Dietfurt
Von Geburten bis zu Todesfällen

Die Einsätze der Dietfurter Helfer vor Ort sind vielfältig Nachwuchs dringend gesucht

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Allzeit bereit sind die Helfer vor Ort Dietfurt, um bei Unfällen oder Krankheiten Menschenleben zu retten. Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist erfüllend, aber oft auch strapaziös. - Foto: Walter/Helfer vor Ort

Dietfurt (DK) Als Helfer vor Ort erlebt man sehr viel. Ohne den Einsatz der Truppe, die im Jahr 2002 in Dietfurt ins Leben gerufen wurde, liefe die Rettung von Menschen bei Unfällen, Krankheiten oder Notfällen nicht rund. Doch die Helfer vor Ort leiden trotz ihrer Verdienste an Nachwuchsmangel.

Die ehrenamtliche Gruppe ist rund um die Uhr abrufbereit und gerade am Wochenende von Freitag, 18 Uhr, bis Montag, 6 Uhr, einsatzbereit. Doch die Helfer brauchen junge Kräfte und würden sich freuen, ihre Einsätze auf mehr Schultern verteilt zu sehen.

Zu den Hauptaufgaben des ehrenamtlichen Einsatztrupps zählen zunächst die Erkundung der Lage und deren Weitermeldung an den Rettungsdienst der näheren Umgebung. Die Dietfurter sind zumeist als Erste zur Stelle und kennen die Örtlichkeiten meisten viel besser als auswärtige Helfer. Sie fungieren somit auch als zentrale Ansprechpartner bei den zahlreichen Einsätzen.

Die Gruppe einschließlich ihres Fördervereins erfreut sich seitens der einheimischen Bevölkerung sowie der Stadt Dietfurt großer Unterstützung. Dennoch sind derzeit wenige Fahrer aktiv unterwegs: Jürgen Freihart, Stefan Röll, Helmut Weber, Christian Kuffer, Markus Pflieger und Xaver Kohout. "Viele unserer Leute sind wegen ihrer Ausbildung weggezogen", berichtet HvO-Mitglied Martin Kuffer.

Die Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um Mitglied bei der ehrenamtlichen Gruppe zu werden, sind ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Sanitätskurs. Zudem muss man bei über 20 Notfalleinsätzen mitgefahren sein. Für Interessierte ist es möglich, bei Einsätzen als Mitfahrer in dieses Metier hineinzuschnuppern. "Auf jeden Fall ist es wichtig, psychisch und körperlich stabil zu sein", betont Kuffer. "Man muss sich diese Arbeit zutrauen, schauen, ob sie einem liegt." Wichtig sei nicht nur die theoretische Ausbildung, sondern vor allem die spätere Praxis.

Helfer vor Ort müssen Einsätze auch alleine schaffen können, in schwierigen Situationen ruhig und neutral bleiben. Körperliche Fitness ist eine wichtige Voraussetzung, schließlich wiegt der Rucksack mit der Ausstattung etwa 30 Kilogramm. Oft ist man bei anstrengenden Einsätzen gefordert, muss bei Nacht und Nebel auch mal durch den Wald laufen oder manchmal mehrere Stockwerke in Gebäuden bewältigen.

Das Einsatzgebiet reicht weit über die Großgemeinde Dietfurt hinaus. Bis nach Untereggersberg, Beilngries, Rasch oder Kemnathen sind die fleißigen Helfer schon gerufen worden. "Von Geburten, über Einsätze bei Trunkenheit, Drogen, Suizidversuche bis hin zu Todesfällen ist alles denkbar", erklärt Jürgen Freihart von den Helfern vor Ort. Sicherlich habe man stets Respekt, manchmal sogar ein wenig Furcht vor dem, was einen tatsächlich dann am Einsatzort erwartet.

Bei schweren Verkehrsunfällen mit mehreren Verletzten oder Schlägereien fahren die Helfer lieber zu zweit. Aber mitunter passierten auch amüsante Dinge. So seien die Helfer auch einmal mit einer speziellen Ausrüstung für Einsätze an Kindern ausgerückt, da eine Mutter angerufen habe, ihr Kind sei aus dem Fenster gefallen. Dann stellte sich aber heraus, dass die Mutter über 80 Jahre alt und das "Kind" um die 60 war. "Man erlebt sehr viel bei den Einsätzen und manchmal ist man Mädchen für alles", erklärt Kohout.

In einem sind sich alle Helfer vor Ort einig: Das Gefühl anderen Menschen zu helfen, sorgt bei jedem von ihnen für Glücksgefühle. Dies sei der Antrieb für ihr Handeln und natürlich freue man sich sehr, wenn der Einsatz im Nachhinein honoriert würde und ein Dank erfolge. Zu sehen, dass die Einsätze Früchte tragen, spornt die Gruppe an.

Xaver Kohout ist noch nicht so lange dabei und wurde schnell von der Arbeit bei den Helfern vor Ort infiziert. Der Neubürger aus Mallerstetten ist stolz auf die gemeinsame Tätigkeit und seine Kollegen: "Jeder hier macht seinen Job sehr gut. Wir sind auch immer die Ersten, die zu einem Einsatz kommen. Wir machen das aus Überzeugung und Leidenschaft - und weil wir es können."

Interessierte ab 18 Jahren aus Dietfurt und der näheren Umgebung können als Praktikanten an Einsätzen teilnehmen, das Fahrzeug inspizieren und Fragen zur Arbeit der Helfer vor Ort stellen. Eine medizinische Vorerfahrung wäre hervorragend, so Helmut Weber, aber nicht unbedingt notwendig. Melden können sich Interessierte bei Helmut Weber unter der Telefonnummer (08464) 415 oder E-Mail hel_ga_weber@web.de sowie bei Joseph Walter unter der Telefonnummer (08464) 600 28 oder E-Mail kreuzbergwalter@web.de.