Biberbach
Aus Liebe zum Lamm

Schafhalter und Verbandsvertreter René Gomringer erklärt, warum Keule und Co. gelebter Naturschutz sind

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Fototermin im Garten: Wenige Tage alt sind die Lämmer, die René Gomringer gerne präsentiert, um auf die wichtige Rolle der Schafhalter unter anderem für die Kulturlandschaft aufmerksam zu machen. Um diese zu erfüllen, muss heimisches Lammfleisch gekauft werden - Foto: Schoplocher

Biberbach (DK) „Die sind ja so süß...“ – Sicher kein abwegiger Gedanke, wenn man Lämmer im Streichelzoo, auf der Weide, im Stall oder bei Familie Gomringer in Biberbach betrachtet. Gut nachvollziehbar, wenn im gleichen Atemzug Lamm vom (österlichen) Speiseplan gestrichen wird. Dabei ist das genau der falsche Ansatz, wie René Gomringer, der diese Schlussfolgerung nur allzu gut kennt, unterstreicht. Gomringer muss es wissen, ist er doch Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Schafhalter und zusammen mit seiner Frau Ursula stolzer Besitzer von 15 Schafen. Mutterschafe wohlgemerkt, denn in diesen rechnet der Fachmann. Folglich tauchen die Lämmer, die in Biberbach gerade nahezu täglich geboren werden, und Bock Moritz nicht auf.

Die Rechnung, die Gomringer aufmacht, ist einfach, dennoch ist sie vielen nicht bewusst: Die Schäfer brauchen Abnehmer für ihr Fleisch, um überleben zu können. Zwar gebe es die bekannten „Ausgleichszahlungen für landschaftspflegerische Maßnahmen“, allerdings reichten diese nicht zur Einkommenssicherung. Gerade im Altmühltal mit Trockenrasenflächen mit schwer zugänglichen Stellen trage der „Kleinschafhalter zum Erhalt der Kulturlandschaft bei“, macht der Biberbacher deutlich. „Esst unser Lammfleisch“, sei der einzig logische Appell. Denn Lamm- und auch Schaffleisch werden sehr wohl verzehrt, allerdings greifen viele Verbraucher in die Tiefkühltruhe des Supermarktes. Dieses sei oft kaum günstiger, meint Gomringer, schließlich ließen sich auch die Züchter etwa in Neuseeland gerne gut zahlen, zum anderen seien die Transportwege entsprechend lang.

Gomringer hofft, dass es wenigstens gelingt, die Zahl der derzeit bayernweit rund 2300 Schafhalter – im Gemeindegebiet dürften es etwa zehn sein – samt ihrer 270 000 Tiere zu halten. Auch dafür betreibt er in seinem Beruf Lobbyarbeit.

Rund ein Kilogramm Lammfleisch isst jeder Bundesbürger durchschnittlich im Jahr, wie Gomringer weiß. 700 Gramm davon entfallen aber auf die muslimische Bevölkerung. So wundert es nicht, dass nach Ostern das muslimische Opferfest noch vor Weihnachten der zweitwichtigste Termin ist. Diese drei Feste bestimmten den Jahreslauf der Schafhalter. Ein Muttertier trägt fünf bis sechs Monate, vier bis sechs Monate alt sollten die Lämmer sein, wenn sie geschlachtet werden. „Wir sind also zu spät dran“, sagt Gomringer schmunzelnd mit Blick auf seine frisch geborenen Lämmer kurz vor Ostern. Allerdings seien Osterlämmer auch nicht sein Ziel gewesen. Die Biberbacher Schafe haben meist nur noch einmal im Jahr Nachwuchs, für das Fleisch – auch der wenigen erwachsenen Schafe – gibt es vorgemerkte Kunden. Dennoch sind Gomringers „froh um jedes weibliche Lamm“. Das wird nicht geschlachtet, sondern an andere Züchter verkauft oder für die Nachzucht behalten. Manchmal, das lassen die beiden Naturfreunde gerne zu, gibt es auch Tiere, die sie nicht weggeben mögen.

Folglich tut es ihnen schon weh, wenn eines Morgens einmal ein altes Schaf tot im Stall liegt. „Aber dann ist es wenigstens daheim gestorben“, sagt Ursula Gomringer, die dazu steht, dass es „einem leidtut, wenn ein Tier weggebracht werden muss“. Tiere im Schlachthaus abgegeben haben die Gomringers nur ein einziges Mal. Jetzt stellen sie Lämmer oder Schafe in einen Stall und „fahren schnell weg“.

Seit 1980 betreibt das Ehepaar eine eigene Zucht. „Das erste Schaf haben wir geschenkt bekommen“, erinnert sich Ursula Gomringer, die früher die Wolle ihrer Bergschafe noch gesponnen und verstrickt hat. Nun wird sie verkauft – für 60 Cent das Kilo.

„Schäfer ist ein stressiger Beruf“, will Gomringer mit manch romantischer Vorstellung aufräumen. Ruhepausen gebe es so gut wie keine, dafür aber viel Arbeit im Verborgenen. Auch er und seine Frau seien im Schnitt rund eineinhalb Stunden täglich plus den ganzen Samstag gefordert, derzeit sind die Schafhalter mit der Vorbereitung der Zäune beschäftigt. Zur Lammzeit schauen die Biberbacher gerne auch einmal öfter nach ihren Tieren.

Bei Ursula und René Gomringer gibt es an Ostern selbstverständlich Lamm. Die Erklärung ist einfach: „Naturschutz muss man essen können“.