Amtmannsdorf
Aus Autoschrott entstehen Kunstwerke

Hans Arnold in Amtmannsdorf ist ein ganz außergewöhnlicher Metallbildhauer

17.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:36 Uhr

 

Amtmannsdorf (EK) Hans Arnold geht gern auf Schrottplätze. Mit Muße stöbert er dort, mustert verbeulte Türen, Kofferraumdeckel oder Kotflügel. Leuchtende Lackierungen haben es ihm dabei besonders angetan: Bei knallig-roten, metallic-blauen oder intensiv-gelben Farben ist der 73-Jährige begeistert.

Form und Fabrikat sind ihm nicht wichtig, einzig auf die Farbe und den Zustand des Blechteiles kommt es ihm an. Ausgewählte Stücke werden nach Hause in die Werkstatt gebracht. Und dort lässt Arnold seiner Kreativität freien Lauf: Aus dem ausrangierten Autoschrott entstehen unter seiner Hand wunderbar farbenfrohe und exklusive Kunstwerke.

Hans Arnold ist Metallbildhauer, freischaffender Künstler und, wie er von sich selbst sagt, „schon sein Leben lang, bereits als Bub, etwas gspinnert gewesen, auf der Suche nach Ästhetik, neugierig auf Neues, auf Anderes, auf Ungewöhnliches“. Bevor er sich allerdings ganz seiner künstlerischen Leidenschaft widmen kann, erlernt der gebürtige Ingolstädter den Beruf des Maschinenschlossers, besucht die Technikerschule, arbeitet als Technischer Zeichner bei einer amerikanischen Firma und als Konstrukteur bei einer Elektrofirma in Ingolstadt. Zufrieden macht ihn das nicht, nebenbei widmet er seinem Hobby, dem künstlerischen Gestalten, immer mehr Zeit. Und 1969 wagt er schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit – zum freischaffenden Künstler.

„Natürlich ein Risiko, aber es gab keinen anderen Weg für mich, so war es richtig“, versichert er rückblickend. Der damals 31-Jährige muss Frau und Kinder ernähren, will Geld verdienen, aber auch seine künstlerische Freiheit nicht zu sehr einschränken. Sein größter Pluspunkt neben dem großen kreativen Talent: Er versteht es damals wie heute, mit Menschen umzugehen. Daheim schaffen und warten, bis Käufer kommen, das ist nicht sein Weg, er sucht die Nähe zum Kunden, um seine Werke zu vermarkten. „Ich habe anfangs viel gefertigt, was sich gut verkaufen ließ. Unterschiedlichste Brunnen für den Garten beispielsweise, das hat mir Freude gemacht, und die waren beliebt bei den Kunden. Mit meinen Sachen ging ich zu den Leuten.“

Auf Messen und Ausstellungen von München bis Hamburg, Brüssel und Salzburg, in ganz Deutschland, Belgien, der Schweiz und Österreich präsentiert Arnold seine Werke, macht sich einen Namen. Bevorzugte Materialien damals: Kupfer, Stahl, Holz, Emaille und Blech. Er fertigt neben unzähligen weiteren Arbeiten ein Großrelief aus Metall für die Handwerkskammer für Mittelfranken in Nürnberg, drei große Doppel-Kirchenportale in Würzburg-Höchberg, eine Großplastik mit dem Familienwappen für Graf Faber von Castell oder ein Großrelief für die Firma Siemens in Amberg. Aufträge führen den Künstler auch aus Deutschland hinaus – bis nach England, Italien oder Zypern, wo er für Firmen- und Privatkunden seine Metallbildarbeiten fertigt. „In Ingolstadt und Amtmannsdorf bin ich eigentlich gar nicht so bekannt“, erzählt er mit charmantem Lachen, „weil ich ständig unterwegs war und bin, auf Ausstellungen und zum Arbeiten“. Ist er aber zu Hause, dann findet man ihn in seiner großen Scheunenhalle auf dem Bauernhofanwesen in Amtmannsdorf, das Arnold und seine Familie 1992 erwarben. „Optimal für uns, wir fühlen uns sehr wohl hier“, versichert Arnold.

2010 hat er mit einer neuen Epoche begonnen und seine Leidenschaft für die bunten Autoschrottteile entdeckt. Sein Meisterstück daraus hat er erst vor Kurzem vollendet: Lebensbaum nennt er den knapp dreieinhalb Meter großen farbenprächtigen Metallbaum, den er aus vielen einzelnen Blechstücken zusammengeschweißt hat. Filigrane junge Zweige, Triebe und Blüten wachsen aus den gekürzten dicken Ästen des massiven Stammes. „Sinnbild für die immerwährende Regeneration der Natur“, erklärt der Künstler. Helle, bunte Farben für das Leben, für Freude, Überschwang und Optimismus habe er genutzt, aber auch dunkle Töne für Trauer, Angst und Abwehr. Gut ein halbes Jahr hat Arnold an seinem Baum gearbeitet – und das ganz ohne Auftrag. „Ich war mir aber sicher, das ist genau das, was ein Kunde von mir sich vorstellt“, erzählt er und hat damit Recht behalten: Heute steht das riesige Kunstwerk inmitten von Riedenburg, erworben von der Familie Michael Krieger.

An Ideen für weitere Werke mangelt es Arnold nicht. Neue Eindrücke sammelt er gern bei Reisen, in Deutschland und Europa. „Dabei entstehen immer Bilder oder Gedanken, die ich in einer Kopfschublade speichere – und dann irgendwann habe ich eine neue Idee und mische diese Eindrücke dazu. Das kann oft Jahre später sein!“, erklärt Hans Arnold. Im Garten in Amtmannsdorf hat er eine Vielzahl seiner Brunnen aufgebaut, die mit einem Schaltergriff Wasserfontänen versprühen. Und über seiner Werkstatt und im nebenstehenden Atelier hat er eine Reihe seiner Werke, von Wandreliefs bis zu Skulpturen, zusammengestellt, die er interessierten Besuchern gern zeigt. Denn bei allem Erfolg ist der Künstler immer seinem Leitsatz treu geblieben: „Man muss das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden – und dabei immer in der Spur bleiben, ohne abzuheben!“