Kirchbuch
Geschäftiges Treiben auf dem Hühnerhof

30.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Einen Biogeflügelhof mit rund 5900 Hühnern betreiben Michael (oben) und Josef Seitz in Kirchbuch. Nur nachts sind die Tiere im Stall, tagsüber können sie frei auf dem Gelände laufen.

Kirchbuch (DK) Morgens um 4 Uhr geht im Hühnerstall die Sonne auf. Egal, ob es Sommer oder Winter ist, egal ob draußen ein frühlingsheller Schönwettertag kommt oder ganztags herbstlich grauer Nebeldunst herrscht. Die vollautomatische "Sonne" im Stall beginnt zu strahlen, wechselt von leichtem Dämmerlicht zu taghell.

 Tag für Tag werden davon die rund 5900 Hühner und 100 Hähne, die aneinandergekuschelt im Biohühnerhof Seitz in Kirchbuch auf ihren Sitzstangen schlafen, geweckt. "Hühner brauchen für eine gesunde Legeleistung rund zwölf bis 15 Stunden Licht, deshalb ist ein geregelter Tagesablauf so wichtig", erklärt Michael Seitz. Gemeinsam mit seinem Vater Josef bewirtschaftet der 31-Jährige das große landwirtschaftliche Unternehmen, zu dem neben dem Biogeflügelhof auch ein Schweinemastbetrieb, landwirtschaftlicher Acker- und Waldbau gehören. Einen anderen Berufswunsch gab es für Michael Seitz nie. "Wir sind ein Familienbetrieb und ich mag meine vielfältige Arbeit."

Nachdem die Hühner am Morgen gefressen haben, ziehen sie sich zurück, um Eier zu legen. Dazu sind keine Gewalt, kein Eingesperrtsein nötig, sondern nur den Instinkt der Tiere ansprechende Nester, die die einzige noch dunkle Behausung mit flauschigem Boden im jetzt taghellen Stall sind. Eine klug ausgetüftelte Konstruktion mit abgeschrägtem Boden sorgt dafür, dass die Eier vom Nest über ein Gefälle auf ein Band rollen und von dort in einen Arbeitsbereich außerhalb des Stalls befördert werden. Damit kein Huhn "auf dumme Gedanken" kommt, verschließt ein Mechanismus die Nester nachts. Nach dem Stempeln mit der Betriebsnummer verpacken Michael und Josef Seitz die Eier bruchsicher auf sogenannte Höcker, mit denen der Abnehmerbetrieb die Eierstapel später abholen kann. Zudem wird auf Selbstvermarktung Wert gelegt: Am Hühnerstall können täglich von 7 bis 18 Uhr frisch gelegte Eier gekauft werden.

Während Vater und Sohn arbeiten, beginnt für die Hühner nun ein gemütlicher Tag: Um 8 Uhr öffnen sich die Auslaufklappen zum "Wintergarten", ein offener, aber geschützter Bereich, und zum Freigehege. Hier können sich die Tiere frei bewegen, nach Herzenslust ein- und ausgehen, scharren, picken oder spazieren laufen. In den "Wintergarten" kommen sie immer wieder gern zurück, denn hier gibt es spannende Abwechslung: Stündlich lässt ein Weizenstreuer computergesteuert Futter "regnen", eine Einrichtung, die die Tiere schnell verstehen und lieben. Mit lautem Gackern, Krähen und Gurren kommen sie herbei, um etwas von den Leckerbissen zu erwischen. "So sind sie beschäftigt, haben Abwechslung und der natürliche Schartrieb wird angeregt", erklärt Michael Seitz. Josef Seitz füllt derweil Futterkalk in ein Becken, ein natürlicher Zusatz für die Verdauung und für die Festigkeit der Eierschale. Gefüttert wird am Biogeflügelhof nahezu alles aus eigenem biologischem Feldanbau: Mais, Weizen, Ackerbohnen. Nur ein "Ergänzer" mit Mineralstoffen und Vitaminen wird zugekauft, aber auch dieser muss den strengen Biorichtlinien entsprechen. Auf Hygiene wird großer Wert gelegt, denn nichts wäre schlimmer, als eine Krankheit in den Stall zu ziehen. "Es gibt natürliche Tricks, um beispielsweise Schädlinge im Gefieder zu bekämpfen", erklärt Michael Seitz. Dazu nehmen die Tiere ein "Staubbad" in Gesteinsmehl. Seitz: "Sie mögen es, sich darin zu wälzen, und zerreiben dabei Schädlinge." Nur ein Jahr bleiben die Hühner im Geflügelhof, dann werden sie abgeholt zur Schlachtung. "Nach einem Jahr sinkt die Legeleistung, die Eier werden dünnschaliger und weniger", erklärt Michael Seitz. Der Wechsel in Kirchbuch steht kurz bevor: Nach einer gründlichen Stallreinigung werden bald wieder zwei Herden mit jeweils knapp 3000 Tieren einziehen.

Noch aber genießen die eineinhalbjährigen Tiere ihr Leben: Beginnt im Freien die Dämmerung, kommen sie zum hell beleuchteten Stall. "Im Winter lockt sie auch die Wärme, denn innen haben wir eine konstante Temperatur von 18 Grad", erklärt Seitz. Wie den künstlichen Sonnenaufgang gibt es auch einen computergesteuerten Sonnenuntergang. "Es dauert unter Riesengegackere etwa eine halbe Stunde, bis jedes Huhn seinen Platz auf der Stange gefunden hat, denn am Boden übernachtet kein Tier. Dann sitzen sie da wie festgenagelt. Und wenn das Licht ausgeht, ist es plötzlich mucksmäuschenstill. Bis am nächsten Morgen das Treiben wieder beginnt."