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Keine echte Tracht

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Zum Artikel "Rekordmarke liegt bei 3134 Trachtlern", DONAUKURIER vom 18. August:

Damit Beilngries den Trachten-Weltrekord schafft, sollen sich 3135 Männer, Frauen und Kinder in "Trachtenkleidung" im Festzelt versammeln. Was ist der Sinn dieses Weltrekordversuchs? Erstens ist es schon sehr gewagt, bei diesen künstlichen Lederhosen und Dirndln von Tracht zu sprechen. Von echter Tracht dürfte bei den meisten Teilnehmern wohl nichts zu sehen sein.

Und ist es zum anderen nicht lächerlich, wenn mit 3135 Pseudotrachtlern ein Rekord aufgestellt werden soll, wo bereits Dörfer mit 600 Einwohnern ein Zelt mit knapp 10 000 echten Trachtlern voll bringen? In jedem kleinen Gaufest versammeln sich schon über 4000 richtige Trachtler. Und bei keiner dieser Veranstaltungen muss ein Weltrekordversuch unternommen werden. Man kommt einfach zusammen, weil einem das Brauchtum und die Kultur wichtig sind.

Kempten hat anscheinend erst vor ein paar Wochen mit 3134 Teilnehmern den Weltrekord aufgestellt. Wie viele Wochen wird es dann dauern, bis auch Beilngries von einem anderen Ort von diesem Pseudoweltrekord abgelöst wird?

Natürlich ist es in Ordnung, wenn man bei einem Volksfest seine Gaudi haben will und auch mal was Besonderes aufzieht. Trotzdem macht es mich nachdenklich, wenn man mit Pseudotrachten einen doch eher sinnleeren Weltrekord aufstellen will. Wem also wirklich die bayrische Tracht und das Brauchtum am Herzen liegt, der besucht die traditionellen Hoagarten und die "Boarischen Tanz", wo keine Dirndl und Lederhosen zu sehen sind, die wahrscheinlich in Bangladesch hergestellt wurden. Denn von Tracht spricht man, wenn sie handwerklich in der Heimat gefertigt ist. Viele Dirndl sind von den Mädchen und Frauen nach alten Vorlagen selbst gefertigt, was den Unterschied zwischen echter Tracht und Volksfestdirndln von der Stange ausmacht.

Josef Grünbeck,

Dietfurt.