Dietfurt
"Rockstars werden nicht älter"

04.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Tausende von Fans hatten sich vor der BR-Bühne versammelt, um ihre Rockidole von Uriah Heep zu feiern. Die britische Hardrockband sorgte nicht zuletzt mit ihren Welthits für brodelnde Stimmung. - Foto: Erl

Dietfurt (DK) Die glühendsten Fans der britischen Hardrock-Band Uriah Heep bewiesen am Dienstagabend Steherqualitäten. Schon gut eine Stunde vor Konzertbeginn hatten sie sich ihren Platz unmittelbar vor der Bühne auf dem Dietfurter Volksfestgelände bereits gesichert. Selbst einen kurzen Regenguss ließen sie klaglos an sich abtropfen.

Die Beharrlichkeit war nicht vergebens und wurde mit jeder folgenden Minute und jedem neu eintreffenden Menschenpulk belohnt. Denn spätestens mit der Ankündigung der Rocklegenden durch den Moderator Tilman Schöberl stand eine undurchdringliche Mauer von Menschenleibern am Absperrgitter. Die fünf Altrocker mussten danach nicht erst ihre wallenden Silbermähnen zeigen, um das Rad der Emotionen drei Jahrzehnte zurück zu drehen und die Stimmung anzuheizen. Kaum dass sie ein paar breite Schritte über die Bretter stolziert und zu den Gitarren gegriffen hatten, schwappte in Dietfurt die Begeisterung der mittlerweile betagten Fans über die vielen tausend Besucherköpfe hinweg.


Dabei waren die unzähligen Besucher schon bestens von der Vorband "Bikers Delight" auf dieser Rastetappe der BR-Radltour musikalisch angewärmt worden. Für die Organisatoren dieses gewaltigen Spektakels war die fulminante Abendveranstaltung eine gut gemeisterte emotionale Gratwanderung, denn auf der Schlussetappe war ein Teilnehmer einem Herzleiden erlegen (wir berichteten).

Mit beeindruckender Offenheit und einer eindrucksvoll von den Besuchermassen mitgetragenen Trauerminute bewiesen sie den notwendigen Respekt vor dem tragischen Ereignis. Danach gelang es, den Bogen in sanften Schritten und mit angepasster Musik der Tourband "Bikers Delight" wieder zurück in die Normalität zu spannen.

Unter den Besuchermassen waren so auch die Teilnehmer der Radltour zu finden, die wohl nicht nur aus musikalischer Begeisterung auf den Bierbänken saßen oder vor der Bühne standen. Mancher gönnte sich noch einen Schlummertrunk, um sein Haupt und die müden Glieder mit der nötigen Bettschwere auf eines der 400 Matratzenlager in der Siebentälerhalle zu legen.

Doch zumindest Annemarie Schießl aus Rosenheim nahm die ungewohnte nächtliche Enge mit Gelassenheit. "In der großen Halle verhallt das Schnarchen", hoffte sie, vertraute auf genügend nächtliche Frischluftzufuhr und machte sich mit ihrer Tourpartnerin Margarete Fellner auf ins Getümmel.

Die Stimmung bei den Massen haben die fünf englischen Hardrocker mit Weltruhm derweil schon kräftig angeheizt. Inge und Josef Horndasch aus Batzhausen waren eigens über den Juraberg gekommen, um die Hits aus ihrer Jugendzeit zu hören. "Wir hätten nie gedacht, dass wir die mal live und in der Region sehen", sagte Inge. Auch der Mittdreißiger Thomas Neumeier aus Biberbach ließ sich mit seiner Clique vom Sound fesseln. "Man kennt die Gruppe, wenn man sich für Rockmusik interessiert. Bis jetzt klingen sie ganz okay und takten sogar noch etwas schneller als gedacht. Rockstars werden nicht älter, sondern nur besser", unterstrich er.

Nur wenige konnten mit dem wilden Sound der 70er gar nichts mehr anfangen. "Die Bässe sind gut, aber die haben so komische Stimmen. Techno ist besser und eigentlich mag ich Rap und Hiphop lieber", sagten Lisa (15) aus Töging und Bianca (14) aus Dietfurt übereinstimmend.

Dietfurt rockte mit ihnen und ließ die alten Chinesenzöpfe im dominanten Stakkato der Bässe erzittern. Je dunkler die Nacht wurde, desto mehr heizten Sänger Bernie Shaw, Gitarrist und einziges Gründungsmitglied Mick Box und die anderen rockenden Oldies den Fans ein. Ihre Bühnenperformance sprühte vor Dynamik und selbst in ihren melodischen, fast schon romantischen Saiten des Hardrock wirbelten Funken. Ihre großen Hits, mit denen sie 30 Millionen Tonträger weltweit verkauft haben, setzten sie an das Ende des Abends. Mit "Easy Livin", natürlich "Lady In Black" und "Gypsy" oder "Free Me" jagten sie zusammen mit dem Publikum noch einmal durch die Höhepunkte ihrer Rockerwelt. Das Publikum hatte angebissen, brodelte im heißen Sound, brüllte die Refrains mit und ließ sie nur mit viel Applaus und fordernden Pfiffen nach einer Zugabe von der Bühne.