Böhmfeld (nie) Am heutigen Mittwoch feiert in Böhmfeld die derzeit einzig lebende Ehrenbürgerin und gute Seele der Pfarrei St. Bonifatius, Walli Buchner (Foto), ihren 90. Geburtstag. In geistiger Frische und bei guter Gesundheit ist sie, wie sie selbst sagt, doch echt aufgeregt, was da auf sie zukommt. Den Tag beginnt "Fräulein Walli", wie sie ein Großteil der Ortsbewohner nennt, mit dem Studium des EICHSTÄTTER KURIER. Das Wort "Fräulein" hat sich bei ihr im Übrigen zu einem Markenzeichen entwickelt - mit hoher Wertschätzung.
Am 28. Februar 1927 zeigte der Gürtler Johann Buchner beim damaligen Bürgermeister Maximilian Meyer an, dass am 22. Februar seine Tochter Walburga geboren worden ist. Ihr sollte, wie ihren fünf Geschwistern, ein schweres Schicksal bevorstehen: 1932 verstarb ihre Mutter bei der Geburt eines weiteren Kindes, der Vater wurde 1936 von den Nazis in ein Konzentrationslager gesteckt. Die sechs Kinder wurden auf Pflegefamilien verteilt. Die kleine Walli kam zu Johann Bauer in den Kotterhof, wo sie in der Landwirtschaft mithalf. Nach Kriegsende errichtete Pfarrer Franz Federl 1945 vorausschauend in der Hofstetter Straße den ersten Kindergarten mit einer Krankenpflegestation. Den Kindergarten führte Waltraud Weber, die Krankenpflege Käthe Baumeister. Als 1948 das Gebäude nicht weitergemietet werden konnte, baute Federl umgehend im östlichen Bereich Böhmfelds einen neuen Kindergarten. Als die Kindergärtnerinnenstelle neu zu besetzen war, meinte Pfarrer Federl: "Walli, das machst du jetzt."
Sie hatte zunächst fachpädagogisch keine Ahnung, aber den Umgang mit Kindern im Herzen. Im Oktober 1950 trat sie ihren Dienst an und führte ihn bis zur Pensionierung im Juli 1987 weiter. Im Jahr 1957, als der Ort durch Flüchtlinge, die sich in der Pfarrsiedlung Häuser bauten, rasch anwuchs, errichtete Pfarrer Federl schließlich seinen dritten Kindergarten, diesmal neben der Pfarrkirche, mit Jugendräumen und einem Saal für die gesamte Pfarrei.
Vor allem in diesem Kindergarten wurden von "Fräulein Walli" Hunderte von Böhmfelder Kindern erzogen und an das Miteinander herangeführt, immer gut gelaunt und positiv gestimmt, mit einer ansteckenden Ehrlichkeit. Für ihre vielfältigen Verdienste im Ort und ihren stets selbstlosen Einsatz für andere wurde sie von der Gemeinde deswegen im Februar 2007 zur Ehrenbürgerin ernannt.
Daneben war ihr das Wohlergehen der Pfarrei in den vergangenen 70 Jahren immer ein Anliegen. Sie führte den Haushalt von Pfarrer Franz Federl und pflegte ihn in seinen letzten Lebensjahren. 25 Jahre war sie in der Bücherei tätig und 35 Jahre sorgte sie als Mesnerin in der Pfarrkirche für Sauberkeit und eine würdige Gestaltung der Gottesdienste. Um die derzeit laufende Renovierung des Gotteshauses finanziell zu unterstützen, bereitete sie mit großem Eifer in den vergangenen fünf Jahren Tombolas bei Pfarrfesten vor, deren Erlös der Pfarrei zugutekam. Mit 90 Jahren ein glücklicher Mensch zu sein, ist nicht selbstverständlich. Walli Buchner aber ist im Herzen jung geblieben, und das stetige Lächeln in ihrem Gesicht bestätigt dies. Wer sie kennt, weiß, dass Feiern bei ihr großes Herzklopfen verursachen und ihrer bescheidenen Art widersprechen. Sie aber hat es verdient, dass ihr viele Gratulanten Glückwünsche überbringen.
Am Sonntag gibt es nach dem Pfarrgottesdienst um 10.30 Uhr noch einen kleinen Stehempfang im Pfarrsaal, bei dem die Pfarreiangehörigen gratulieren können. ‹ŒFoto: Nieberle
