Hirschberg
Fußballstar hautnah

Franck Ribéry zeigt bei seinem Besuch in Hirschberg keine Berührungsängste – und spielt Playstation

19.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:11 Uhr

 

Hirschberg (DK) Er hatte schon etwas von Weihnachten, dieser 19. Januar. Warten, die Aufregung in den Griff bekommen und schließlich den großen Moment genießen. Dieser dauerte gestern rund zwei Stunden lang – so lange ist Franck Ribéry in Hirschberg zu Gast gewesen.

Schon vor 14 Uhr sind Rot und Weiß die dominierenden Farben in der Dorfmitte. Kleine Kinder mit zu großen Trikots, Mitglieder des FC Bayern Fanclubs Altmühlpower im schicken roten Polo. Dazwischen ein paar dunkel gekleidete Kiebitze, Journalisten, Kameraleute. Immer wieder geht der Blick um die Ecke. „Wann kommt er denn endlich“, lautet die Frage der großen und kleinen Fans. Mittendrin: Ein sichtlich angespannter Fanklub-Vorsitzender Michael Finkenzeller, der später von einem „wunderschönen und wohl durch nichts mehr zu überbietenden Tag“ sprechen wird. Erst einmal ist aber noch Geduld gefragt, denn der französische Fußballstar in Diensten des FC Bayern München kommt rund 20 Minuten zu spät.

Dann aber verliert er keine Zeit. Ein erster Griff an der Hirschberger Luft geht in den Kofferraum zur schwarzen Lederjacke, ein zweiter bereits zu einem Stift, den ihm ein Mädchen samt Poster für ein Autogramm entgegen hält. Hunderte weitere wird der dreimalige deutsche Meister und Pokalsieger in den folgenden Minuten schreiben. Auf Trikots, Kalender, Plakate, mitgebrachte Autogrammkarten – und eines auch in das Goldene Buch der Gemeinde Kinding.
 

Michael Finkenzeller strahlt, als ihm der Gast auf die Schulter klopft und sich nahbar zeigt. So nahbar, dass er den Fahnenträgern prompt das Arbeitsgerät aus der Hand nimmt und unter dem Jubel des Publikums das Banner schwenkt. Dieser begleitet den Franzosen auch ins Innere. „Franck, Franck“, rufen die rund 260 Fans, die alle aus Reihen des Vereins oder befreundeter Klubs kommen. „Es gab sehr viele Nachfragen von außen“, sagt Finkenzeller, der froh ist, dass er keinen „seiner“ Leute abweisen musste.

Vier dieser „Leute“ sind Martina, Josef, Daniela und Tobias Hobl, die sich gleich bei Saalöffnung Plätze ganz vorne gesichert haben. Die zehnjährige Daniela ist eines der Kinder, die im ersten offiziellen Programmpunkt Fragen stellen. Daniela erkundigt sich nach der Schulzeit, in der Franck Ribéry seiner Aussage nach schon im Grunde nur an Fußball gedacht hat. Daniela ist zufrieden mit der Antwort. Unbeantwortet bleibt nur eine Frage – andere, wie die nach dem dritten Platz bei der Wahl zum Weltfußballer sind von vorneherein verboten: Welche drei Dinge der dreifache Vater auf die imaginäre einsame Insel mitnehmen würde, erfährt der Saal nicht – die Frage scheitert an der Sprachbarriere.

Dafür verrät Ribéry den Fans, dass er die Musik, bevorzugt Hip-Hop, manchmal zum Leidwesen seiner Mannschaftskollegen zu laut aufdreht. „Aber das ist das Problem der anderen“, sagt er verschmitzt. Die Frage, warum die Bayern so schlechte Ecken schießen, kommentiert er zunächst mit „tut mir leid, muss gehen“, was ihm Sympathiepunkte und Lacher einbringt. Auch bei den anderen Themen gibt er sich locker. Egal, ob zu seinem Spitznamen („ich hab’ einen, sag ihn aber nicht“), wer der lustigste Spieler im Team ist („Rafinha, Alaba, Schweinsteiger, Ribéry“) oder dem Lieblingsessen – Couscous – interviewt wird. Diese gibt das Büffet zwar nicht her, der Mann mit der Rückenummer sieben greift zum Käsekuchen. Ein Kaffeekränzchen mit fast 300 Menschen ...

Applaus gibt es für die Aussage, dass er „in Europa nie mehr für einen anderen Verein spielen“ werde. Damit endet der Exkurs ins Fußballerische beinahe, traurig scheint darüber keiner zu sein. So steht der Mensch Franck Ribéry im Mittelpunkt, dem die Familie sehr wichtig ist. Diese vermisse er häufig und „das Wichtigste sind die Kinder“.

Dann wird es aber doch noch sportlich: Drei Gewinner dürfen mit und gegen den Franzosen an der Playstation Fußball spielen. Am Ende gewinnt Bayern München, Ribéry und sein Mitspieler Florian (12) jubeln, Niklas und Christian tragen das 0:2 mit Fassung. „Das ist okay, gegen den FCB muss man verlieren“, kommentiert Christian Weigl.

Noch mehr ins Schwitzen gerät Ribéry in der Nachspielzeit: Autogramme schreiben im Akkord ist angesagt. Die Fans strahlen um die Wette, der Star lächelt – bis er seine Lederjacke schnappt und die Fans mit vielen Eindrücken fast schon ein wenig elektrisiert zurücklässt.