Dietfurt
Wehklagen ohne Ende

Die bayerischen Chinesen verbrennen Prinz Karneval – Hoffnung auf Wiederbelebung des Faschings im November

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Prinz Karneval in Flammen: Als Symbol für das Ende der fünften Jahreszeit verbrannten die bayerischen Chinesen gekleidet in weiße Nachthemden den Fasching - Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Die Faschingsmuffel können nun endlich aufatmen. Beim traditionellen Kehraus ist Prinz Karneval am Dietfurter Rathausplatz von den bayerischen Chinesen beerdigt worden. Allzu traurig war man darüber nicht, schließlich beginnt die nächste fünfte Jahreszeit schon wieder in schlappen 265 Tagen.

Wie seit eh und je trafen sich die Mitglieder des Begräbnisvereins auch heuer wieder zum Schminken im Haus des ehemaligen Kaisers Bo-Da-Washy. In voller Montur, mit weißem Nachthemd und Schlafmütze, legte Rosa Geyer professionell den letzten Feinschliff, zauberte kreidebleiche Gesichter und malte mitreißende Tränen auf die Wangen.

Die lustigen Trauernden rund um die beiden Pfarrer, gespielt von Erich Moser und Stephan Baumer, zogen zusammen mit der „Leichbitterin“ Christian Linz von Wirtshaus zu Wirtshaus und gaben den brandaktuellen Tratsch sowie spitzfindige Neuigkeiten aus Dietfurts Gassen, gespickt mit witzigen Rätselfragen zum Besten. Da war vom Superwahljahr und der 600-Jahr-Feier die Rede, vom Fasching, der wieder mal mordsteuer war, von vermeintlichen Exhibitionisten auf dem Kreuzberg, von am Unsinnigen mit Nagellack geschminkten Lippen, dem letzten Modeschrei Designerjeans mit Panzertape und davon, dass man den winterlichen Straßenverhältnissen heuer mit Blaukorn statt Streusalz Herr wurde. Das Publikum bedankte sich mit schallendem Gelächter für diese Humoresken.

Unter die Mitfeiernden mischten sich in einem Lokal auch die Insassen eines Reisebusses aus Maastricht, die vom gelben Faschingsfieber gepackt, spontan eine Polonaise hinlegten. Der niederländische Reiseleiter Gerard van Rens freute sich über die fantastische Stimmung beim Kehraus. Er fand es schön, dass kulturelle Bräuche in Bayern von den kommenden Generationen übernommen werden. „Das Festhalten an der Tradition und zugleich neue Entwicklungen aufzunehmen, ist wunderbar“, meinte der Niederländer.

An ihn sowie an alle anderen Narren erging seitens des Begräbniskomitees die Einladung, sich um 23.30 Uhr bei der Scheipplbrücke zum Trauerzug einzufinden. Nach nicht enden wollendem Lamentieren und jämmerlichem Wehklagen über das Ende des Faschings war es dann so weit: „Wir sind versammelt hier in Scharen und nehmen Abschied von unserem Obernarren. Rafft euch auf vom Wehgeschrei, auch dieser Schmerz, der geht vorbei. Alles gelobt mit großem Getos’, heuer, am 11. 11., geht es wieder los“, verkündigte „Oberpfarrer“ Erich Moser.

Wie es sich gehört, musste die versammelte Maschkerermannschaft noch das Gelöbnis an den Fasching und dessen „Lebendigwerden“ im November ablegen. Kurz darauf stand Prinz Karneval – symbolisch als Strohpuppe verkleidet – lichterloh in Flammen, die Chinesenhymne erklang aus voller Brust und es wurde geschunkelt. Gemeinsam sangen die todtraurigen Narren Tschei-mitschi-tscheng, der bayrisch-chinesische Kaiserwalzer zu Ehren der Majestät Kaiser Ko-Hounag-Di durfte nicht fehlen. Das Spektakel endete mit dem Fischessen in den Dietfurter Wirtshäusern.