Töging
"Wir waren halt neugierig"

Die Autorinnen der Töginger Haus- und Hofgeschichten über ihr Buchprojekt

05.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Ehrgeizige Hobbyforscherinnen: Manchmal gingen die Töginger Autorinnen Maria Bauer (links) und Ingrid Frühauf an ihre Grenzen – aufgegeben haben sie jedoch nie. Und so können sich interessierte Leser bald schon über das Erscheinen der „Töginger Haus- und Hofgeschichten“ freuen - Foto: Hradetzky

Töging (DK) Angefangen hat alles mit der eigenen Familienforschung. Jahrelang haben die Frauen Archivmaterial gesammelt. Schließlich entwickelten Maria Bauer und Ingrid Frühauf aus ihrem Fundus das Buch „Von Tegning nach Töging. Töginger Haus- und Hofgeschichten“. Nun wird das Werk bald erscheinen.

Schon lange vor Entstehen des Buches habe das Duo regelrecht das Forscherfieber gepackt, erzählen die Frauen im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie wälzten zunächst die Schönhuber’sche Dorfchronik „Töging/Ottmaring“, in der die Töginger Mühle erwähnt wird, aus der Maria Bauers Ehemann stammt. Damit wollten sie zunächst Licht in die eigene Familienhistorie bringen. Dass die Hauswirtschafterin und die Altenpflegerin nun sämtliche Hausgeschichten von Töging im Kopf haben, hätten sie sich anfangs nie erträumt. „Wir wollten eben mehr wissen als nur das Tauf-, Sterbe- und Heiratsdatum und sind immer schon neugierig gewesen“, gesteht Bauer vergnügt.

Schon bald wurden die Töginger Vereine auf ihre Passion aufmerksam. Die Idee, einen Bildband zu kreieren, war geschaffen. Daraus entwickelten die Hobbyforscherinnen letztlich ein umfassendes Buch – fast zehn Jahre lang. „Wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt“, sagt Ingrid Frühauf und betont ihre anfängliche Blauäugigkeit. Als Laien mussten sie sich zunächst mit den Methoden der Forscher auseinandersetzen. Vieles lernten sie vor Ort in den zahlreichen Archiven, die sie zu intensiven Recherchezwecken aufsuchten. Die Tagesreisen führten sie unter anderem in die Staatsarchive Amberg und Nürnberg, ins Hauptstaatsarchiv München, ins Kriegsarchiv München, an die Universitätsbibliotheken Regensburg, München und Eichstätt, in Zeitungsarchive, verschiedene Stadtarchive und ins Diözesanarchiv Eichstätt.

Bald schon hatten sie verstanden, wie der Hase läuft: „Erst muss man ins Repertorium gehen, mit Findehilfen Signaturen herausfinden, Auftragszettel ausfüllen und sich die gewünschten Materialien vom meist hilfsbereiten Personal kopieren oder scannen lassen“, fasst Bauer die meist ähnlich ablaufenden Vorgänge in den Archiven zusammen. Rückschläge wie unbeantwortete Anfragen bei Museen oder anderen Einrichtungen gehörten allerdings ebenso zum Forschungsalltag der beiden.

Schließlich lagen den beiden Forscherinnen stapelweise unterschiedliche Materialien zur Auswertung vor, insgesamt füllen 34 Ordner das Bauer’sche Arbeitszimmer: „Wir haben Urkunden in alter Schrift aus den vergangenen Jahrhunderten, Briefprotokolle, die lateinische Wörter enthalten, Pläne, Kaufverträge, Pfarrarchivmaterialien, Kirchbuch- und Matrikeleinträge sowie Visitationen in lateinischer Sprache“, zählt Frühauf auf. Bald schon wurden sie des Lesens der alten Schrift mächtig, die zu Hause seitenweise transkribiert werden musste.

Für die Übersetzungen der lateinischen Materialien wandte sich das Duo an einen Spezialisten: Konrad Kögler. Der Studienrat half ihnen, Sterbeeinträge, Visitationen und Weiteres zu übersetzen und beantwortete Fragen bei Kaufverträgen. Auch der Dietfurter Stadtarchivar Hans Hutter sowie Heimatforscher Franz Kerschensteiner waren behilflich. In die Arbeit an diesem unerschöpflichen Material wuchsen die zwei Forscherinnen somit nach und nach hinein. Maria Bauers Sohn Ulrich richtete den beiden Autorinnen ein Datenbearbeitungsprogramm für das Verfassen der Buchtexte ein, an dem beide gleichzeitig arbeiten konnten. An einer Universität wären diese intensive Forschungsarbeit und die Textanfertigung einer Dissertation gleichgekommen.

Anlässlich einer Fotoausstellung im Jahr 2008 im Schloss Töging hatten die beiden Frauen mit Hilfe ihrer Ehemänner bereits vor Jahren Bildmaterial von Töginger Häusern zusammengetragen. Um die alten Fotoaufnahmen der Gebäude zu erhalten, klopften die beiden Frauen an den Haustüren der Bewohner an – die Arbeit hat sich gelohnt: Das sich bald in der Blaupause befindende, etwa 780 Seiten umfassende Werk der „Töginger Haus- und Hofgeschichten“, das im Frühsommer fertiggestellt werden soll, zeigt wunderschöne historische Aufnahmen alter Gebäude, deren Bewohner und von Techinger Familien.

Auch Zeitzeugen lassen die beiden Hobbyautorinnen in ihrem Werk zu Wort kommen. Dankbar seien sie Alfred Wolfsteiner für seine informativen Aufsätze über die Töginger Geschichte, die das Buch schmücken, für das Korrekturlesen von Johann Grad und Friedrich Fürnrohr sowie allen, die sie tatkräftig unterstützt haben.

Was sie gelernt haben? Neben dem Durchhaltevermögen viel darüber, wie es früher zugegangen ist, als beispielsweise Familien noch sehr viele Kinder hatten. „Geschichtlich haben wir viel gelernt“, sagt Frühauf erfreut. „Wenn man so ein Projekt nicht mit Freude macht, dann kann man das gar nicht bewerkstelligen“, fügt Bauer hinzu und verliert Worte des Wehmuts: „Das Recherchieren geht uns schon ab.“ Sie versichert aber, dass es im privaten Bereich mit dem Hobbyforschen auf jeden Fall weitergehen werde, sobald das Buch nach dem Druck von interessierten Lesern in den Händen gehalten wird. Nach den Buchvorstellungen in Töging und in Dietfurt haben die beiden Hobbyforscherinnen jedenfalls wieder viel Zeit, um zu recherchieren und neugierig zu sein. Wer gespannt auf das Buch wartet, findet vorab bereits wertvolle Informationen unter www.toeginger-geschichten.de