Dietfurt
Zu Besuch im Glockenturm

Armin Reinsch erklärt Interessierten allerlei Wissenswertes zum Geläut der Dietfurter Stadtpfarrkirche

23.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Armin Reinsch erläutert gerade die Sebastianglocke −Foto: Bachhuber, Anton, Dietfurt (ABH|Bachhuber, Anton, Dietfurt)

Dietfurt (grb) Das Geläut der Dietfurter Stadtpfarrkirche St. Ägidius wird allgemein bewundert, vor allem beim bei Hochfesten im Kirchenjahr, wenn sechs Glocken zusammen zum Gottesdienst rufen. Jüngst gab es dort eine hochinteressante Führung.

Den Glockenturm zu besteigen und sachkundige Informationen zu bekommen, ist nicht immer möglich. Doch der Glockenspezialist Armin Reinsch macht dies bei besonderen Anlässen möglich. Kürzlich war dies wieder der Fall. Die angesagte Glockenführung hatte einen so großen Zuspruch, dass eine zweite Führung anberaumt werden musste.

Reinsch kennt sich mit Glocken aus, er kennt viele Geläute, nicht nur in der Diözese Eichstätt, sondern auch darüber hinaus. Besonders widmete er sich den Dietfurter Glocken, hat bereits eine Glocken-CD geschaffen und auch vor Jahren ein Glockenkonzert vor zahlreichen Besuchern vom Turm der Pfarrkirche erklingen lassen.

Sein fachkundiges Wissen war auch diesmal bei der Glockenführung gefragt und er informierte die Turmbesteiger. Auf dem Kirchturm der Pfarrkirche gibt es sieben Glocken, insgesamt sind es 15 in Dietfurt. Eine Glocke lädt in der Klosterkirche zum Gottesdienst ein, je zwei hängen in der Frauen- und Sebaldkirche auf dem Turm und drei auf dem Turm der evangelischen Friedenskirche. Die größten Glocken befinden sich auf dem gut 60 Meter hohen Kirchturm der Pfarrkirche. Sie wiegen insgesamt 9000 Kilo und haben nicht nur für Dietfurt, sondern auch in der Diözese Eichstätt eine besondere Bedeutung. Drei von den sieben sind historisch. Die älteste wurde 1619 gegossen und ist damit fast 400 Jahre alt. Sie wird die Schwedenglocke genannt. Die Schweden wollten sie im 30-jährigen Krieg mitnehmen, brachten sie aber wegen ihrer Größe nicht vom Turm. Die Paternosterglocke stammt aus dem Jahr 1748 und die Sterbeglocke aus dem Jahr 1725.

Zu den drei Bronzeglocken gab es bis 1990 noch Stahlglocken. Im Zweiten Weltkrieg mussten alle Glocken bis auf die Sterbeglocke abgeliefert werden, aber nur die Schweden- und Paternosterglocke kamen wieder zurück. So ließ der damalige Stadtpfarrer Benno Meier 1946 und 1947 in Bochum sechs neue Stahlglocken gießen, die jedoch 1990 vom Turm genommen wurden. Unter Stadtpfarrer Karl Strehle und Kirchenpfleger Franz Pfeiffer wurden diese durch vier neue, etwas größere Bronzeglocken ersetzt. Die größte von ihnen ist dem Kirchenpatron St. Ägidius geweiht. Sie ist nach der tiefsten Glocke im Eichstätter Dom die zweittiefste Bronzeglocke der Diözese. Sie wiegt 3280 Kilogramm und trägt die Inschrift: „Hl. Ägidius schütze Stadt und Pfarrei.“ Zu den neuen Bronzeglocken gehören auch die Friedensglocke, die Marienglocke und die Sebastianglocke. Diese vier wurden 1989 in der Karlsruher Glockengießerei gegossen. Die Motive gestaltete die Künstlerin Ute Mühlbauer. Die Pfarrei Dietfurt fuhr damals zum Glockenguss mit einem Bus nach Karlsruhe.

Betrachtet man alle Bronze- und Stahlglocken – es gibt in der Diözese etwa 2000 – dann nimmt die Ägidienglocke im Schlagton den vierten Platz ein. Beim Gewicht liegt sie im Bistum an siebter und bei der Größe an elfter Stelle. Die neuen Glocken wurden am 4. März 1990 von Generalvikar Josef Pfeiffer auf dem Rathausplatz geweiht.

Bei der Turmführung wurden auch die größten Glocken geläutet. Reinsch erzählte den Interessierten auch, dass im Herbst 2013 im Rahmen einer Sanierung der Glockenanlage die Klöppel teilweise ausgetauscht und nach neuen technischen Erkenntnissen umgearbeitet wurden. So können die Glocken schonender geläutet werden. Er wies auch darauf hin, dass vor gut zwei Jahren das Schlagwerk der Turmuhr ergänzt werden konnte und sie seither jede Viertelstunde mit einem Doppelschlag anzeigt, was inzwischen eine Rarität ist. Ein Spender, der anonym bleiben will, hat damals die Kosten übernommen und sich damit in der Dietfurter Glockengeschichte verewigt.

Wann und zu welchem Anlass die einzelnen Glocken läuten, geht aus der Läuteordnung der Stadtpfarrkirche hervor. Sie kann unter im Internet unter www.pfarrei-dietfurt.de heruntergeladen werden.