Dietfurt
Entscheidung vertagt

Stadtrat besteht trotz positiven Gutachtens auf Lärmschutzwall im Norden des Baywa-Neubaus

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Im ersten Stock des Kulturhauses hat der Dietfurter Stadtrat am Montagabend getagt. −Foto: Kirschner

Dietfurt (uke) Die geplante Verlagerung des Baywa-Baustoffhandels ins neue Gebiet „Am Volksfestplatz“ hat den Dietfurter Stadtrat am Montagabend ein weiteres Mal beschäftigt. Konkret ging es um die vorgezogene Öffentlichkeitsbeteiligung und um die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange.

Die Sitzung fand nicht im Sitzungssaal des Rathauses, sondern im ersten Stock des Kulturhauses statt. In der Stadtverwaltung wird derzeit eine neue EDV-Anlage installiert. Von den Zuschauerstühlen aus verfolgten erwartungsgemäß einige Anlieger des künftigen Baugebiets die Sitzung zusammen mit Marlene Gmelch-Werner, der Vorsitzenden der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz.

Architekt Eckhard Bökenbrink aus Kalchreuth hatte neben der Bürgermeisterin Platz genommen, um die eingegangenen Stellungnahmen der Fachstellen und Privatpersonen zu erläutern. Vor allem an der ursprünglichen Höhe der Halle von 16 Metern hatte sich der Stadtrat von Anfang an gestört. Jetzt berichtete der Planer, dass es gelungen sei, „in intensiven Gesprächen“ mit dem Investor die Höhe auf unter 14 Meter zu reduzieren. Auch die Traufhöhe falle dementsprechend niedriger aus. Die Halle verschwinde zudem in dem nach hinten ansteigenden Areal bis zu 2,50 Meter im Boden. Zusätzlich sei auf der Westseite ein etwa ein Meter hoher Wall geplant, der die „optische Beeinträchtigung“ weiter minimiere. Dazu komme eine entsprechende Eingrünung auf der West- und der Nordseite. Auf der Ostseite grenzt das Areal an den TSV-Sportplatz. Der Zaun auf der Vorderseite werde etwas zurückversetzt, er stehe nicht direkt an der Bahnhofstraße, informierte Bökenbrink. Ein Schallschutzgutachten sei auf Verlangen des Landratsamts erstellt worden und liege vor. Als Ergebnis sei festzuhalten, dass die geforderten Grenzwerte problemlos eingehalten werden könnten. Der Lärmschutzwall auf der Nordseite zur Wohnbebauung in der Hohen Straße hin sei somit nicht erforderlich. Eine Lärmbelästigung durch Lkw, die beim Rückwärtsfahren Piepgeräusche von sich geben, sei nicht zu erwarten, so der Planer. Die Laster würden alle zum Be- und Entladen um den Komplex herumfahren.

Hintereinander wurden alle Stellungnahmen der Behörden abgearbeitet. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte auf ein Hügelgrab in der Süd-West-Ecke hingewiesen, das frei bleibt. Andere Bodendenkmäler werden überbaut und damit konserviert. Sämtliche Maßnahmen hätten in Abstimmung mit den Denkmalschützern zu erfolgen, soweit die Vorgaben der Behörde.

Das Landratsamt hatte die Grenzwerte auf 60 Dezibel am Tag und auf 48 Dezibel nachts festgesetzt. Die würden „deutlich unterschritten“, so Bökenbrink. Der Betrieb während der Nachtstunden sei nicht vorgesehen. Karl Ferstl (CSU) hakte an dieser Stelle ein. Er konnte sich vorstellen, trotzdem einen Lärmwall auf der Nordseite zu errichten. Bökenbrink erläuterte, dass der Lärmwall gerade bei der Unteren Naturschutzbehörde „gar nicht gut angekommen“ sei. Diese hätte zwischen Baywa und Wohnbebauung gerne einen Trockenrasen. Ilse Werner (CSU) nannte diese Aussage der Naturschutzbehörde „zynisch“. Aus Ackerboden werde im Leben kein Magerrasen, meinte die Stadträtin, die – wie schon bei der ersten Behandlung in der Februarsitzung angekündigt – bei ihrer ablehnenden Haltung blieb und in allen Fällen dagegen stimmte.

Keine grundlegenden Einwände hatten der Wasserzweckverband der Jachenhausener Gruppe und die Regierung der Oberpfalz, der Stromnetzbetreiber Tennet, das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, das Bayernwerk, das Wasserwirtschaftsamt und der Bauernverband. Von privater Seite war eine Abwertung der Grundstücke befürchtet worden. Außerdem wurde ein Abstand zur Wohnbebauung von 40 Metern als zu gering betrachtet. Hierfür war allerdings nicht der Abstandserlass für Bayern, sondern der für Nordrhein-Westfalen herangezogen worden, der im Freistaat nicht gilt. Eine weitere Anliegerin hatte damit argumentiert, dass die Zugvogelpopulation unter der Bebauung des Grundstücks leiden könnte. Laut Bökenbrink werden sich die Lebensbedingungen der Vögel durch die Pflanzmaßnahmen sogar verbessern. Damit waren alle eingegangenen Stellungnahmen abgearbeitet.

Im nächsten Tagesordnungspunkt hätte eigentlich der Bebauungsplan abgesegnet werden sollen. Doch weil ein Lärmwall zur Hohen Straße nach wie im Raum stand, wird der Bebauungsplan erst in der nächsten Sitzung verabschiedet werden. Christian Linz (CSU) stellte den erforderlichen Antrag, die Lärmschutzmaßnahmen im hinteren Bereich des Grundstücks zu optimieren, dem Antrag stimmten alle Stadträte zu. Der Planer wurde gebeten, dies in den Bauplan aufzunehmen. Und auch die Anlieger sollen einbezogen werden.

AUS DER SITZUNG

Bernd Mayr (FW) kritisierte das Verhalten einiger Hundebesitzer , welche die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner der Allgemeinheit zumuteten. Sogar in die Laber werde der Dreck geworfen. „Nicht nur Hundehaufen“, stimmte Christian Linz zu. Auch Gartenabfälle würden auf diese Art und Weise entsorgt.

 

Nach der Ausweisung des kleinen Baugebiets in Mühlbach erkundigte sich Johannes Seelus (FW). Das Bodengutachten sei da, informierte Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD). Auch wenn es nicht allzu erfreulich ausgefallen sei, so schreite die Ausweisung voran.

 

„Wann wird der Handyempfang in Mallerstetten endlich besser?“ wollte Andreas Keckl (CWU) wissen. Eine Antenne, die auf einem der Windräder der Firma Bögl montiert wird, soll ihn massiv verbessern. Die Verzögerungen würden nicht an der Firma Bögl liegen, wusste Braun. Die Verhandlungen mit der Deutschen Funkturm würden sich hinziehen.

Johann Gietl (FW) hatte die frohe Kunde, dass das neue Fahrzeug für die Dietfurter Stützpunktfeuerwehr am 26. oder 27. Juli eintrifft.

 

Das Ergebnis der jüngsten Pflasterschleifaktion für eine Gehbahn am Klostervorplatz interessierte die Seniorenbeauftragte Martha Thumann (FW). Das Ergebnis sei nicht zufriedenstellend ausgefallen, erfuhr sie. Jetzt soll dieser wichtige Schritt zur Schaffung der Barrierefreiheit in Dietfurt über eine Gesamtplanung angegangen und im Rahmen der Städtebauförderung abgewickelt werden.

 

Ein Chinamuseum im Rathaus? Anita Plankl (FW) erkundigte sich nach dem Sachstand. Die Kosten seien „astronomisch“, so Braun, eine Realisierung nur mit Leader-Mitteln möglich. Doch da die Fördertöpfe für die Altmühl-Jura-Gemeinden derzeit leer sind, müsse man sich gedulden. Auch fehle noch der Beschluss des Stadtrats. Eventuell könnten auch Studenten der Universität Regensburg die Planungen übernehmen. | uke