieb an die Bevölkerung. Das Spektakel fand am Wochenende zum zwölften Mal in Böhming statt – Brunner war Schirmherr.

Wenn die Lammherden ihre kräuterreichen Weiden auf den Wacholderheiden verlassen, um ins Winterquartier zu ziehen, nimmt man das im Kipfenberger Ortsteil Böhming zum Anlass für ein großes Fest. Der Kipfenberger Bürgermeister Christian Wagner konnte zu dem Festzug neben Helmut Brunner, der bereits 2011 in das 600-Seelen-Dorf zu dem Ereignis gekommen war, viele weitere Gäste begrüßen.

Für die Ökologie der Jurahänge sei die Hüteschäferei von größter Bedeutung, betonte Wagner. Nur durch die Beweidung könne die für das Altmühltal so einzigartige Flora und Fauna mit ihrer Artenvielfalt erhalten werden. Um die Existenz der Hüteschäfer zu sichern und die Juralandschaft zu erhalten, sei 1997 das Projekt „Altmühltaler Lamm“ initiiert worden. „Großveranstaltungen wie der Lammauftrieb im Frühjahr in Mörnsheim, der Lammabtrieb in Böhming und die Lammerlebnistage in Schernfeld dienen dazu, die Zielsetzungen dieses Projekts weiter bekanntzumachen“, hob Wagner hervor. Die regionale Vermarktung von Lammfleisch und -produkten sichere Arbeitsplätze und erhöhe die Kaufkraft in der Region. Das Altmühltaler Lamm sei zu einer beliebten Spezialität geworden.

Der Pflegeauftrag sei bestens erfüllt, stellte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner fest. Mit dem Lammabtrieb gehe ein wichtiger Abschnitt im Schäferjahr zu Ende. Schäfer sein sei nicht nur Beruf, sondern Berufung, das Schäferjahr sehr arbeitsreich. Ein „Schäferstündchen“ habe oft mehr als 60 Minuten, so der Minister: Weideflächen suchen und einteilen, Klauenpflege, Hundeausbildung, sich um kranke Schafe kümmern, bei der Lammung helfen, Vermarktung von Schafprodukten und vieles mehr. Die Witterung sei heuer für viele Schafhalter eine große Herausforderung gewesen.

Brunner: „Sie, liebe Schäferinnen und Schäfer, erhalten eine einzigartige Kulturlandschaft im Naturpark Altmühltal und sichern die biologische Vielfalt.“ Ohne die „vierbeinigen Mähmaschinen“ würden die Wacholderheiden verbuschen. Er habe sich („erfolgreich“) dafür starkgemacht, dass die ökologischen Vorrangflächen schon Mitte Juli beweidet werden durften, unterstrich Brunner. „Ich werde zudem alles daran setzen, dass die Flächenzahlungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen“, versprach Brunner, der die Landwirtschaft selbst gelernt hat.

Nicht die Betriebsgröße und die Anzahl der Tiere dürften über die Zukunft eines landwirtschaftlichen Betriebes entscheiden. „Wir brauchen qualifizierte, motivierte Betriebsleiter.“ Brunner regte zudem an, einen Bildungsprozess in Gang zu setzen. „Ich möchte, dass im ganzen Land jedes Kind mindestens einen Tag lang einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchen kann.“

Nach den Worten des Ministers ist Bayern mit über 380 000 Schafen das schafreichste deutsche Bundesland. „Die bayerischen Schafe grasen auf 17 500 Hektar Sommerweiden und auf 3000 Hektar Hutungen. Sie erhalten dort den Lebensraum für seltene Tiere oder Pflanzen“, sagte Brunner. Die extensive Tierhaltung habe ihren Preis und müsse unterstützt werden, um sich neben intensiveren Produktionszweigen zu behaupten. Am Projekt „Altmühltaler Lamm“ zeige sich eindrucksvoll, was entstehen kann, wenn sich Schäfereibetriebe, Vermarkter, Metzger und Gastronomen zusammenschließen. „Erzeuger und Verbraucher sitzen in einem Boot“, so der CSU-Politiker. Der Verbraucher müsse aus Überzeugung bereit sein, einen angemessenen Preis zu bezahlen. „Neuseeländische Schafe pflegen unsere Flächen und unsere Landschaften nicht. Das muss der Verbraucher wissen.“

Grußworte sprachen am Samstag zudem Peter Reuter, der Vorsitzende des Landesverbands Bayerischer Schafhalter, die Altmühltaler Lammkönigin, Gabriela Eckstein, und die Bayerische Wollkönigin, Kerstin Müller. Am beliebten Woll- und Handwerkermarkt beteiligten sich rund 40 Aussteller aus nah und fern. Mit Schmankerln vom Altmühltaler Lamm verwöhnten die Wirte bei der zweitägigen Veranstaltung.

Nachdem Brunner mit Schäferkittel, Hut und Schippe vom Vereinsvorsitzenden der Hüteschäfer im Naturpark Altmühltal, Erich Neulinger, und von Schäfer Alfred Eichhorn ausgestattet worden war, setzte sich der Festzug – angeführt von der Blaskapelle Kipfenberg – in Bewegung. Mehr als 700 Merinolandschafe und einige Ziegen machten sich so symbolisch auf in ihr Winterquartier.