Breitenbrunn
Soldaten stellen Gefechte nach

Tillyfest in Breitenbrunn verschafft einen Eindruck vom Wüten des Todes im Dreißigjährigen Krieg

22.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Mit Vorführungen, Darstellungen und Gefechtsszenen will man, wie bereits beim Tillyfest im vergangenen Jahr, den Menschen der heutigen Zeit die Geschichte von Breitenbrunn im Dreißigjährigen Krieg näher bringen. ‹ŒArch - foto: Sturm

Breitenbrunn (swp) Breitenbrunn rüstet sich für das Tillyfest am 9. und 10. September. Seit dem Jahr 1989 verwandelt sich der historische Marktflecken alljährlich in die Kulisse des Dreißigjährigen Krieges.

Der historische Hintergrund für das Tillyfest ist, dass Bayerns Kurfürst Maximilian I. im Jahr 1624 seinen Kriegsherren Johann Tserclaes Graf von Tilly mit Breitenbrunn und Schloss Breitenegg beliehen hatte. Mit dem General bekam erstmals ein Regent die Herrschaft über Breitenbrunn und Breitenegg, der nicht aus der Region stammte.

Im Jahr 1559 wurde er auf Schloss Tilly in Brabant in Belgien geboren. Zeit seines Lebens war er Soldat und kämpfte als Heerführer für verschiedene Herrscher. Im Jahr 1610 berief ihn der Kurfürst nach Bayern, wo er das bayerische Heer reorganisieren sollte. Tilly wurde Oberkommandierender der von Bayern geführten Katholischen Liga. Im Jahre 1624, Graf Johann Tserclaes von Tilly war bereits 65 Jahre alt, begann die miteinander verwobene Geschichte von Breitenbrunn und dem General, die ihren Niederschlag Jahr für Jahr im Tillyfest findet.

Am 7. Juni 1624 kam Graf Tilly zum ersten Mal nach Breitenbrunn, um sein neues Lehen in Besitz zu nehmen. Einen Tag später, an einem Sonntag, begleitete er erst eine Prozession zusammen mit einer großen Anzahl seiner Untertanen. Anschließend spendete er der Kirche von Breitenbrunn zum Abschied 100 Taler, ein kostbares Messgewand und stiftete eine Rosenkranzbruderschaft.

Tilly konnte nicht lange auf seinem neuen Besitz bleiben, der Krieg rief ihn wieder zu seiner Truppe und ins Feld. Die Verwaltung seines Besitzes übertrug er dem Landrichter Viktor von Gilg, der daraufhin im Schloss Breitenegg residierte. Als der Kurfürst in den endgültigen Besitz der Oberpfalz kam, wurden Tilly zur Herrschaft Breitenegg noch die Ämter Holnstein, Helfenberg, Hohenfels und die Stadt Freystadt zugesprochen. Im Jahr 1630 verzichtete Maximilian I. auf alle Hoheitsrechte in der Herrschaft Breitenegg. Damit war der Weg frei, dass Tilly durch den Kaiser zum Reichsgrafen erhoben werden konnte. Zudem wurde ausgehandelt, dass die Wildensteiner Monstranz an die Kirche in Breitenbrunn zurückgegeben wird - einer der wenigen Fälle, dass etwas aus der Schatzkammer der Wittelsbacher zurück an die rechtmäßigen Besitzer ging.

Im Jahr 1631 hielt sich Tilly abermals in seiner Herrschaft Breitenegg auf. Er musste diese aber bald wieder verlassen und das kaiserliche Heer nach Norden führen. Der Brand von Magdeburg brachte dabei eine Wende im bisherigen Krieg, auch für Breitenbrunn. Denn nun begann der Schwedisch-Deutsche Krieg. Am 16. April 1632 wurde Tilly in der Schlacht bei Rain am Lech schwer verwundet und die katholisch-kaiserliche Sache geriet in unserer Gegend ins Hintertreffen. Während Tilly in Ingolstadt im Sterben lag, brach über sein Herrschaftsgebiet zum ersten Mal der Krieg herein. 14 Jahre wütete der Tod schon in den deutschen Landen, aber in Breitenbrunn und generell in Bayern war man bis dahin verschont geblieben.

Das erste Opfer der Schweden in Breitenbrunn war am 23. April 1632 der Schneider Markus Neubeck, ihm folgte vier Tage später der Jüngling Ulrich Wagner, Mesner und Kantor von Breitenbrunn. Am 16. Juli wurde der Schuster Georg Moegele ermordet und am 20. September der Bauer Leonhard Lauffer von Premerzhofen. Breitenbrunn und seine umliegenden Nachbarn, ob Klöster oder Städte, wurden noch des Öfteren geplündert, wobei es schon egal war, von welcher Seite. Denn der Krieg hatte eine Stufe der Gewalt der Gleichgültigkeit und Verrohung erreicht, wie selten zuvor. 30 Jahre Krieg waren zu viel für Volk, Land und Soldaten. Premerzhofener Bauern konnten beispielsweise am Schluss ihren Zehent nicht mehr entrichten und in Breitenbrunn standen Häuser und Schmieden leer. Die kaiserlichen Verbände konnten die Schweden nochmals aus Bayern vertreiben, es war aber keine Seite mehr stark genug, einen entscheidenden Sieg zu erringen. So gingen 30 Jahre Krieg am 24. Oktober 1648 mit dem Westfälischen Frieden zu Ende.

Beim Tillyfest in Breitenbrunn lässt sich das raue und harte Leben der damaligen Zeit in allen Winkeln des Ortes erfühlen. Aber auch Herzlichkeit, allerlei Musik und Tanz. Wie zu der damaligen Zeit eben. Mit Vorführungen, Darstellungen und Gefechtsszenen will man den Menschen der heutigen Zeit die Geschichte von Breitenbrunn im Dreißigjährigen Krieg näher bringen. Durch geschichtlich wahre Hintergründe sowie fiktive Ereignisse sollen die Besucher erfahren, wie es vielen Orten in diesem großen Krieg erging. Am Sonntag, 27. August, findet dazu um 19.30 Uhr eine Versammlung aller Tilly-Gruppen beim Gasthof zum Lehnerwirt statt.