Mühlbach
Neues Gewand für schwarzen Glücksbringer

Vier Kaminkehrer-Lehrlinge statten Figur hoch über Mühlbach mit frischer Kleidung aus

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Schwindelfrei: Vier Lehrlinge der Mühlbacher Kaminkehrerschule haben ihren Glücksbringer auf dem Kopffelsen neu eingekleidet - Foto: Patzelt

Mühlbach (DK) Der Glückbringer hoch auf dem Felsen über Mühlbach trägt wieder eine saubere Kaminkehrerkleidung. Vier junge Männer haben ihm wieder eine schmuckvolle Tracht angezogen.

Der Herr in Schwarz auf dem Mühlbacher Kopffelsen trägt wieder Berufskleidung. Vier engagierte Lehrlinge des Kaminkehrerhandwerks des ortsansässigen Ausbildungszentrums wollten nicht länger zusehen, wie die Kleidung des Glücksbringers auf dem Felsen hoch über dem Dorf immer mehr verrottete.

Nachdem sie ihren Vorschlag dem Obermeister Peter Wilhelm unterbreitet hatten, dem Wahrzeichen der Kaminkehrerschule wieder die entsprechende Kleidung zu verpassen, war dieser sofort begeistert und sagte den Lehrlingen spontan seine Unterstützung zu. Johannes Götz (Bezirk Oberfranken), Benjamin Spickenreuther (Oberpfalz), Fabian Hanus (Oberfranken) und Oliver Heiden (Oberpfalz) kletterten, mit entsprechenden Seilen und Haken gesichert, auf den unzugänglichen Felsen, um ihren Berufskollegen neu einzukleiden.

Mit einer neuen Tracht im Gepäck, die ihnen die Innung zur Verfügung gestellt hatte, machten sich die vier Schüler des Aus- und Fortbildungszentrums auf den beschwerlichen Weg. Bevor sie sich – inzwischen oben angekommen – daran machten, den Glücksbringer neu anzuziehen, bewunderten die Lehrlinge erst einmal die fantastische Aussicht, die sich ihnen vom Kopffelsen über die Ortschaft bot. Das Entfernen der Puppe vom Rad erwies sich als schwieriger als gedacht und der schmale Grat in schwindelerregender Höhe machte die Sache auch nicht gerade einfacher.

Der schwarze Herr ließ sich aufgrund fehlender Gelenke nur schwer von seiner neuen Kleidung überzeugen. Nachdem es die vier jungen Männer schließlich endlich geschafft hatten, ihren Berufskollegen neu auszustatten und ihm einen Besen in die Hand zu drücken, wurde er wieder auf sein Fahrrad gesetzt und sorgfältig befestigt.

Eine solche Leistung musste natürlich auch gefeiert werden. Nach getaner Arbeit konnten die Kletterer in der Kantine auf den Erfolg ihrer Aktion anstoßen.

Der Kaminkehrer wurde Mitte der 1980er Jahre von einer Abschlussklasse des örtlichen Ausbildungszentrums auf den markanten Felsen gehievt. Es sollte der krönende Abschluss der Schullaufbahn sein. „Einen Berg mit einem Fahrrad zu erklimmen war für die Jungs damals ebenso eine Herausforderung, wie ihr Berufsziel zu erreichen“, nennt ein Zeitzeuge aus dem Schulungszentrum eine Begründung dieser beschwerlichen Aktion.

Die Kleidung und auch die Puppe wurden in den vergangenen 30 Jahren bereits mehrmals ausgetauscht, da der Zahn der Zeit natürlich immer wieder seine Spuren hinterlässt. Der Herr in Schwarz wird nun aufs Neue versuchen, in seiner luftiger Höhe Wind und Wetter zu trotzen. Und wer weiß: Vielleicht findet sich ja bei Bedarf in einigen Jahren wieder eine Gruppe einsatzfreudiger junger Leute, die dem schwarzen Gesellen eine neue, schmucke Kleidung verpasst.