Dietfurt
"Wir haben jedes Jahr ein Defizit"

Der Umschlag an der Dietfurter Güterlände ist seit Langem rückläufig

22.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Im Dornröschenschlaf liegt die Güterlände Dietfurt. Auch wenn hier gerade wegen der alljährlichen Schifffahrtssperre nichts geht, ist es doch das ganze Jahr über relativ ruhig. - Foto: Hradetzky

Dietfurt (uke) Der Dietfurter Hafen rechnet sich nicht mehr. Zu diesem Ergebnis sind die Stadträte in der jüngsten Sitzung gekommen, nachdem sie die aktuellen Zahlen erfuhren.

Auf eine Anregung in der vorangegangenen Sitzung des Bauausschusses hin war das Thema auf die Tagesordnung genommen worden. Gerade einmal 49 844 Tonnen Gesamtumschlag waren es im vergangenen Jahr. Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) hatte die Zahlen bis zum Jahr 2007 zusammenstellen lassen.

Beim Blick in die Zahlen wurde allerdings schnell klar, dass die Situation so neu nicht ist. Auch in den vorangegangenen Jahren dümpelte der Umschlag gewaltig vor sich hin, Zuwächse gab es noch in den Jahren 2010 und 2016, wo immerhin knapp 80 000 beziehungsweise 70 000 Tonnen umgeschlagen wurden. Einen Ausreißer nach oben wies die Zahlenreihe allerdings auf. Im Jahr 2012 erreichte der Umschlag einen Rekordstand von 120 648 Tonnen. Der war aber keineswegs dem Prosperieren der Dietfurter Güterlände geschuldet, sondern vielmehr dem Umstand, dass das Wasser- und Schifffahrtsamt in diesem Jahr den Main-Donau-Kanal ausbaggern ließ und der Schlamm von der Güterlände Dietfurt aus abtransportiert wurde.

"Was in Dietfurt eingeschifft wird, wird immer weniger", konstatierte der Geschäftsführende Beamte Ernst Dietlmeier. Dementsprechend würden auch die Einnahmen aus dem Umschlag immer mehr sinken.

Im Dezember 1992 war die Lände in Betrieb gegangen, im April 1994 wurde sie offiziell mit vielen Festgästen und großen Hoffnungen eingeweiht. Die Festrede hielt Hans Spitzner, damals Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium. Der CSU-Politiker hatte in seiner Rede der "bayerischen Hafenstadt" Dietfurt gratuliert und die Binnenschifffahrt als "vollwertige unverzichtbare dritte Säule der Verkehrspolitik" bezeichnet. Ein jährlicher Güterumschlag von 100 00 Tonnen war prognostiziert worden, der laut Braun in den ersten zehn bis 15 Jahren auch erreicht wurde. Dünger und Mineraldünger, Sojaschrot und Futtermittel wurden entladen, im Gegenzug Schiffe mit Getreide beladen. Dünger und Weizen sind auch die Güter, die prozentual am häufigsten verladen wurden. Fast 60 Prozent aller Produkte, die hier zwischen 1992 und 2016 ankamen, war Dünger, knapp 45 Prozent aller Waren, die auf der Wasserstraße Dietfurt verließen, waren Weizen, jeweils 17 Prozent Raps und Holz.

Nachdem sich die Umschlagzahlen zunächst erfreulich entwickelten, wurde der erste Hafenkran schnell zu klein. Schon 1996 investierte die Stadt 600 000 Mark in einen zweiten Kran. 1994 wurde zur Freude nicht nur von Alois Hengl (CSU), Bürgermeister von 1986 bis 2002, ein Umschlagrekord von 400 000 Tonnen erreicht, vorwiegend durch Getreide.

Das ist lange her. Heute werden - verglichen mit dem Rekordjahr - weniger als ein Viertel Waren aller Art ver- und entladen. "Holz- und Düngerumschlag lassen Hafen florieren" hieß es noch 2001 in unserer Zeitung. Gerade der Holzumschlag aus der Region - Ziel war das Holzwerk Binder im österreichischen Enns - boomte Anfang des Jahrtausends.

"Der Holzumschlag ist weg, der Erzumschlag völlig weggebrochen", so Dietlmeier. Als Hauptursache für den Niedergang hatte er ausgemacht, dass die Euphorie bezüglich der Wasserstraße generell verflogen sei. Vielmehr habe sich die Binnenschifffahrt als "unzuverlässiger Partner" erwiesen, sie stecke gesamtwirtschaftlich in der Krise. Der zugefrorene Kanal im Winter oder die derzeitige Sperre der Wasserstraße nannte er als Beispiele, warum heute wieder mehr Waren auf Straße und Schiene transportiert werden. Anders als in Kelheimer Hafen, wo riesige Flächen mit Pkw zugestellt sind, die von der Firma Harms verschifft werden, befinde sich der Dietfurter Hafen im Dornröschenschlaf.

Aus diesem Grund hat die Stadt schon darauf verzichtet, die Güterwaage nachzueichen. Die Kosten seien nicht zu rechtfertigen gewesen. Der Wiegevorgang sei auch bei der benachbarten Baywa möglich. "Wir haben jedes Jahr ein Defizit", sagte Braun. "Die Güterlände rentiert sich mit Sicherheit nicht mehr." Alleine die Stromkosten würden jährlich 5000 Euro betragen, wobei man sich allgemein die Frage stellte, wie diese überhaupt zustande kommen.

Die Möglichkeit, dass sich das mittelfristig ändern wird, sah das Gremium letztlich nicht. Man war sich aber einig, dass es sinnvoll sei, die Betriebszeiten weiter einzuschränken, um die Kosten so gering wie möglich zu halten und weitere Einsparmöglichkeiten auszuloten. "Wir sollten schauen, dass wir den Hafen erhalten", meinte Martin Schmid (CWU). Der Verlust wäre sicher nicht gut für die Sieben-Täler-Stadt.

Aber da bis auf Weiteres auch kein Handlungsbedarf besteht, wurde das Thema nach Bekanntgabe der Zahlen erst einmal ad acta gelegt.