Gaisberg
"Immer noch zu massiv"

Stadträte lehnen Mehrfamilienhaus am Gaisberg erneut ab Leitplanken für Nachverdichtung gefordert

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Auf diesem Grundstück am Gaisberg möchte die Projektbau Beilngries GmbH ein Mehrfamilienhaus errichten, das Bestandsgebäude (im Hintergrund) sollte abgerissen werden. Der Bauausschuss hatte das Areal vor Wochen bereits besichtigt und den Antrag abgelehnt. Auch die neue Version der Planungen fand am Donnerstagabend keine Zustimmung. ‹ŒArch - foto: Fabian Rieger

Gaisberg (DK) Die Beilngrieser Stadträte können sich nach wie vor nicht mit den Plänen für ein Mehrfamilienhaus am Gaisberg anfreunden. Das Vorhaben der Projektbau Beilngries ist bei der Sitzung am Donnerstagabend erneut durchgefallen. Das Gremium will jetzt "Leitplanken" für die Nachverdichtung erarbeiten.

Kaum ein Bauvorhaben ist in Beilngries in den vergangenen Wochen derart kontrovers diskutiert worden wie das geplante Mehrfamilienhaus am Gaisberg. Wie vielfach berichtet, sollte dort ein bestehendes Gebäude abgerissen und durch eine große Wohnanlage ersetzt werden. Die Anwohner reagierten erzürnt, als die Pläne publik wurden. Ihnen seien die aktuell in die Höhe wachsenden Großbauten in ihrer Siedlung sowieso schon ein Dorn im Auge. Dieser Protest überzeugte im März die Mitglieder des Bauausschusses, sie stimmten gegen das Vorhaben. Einige Wochen später sollte es in veränderter Form im Stadtrat erneut behandelt werden - der Bauherr zog den Antrag aber kurz vor der Sitzung zurück.

Das war diesmal anders, und so hatte sich das Gremium am Donnerstag erneut mit dem Vorhaben zu beschäftigen. Bereits vor einer Woche hatte unsere Zeitung davon berichtet, dass der Antragsteller einige Punkte in der Planung verändert hatte. So waren jetzt nur noch acht statt neun Wohnungen vorgesehen, die Gebäudebreite war um gut zwei Meter beschränkt worden, Geschoss- und Grundflächenzahl hatten sich leicht verringert - und das Haus sollte tiefer in den Boden gehen und somit einen halben Meter weniger in die Höhe ragen.

Große Begeisterung wollte sich im Gremium aber erneut nicht einstellen. Die parteilose Stadträtin Claudia Bach hielt den Antragsstellern zugute, dass sie sich kompromissbereit gezeigt hätten. Dennoch könne sie dem Vorhaben nicht zustimmen. "An diesem sensiblen Ort ist es nach wie vor zu massiv", sagte sie. Dem pflichtete auch Jochen Maurer (CSU) bei: "Die Wucht ist geblieben." Er merkte aber an, dass bei dieser strengen Handhabe des Stadtrats auch die bereits im Bau befindlichen Wohnkomplexe am Gaisberg nicht so schnell durchgewinkt hätten werden dürfen. Bezogen auf das aktuelle Vorhaben senkte auch Manfred Thoma (BL/FW) den Daumen. "Von der Masse und der Ansicht her hat sich nichts verändert."

Als einziger Fürsprecher des Vorhabens im Gremium positionierte sich erneut Vize-Bürgermeister Anton Grad (CSU). Das Haus sei gefällig geplant. Zudem habe sich der Antragssteller in Sachen Gebäudehöhe noch einmal bewegt, die Nachbarhäuser seien mindestens genau so hoch. Entscheidend sei für ihn außerdem, dass die direkten Nachbarn dem geplanten Mehrfamilienhaus ihren Segen gegeben hätten. "Wenn die einverstanden sind, muss ich auch nicht dagegen sein", so Grad. "Ein mutiger Wortbeitrag", antwortete Bürgermeister Alexander Anetsberger. Letztlich schlug sich aber niemand auf Grads Seite, das Vorhaben wurde bei einer Gegenstimme abgelehnt.

Damit war das Thema Nachverdichtung und Innenentwicklung aber noch nicht vom Tisch. Wie bereits im Nachklang zu einer Klausurtagung angekündigt (wir berichteten), stellte CSU-Sprecher Johannes Regnath den Antrag, dass der Stadtrat die Verwaltung beauftragten möge, einen Workshop mit entsprechenden Fachleuten für das Gremium zu organisieren. Das Ziel müsse es sein, gemeinsam Leitplanken für Nachverdichtung und Innenentwicklung aufzustellen, an denen sich Bauherren, Stadt und Bürger künftig orientieren könnten - und das möglichst transparent. Dieser Vorstoß fand breite Zustimmung. Thoma, Bach und Maurer zeigten sich bei ihren Wortbeiträgen sehr angetan. Georg Harrer (CSU) merkte an, dass dies wohl der einzige Weg sei - dass er aber keinesfalls einfach werde. Dem pflichtete auch Bürgermeister Alexander Anetsberger bei. Das Ergebnis dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Nachverdichtung werde nicht sein, dass die Stadt sich künftig allen größeren Wohnungsbauten wiedersetze. "Das wäre mit mir nicht zu machen." Beilngries sei ein Zuzugsgebiet, die große Nachfrage - von Auswärtigen, aber auch von Einheimischen - müsse bedient werden. Dabei sei die Nachverdichtung ein wichtiges Instrument, man könne die Siedlungen nicht beliebig erweitern. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema soll jetzt zügig starten, da waren sich am Donnerstag alle einig. Regnaths Antrag wurde einstimmig angenommen.