Abenberg
Eine christliche Schule im Wandel der Zeit

Die Mädchenrealschule Marienburg Abenberg besteht seit 50 Jahren Erste Ursprünge bereits im Jahr 1794

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Idyllische Geborgenheit bietet die Mädchenrealschule Marienburg Abenberg der Diözese Eichstätt auf dem Klosterareal. - Foto: Hiltl

Abenberg (EK) Im Jahr 1966 wurde die Mädchenrealschule Kloster Marienburg gegründet. Als Mädchenrealschule Marienburg Abenberg der Diözese Eichstätt feiert sie an diesem Freitag ihr 50-jähriges Bestehen.

Wenn früher von der "Abenberger Klosterschule" gesprochen wurde, dann wanderte das Auge des Historikers zurück bis in das Jahr 1794. Bereits damals, lange vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im damaligen Bayern im Jahr 1806, hatte der Fürstbischof von Eichstätt, Joseph Graf von Stubenberg, dem Konvent der Augustinerinnen zu Abenberg die Weisung erteilt, für die Mädchen in Stadt und Umland von Abenberg eine Mädchenschule zu errichten. Leider ist von dieser ersten kirchlich-klösterlichen Schule wenig bekannt, die wohl bald in den Wirren der Säkularisation unterging.

Schon früh nach dem Zweiten Weltkrieg beabsichtigten die Schwestern von der Schmerzhaften Mutter, an ihrem Provinzsitz in Abenberg erneut eine Schule für Mädchen zu errichten. Nach mühevoller Vorarbeit durch die damalige Provinzoberin Mutter Walberta Vasold wurde im Jahre 1966 bei der Regierung von Mittelfranken der entsprechende Errichtungsantrag zur Gründung einer privaten vierstufigen Mädchenrealschule im Kloster Marienburg eingereicht und vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus mit den entsprechenden Auflagen einer Neugründung genehmigt.

Noch im September desselben Jahres konnte der reguläre Schul- und Internatsbetrieb an der "Mädchenrealschule Kloster Marienburg, Abenberg" unter der Leitung des Paters Alexander Beckmann aufgenommen werden. Im Genehmigungsbescheid des Kultusministeriums war die Auflage enthalten, bis zum Schuljahr 1968/69 einen allen Anforderungen entsprechenden Neubau zu errichten.

Diese Herausforderung wurde nach nur 19 Monaten Bauzeit ebenfalls erfüllt. Die neuen Räume des Schulhauses und des Internats innerhalb der Klostermauern wurden am 8. Dezember 1968 eingeweiht. Der Unterricht wurde bis zum Bezug des neuen Gebäudes von acht Ordensschwestern, einem Pater und einer weltlichen Lehrkraft in Behelfsräumen des Klosters erteilt.

Die erste Abschlussprüfung fand im Juni 1970 statt. Abgenommen wurde sie von einer externen Kommission, denn zu diesem Zeitpunkt lag zwar eine staatliche Genehmigung für die Bildungseinrichtung vor, aber noch keine staatliche Anerkennung. Diese wurde durch das Bayerische Kultusministerium erst im September 1972 ausgesprochen. Die Schule bezeichnet dieses Ereignis noch heute als einen Meilenstein in ihrer Geschichte. Denn die Gleichstellung mit staatlichen Realschulen war gleichzeitig auch der Vollzug der Gleichstellung bei der finanziellen Unterstützung.

In den folgenden Jahren freute sich die Schule über eine steigende Zahl der Schülerinnen. 1986, im Jahr des 20-jährigen Bestehens von Schule und Internat, betrug sie 85. Auch die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums hatte sich im Laufe der Jahre verändert: Neben fünf Ordensschwestern unterrichteten nun auch sechs weltliche Lehrkräfte. Dass sich die Schule schon zu diesem Zeitpunkt einen festen Platz in der Reihe der bayerischen Realschulen gesichert hatte, beweist deren Einzugsgebiet: Die Schülerinnen kamen nach Abenberg und den umliegenden Städten, Gemeinden und angrenzenden Landkreisen aus Franken, der Oberpfalz und Oberbayern (als Bewohnerinnen des Internats). 1996 besuchten bereits 107 junge Frauen die Schule.

Mit der Einführung der sechsstufigen Realschule 2003 wurde die Schwerpunktsetzung der Mädchenrealschule in Abenberg auf den wirtschaftswissenschaftlichen Bereich verlegt, um den Absolventinnen einen breiter gefächerten Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Bis dahin lag der Schwerpunkt er auf dem musisch gestaltenden, hauswirtschaftlichen und sozialen Bereich.

Aus finanziellen wie auch personellen Gründen konnte die Schule aber nicht mehr länger vom Kloster getragen werden. So kämpfte Schulleiterin Schwester Susanne Geiger in dieser schwierigen Phase für den Trägerwechsel vom Orden hin zur Diözese im Jahr 2004 und erreichte somit das Fortbestehen der Mädchenrealschule. Das Internat schloss zwar 2007 seine Türen. Der 2003 eröffnete Hort hingegen bekam immer mehr Zulauf und wurde in eine Ganztagsbetreuung umgewandelt. Von zwei Erzieherinnen und einer Kinderpflegerin werden hier Buben und Mädchen der Volksschule Abenberg betreut.

Am 10. Oktober 2012 verstarb Schwester Susanne überraschend nach kurzer schwerer Krankheit. Während ihres gesamten Wirkens stand für sie fast drei Jahrzehnte lang stets das Wohl der ihr anvertrauten Schülerinnen, Lehrkräfte, Erzieherinnen und all ihrer Mitarbeiter im Mittelpunkt. Wegen ihrer besonders menschlichen Art wird ihr Name immer mit der Mädchenrealschule Abenberg verbunden bleiben.

Nach dem Tod von Schwester Susanne leitete Doris Hengster die Schule zunächst kommissarisch. Fremd war ihr der neue Wirkungskreis nicht, denn von der Diözese wurde ihr bereits 2008 die Mitarbeit in der Schulleitung übertragen. Hengster sieht es als ihre Aufgabe an, das Lebenswerk der verstorbenen Schulleiterin weiterzuführen, an Traditionen festzuhalten, ihre Werteerziehung fortzusetzen, gleichzeitig aber Schule neu zu gestalten und zeitgemäß weiterzuentwickeln. Ebenso weiß sie um die Aufgaben und Chancen einer christlichen Schule.

Unter der neuen Schulleiterin gab es auch bauliche Veränderungen, da das Schulgebäude der wachsenden Schülerinnenzahl angepasst werden musste. Auch in der Turnhalle waren Veränderungen nötig: Der zuvor genutzte Festsaal im Seniorenzentrum steht nicht mehr zur Verfügung, so dass die Turnhalle der Schule so gestaltet wurde, dass hier Festivitäten einen würdigen Rahmen finden können. Für die Schülerinnen hat Hengster als neues pädagogisches Konzept den Morgenkreis und seit diesem Schuljahr für die neunte und zehnte Jahrgangsstufe "Zeit für uns (ZFU)" eingeführt, was jeweils am Montag stattfindet.

Der Morgenkreis ist eine leistungsfreie Zeit, in der die Schülerinnen in Ruhe in der Gemeinschaft und der neuen Woche ankommen dürfen. Eine Zeit des sich Sammelns. "Zeit für uns" ist ein Projekt von und für Schülerinnen, das die Kommunikation innerhalb der Klasse ermöglicht. Die Mädchen behandeln ein Thema, für das sie sich eine Woche zuvor entschieden haben. In Eigenregie übernehmen sie die Moderation, so dass Sozial- und Sachkompetenz gefördert werden.