Hirschberg
"Junge Menschen brauchen ihren Platz"

Landestagung zur kommunalen Jugendpolitik auf Schloss Hirschberg liefert zahlreiche Denkanstöße

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Zu den Gästen bei der Tagung zählten auch Landrat Anton Knapp (von links), Inka Papperger vom Bayerischen Städtetag, Gerhard Dix (Bayerischer Gemeindetag), Peter Nitschke (Bayerisches Arbeitsministerium) und Günter Katheder-Göllner (Landkreis Augsburg). Veranstaltungsleiter war Winfried Pletzer. - Foto: Nusko

Hirschberg (DK) "Um kommunale Jugendpolitik 2017" ist es bei einer gemeinsamen Tagung des Bayerischen Jugendrings sowie der Kommunalen Spitzenverbände in Bayern gegangen. Sie fand am Donnerstag auf Schloss Hirschberg statt.

Tagungsleiter Winfried Pletzer vom Bayerischen Jugendring führte durch das Programm und freute sich über die Anwesenheit zahlreicher hochrangiger Gäste. Gemeinsam befasste man sich mit dem Thema "Jugendgerechte Kommunen in Bayern: Wie bayerische Städte, Gemeinden und Landkreise mit guten Perspektiven die Zukunft für junge Menschen gestalten". Dabei betonte Pletzer, eine jugendgerechte Politik sei in Zeiten, in denen viele Betriebe sich fragen würden, wo denn künftig ihre Basis herkomme, unverzichtbar. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem "grundlegenden Baustein einer sozialen Infrastruktur in einer Gemeinde" und stellte fest: "Junge Menschen brauchen ihren Platz."

Der Referent sagte auch, es sei ein Skandal, dass jüngsten Statistiken zufolge "in Deutschland jedes fünfte Kind von Armut bedroht ist". Laut Pletzer ist Jugendpolitik "mehr, als nur über Jugendliche zu sprechen". Vielmehr sei eine "konstruktive und konzeptionelle Arbeit mit Leuten in einer eigenständigen Lebensphase" erforderlich. Man müsste sich also "auf Sichtweisen und Einstellungen der Jugendlichen einlassen". Pletzer sagte außerdem, die "Jugendpolitik fällt uns nicht von Berlin aus auf die Füße". Vielmehr sei sie Aufgabe der Kommunen. Diesbezüglich, so betonte er, würden Städte und Gemeinden im Freistaat hervorragende Arbeit leisten.

Zum Thema "Eigenständige kommunale Jugendpolitik in Bayern weiterentwickeln" sprach Peter Nitschke vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Er sagte, Merkmal einer jugendgerechten Kommune sei es, für junge Leute vor Ort gute Lebensbedingungen zu schaffen. Dazu trage auch der Freistaat Bayern nicht unerheblich bei. Mit 29,4 Millionen Euro gebe es aktuell den in der Geschichte Bayerns "nominell höchsten Haushaltsansatz für Jugendliche". Laut Nitschke schlage "das Herz der Jugendarbeit in den Kommunen". Er stellte außerdem fest, die politische Unterstützung zum Schaffen jugendgerechter Kommunen wachse. Allerdings, so betonte Nitschke, könne dieses Anliegen nur Früchte tragen, wenn es vor Ort die Überzeugung gebe, dass die Anstrengungen auch Sinn machen.

Günter Katheder-Göllner, Jugendhilfeplaner des Landkreises Augsburg, ging auf den strukturellen und demografischen Wandel in Bayern ein und erläuterte vor diesem Hintergrund, warum "eine gelingende Jugendpolitik so wichtig ist". Seinen Angaben zufolge würden zwei Drittel der jungen Menschen den demografischen Wandel als ernsthaftes Problem sehen. Der Referent verdeutlichte, im Landkreis Augsburg sei das Verhältnis von Jung und Alt vor 15 Jahren 1:1 gewesen, während es in 15 Jahren 1:2 betrage. Zu erfahren war auch, dass strukturelle Veränderungen durchaus sehr kleinräumig auftreten können. "Ein Landkreis kann wachsen, während bei einer seiner Gemeinden das Gegenteil der Fall ist", betonte er. Ferner war zu hören, dass sich auch einzelne Altersgruppen in Gemeinden sehr unterschiedlich entwickeln können. Nicht zuletzt, so Katheder-Göllner, verschärfe der demografische Wandel den Unterschied zwischen Städten und ländlichem Raum. Gerade für viele Städte gelte bereits jetzt: "Es wird eng." Diese Entwicklung sei nicht aufzuhalten, aber "wir können darauf reagieren", stellte er ebenfalls fest. Und er forderte, kommunale Jugendpolitik im ländlichen Raum so zu gestalten, dass "man Jugendliche halten oder zurückholen kann".