Biesenhard
"Blutauffrischung" für Eichstätt

Theaterverein Ochsenfeld-Biesenhard begeistert mit neuestem Theaterstück "Die fünf Karnickel" das Publikum

25.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:30 Uhr

Eine illustre Schafkopfrunde (von links): Großvater Andreas Hollinger mit den Schafkopfbrüdern Michael Günthner, Florian Beyerle, Hans Bösl und Harald Schneider - Foto: ado

Biesenhard (ado) Einen sehr kurzweiligen Abend beschert die Theatergruppe Ochsenfeld-Biesenhard mit ihrem Schwank „Die fünf Karnickel“ den Zuschauern im Biesenharder Bösl-Saal. Die bekannte Theatergruppe präsentierte nach einjähriger Schaffenspause sechs Vorstellungen vor ausverkauftem Haus.

Das Ensemble wirkte frisch und motiviert, und nahezu jeder der 15 Akteure spielte seine individuelle Klasse aus. Bühnenbauer und Maskenbildner hatten ganze Arbeit geleistet, denn die gesamte Aufmachung war perfekt der Zeit um 1900 angepasst.

Der Dreiakter von Julius Pohl bot den Regisseuren Daniel Bösl und Simone Klinger viel Spielraum für Veränderungen, so wurde kurzerhand der Ort der Handlung ins nahe Eichstätt verlegt. In den bereits zur Tradition gewordenen musikalischen Beiträgen nahmen Katharina Alberter und Michael Günthner in Begleitung von Hermann Kemmeter zu Beginn und zwischen den Akten verschiedene aktuelle Themen des Eichstätter Stadtlebens auf’s Korn: Das Geschäftesterben in der Innenstadt, die schleppende Aufarbeitung verschiedener Bauvorhabenoder die neue Innenstadtmoderatorin.

Schon im Jahre 1900 wirkte die Kleinstadt eher verschlafen, ganz im Gegensatz zum nahen Ingolstadt. Eine Verlockung für die Schafkopfrunde, die sich im Wohnzimmer der Bäckersfamilie Klopps trifft: Bäckermeister Blasius Klopps (dargestellt von Harald Schneider), Schneider Nikodemus Dünnhirn (Michael Günthner), Drogist Sixtus Schäberl (Florian Beyerle) und Förster Josef Haslinger (Hans Bösl). Auch Altbäckermeister und Großvater (Andreas Hollinger) gesellt sich dazu. Eigentlich sollte ja der Jahresüberschuss aus der Kart’l-Kasse von exakt 142,35 Mark wieder für einen gemeinsamen Ausflug mit den Gemahlinnen der Schafkopfbrüder hergenommen werden („Letz’st Johr war ma auf’m Feierwerfescht in Kipfaberg“), aber der just zum richtigen Zeitpunkt auftauchende Schuhcremeverkäufer „Eule“, gespielt von Stefan Wagner, bringt einen Besuch im Varietétheater zu Ingolstadt ins Spiel. Die für die Karten notwendigen 100 Mark kassiert er sofort und in bar. Nach dem Theater sollten sich die fünf Herren und die feschen Darstellerinnen, „Die fünf Karnickel“, bei einem gemeinsamen Abendessen näher kommen.

Gesagt – besiegelt: Schon am nächsten Tag soll das Abenteuer beginnen, nur die Gemahlinnen dürfen nichts davon mitbekommen. Förster Haslingers Idee, die Reise als Jagdausflug zu tarnen, wird einstimmig angenommen. Abgelenkt durch wichtige Themen im Frauenfortbildungsverein („Eichstätt verblödet wegen der Durchheiraterei im Ort – wir brauchen eine Blutauffrischung!“) schöpft erst einmal niemand Verdacht. Die Reise nach Ingolstadt entpuppt sich als Reinfall, der Schuhcremeverkäufer als gerissener Schlawiner und der anschließende Frust-Stammtisch als Ursache für weitere Unannehmlichkeiten.

Als die Herren am nächsten Tag arg verkatert in ihren Betten aufwachen, schöpfen ihre Gemahlinnen Verdacht, zuvorderst die Förstersfrau Apollonia Haslinger (Monika Bösl). In bester Miss-Marple-Manier ermitteln auch Balbina Schäberl (Maria Maile), des Bäckermeisters Frau (Petra Dengler) und die Schneidersgattin Scholastika Dünnhirn (Monika Rathei).

Ein Foto der Varietésängerin Lilly, eine Flasche „Eau de Cologne“ und ein Bericht über einen Hotelbrand im Kreisblatt bringen die Detektivinnen auf eine heiße Spur, und die Ehegatten zusehends in die Bredouille. Als justament der vermeintlich potente Altbäckermeister Klopps die ganze Schuld auf sich nimmt, versteht selbst die gutmütige Großmutter (Gabi Mastrogregori) die Welt nicht mehr. Verdächtigungen und Verwechslungen wechseln sich ab, fein garniert mit Klatsch und Tratsch des Eichstätter Kleinstadtlebens. Niemand ahnt, dass in Wirklichkeit der fleißige Bäckerssohn Kunibert (gespielt von David Bösl) als Verursacher hinter dem Hotelbrand steckt. Dessen Liebe zur Varietésängerin Lilly Bärnbrunner (Sophie Bösl) – eine der „fünf Karnickel“ – hätte der Vater wohl nie akzeptiert. Tags darauf taucht Lilly selbst „mit kurzem Haar, aber ohne Göd“ in Eichstätt auf, und holt sich vom Vater den Segen zur Heirat ab. Dank der resoluten Schneidersfrau Scholastika werden die Umstände des Männerausflugs aufgeklärt, was zum einhelligen Fazit der Darsteller führt: „Wir brauchen a Blutauffrischung, unser Eichstätt verblödet!“.