Beilngries
Die Macht der Gruppe

Realschüler nähern sich in Workshop Themen wie Mobbing und Mutprobe an

24.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:13 Uhr

Erst von der Gruppe ausgeschlossen und dann von einer Freundin „gerettet“: In Rollenspielen lernten die Realschüler viel über Dynamik, Druck und Macht. - Foto: Schoplocher

Beilngries (pjs) Ausgrenzung und Mobbing sind Themen, die auch aus Klassenzimmern und von Pausenhöfen nicht mehr wegzudiskutieren sind. Grund genug für den sozialen Zweig der Altmühltal-Realschule Beilngries, sich damit genauer auseinander zu setzen.

Konkret geht es an dem Vormittag vor allem um Gruppendynamik. Lehrerin Silke Wild ist durch Zufall auf ein Workshop-Angebot von „DoKuPäd“, der Pädagogik rund um das Dokumentationszentrum Nürnberg unter dem Dach des Stadtjugendrings, aufmerksam geworden. Am Ende des Vormittags, den Julia Oschmann mit Honorarkraft Nabil Hourani gestaltet hat, ist sich die Klassenleiterin der 8 a noch sicherer als vorher, dass „das eine ganz gute Sache“ ist.

„Die Macht der Gruppe“, lautete der Titel. Jeder befinde sich in einer Gruppe wie Klasse, Clique oder Sportverein, stellte die Referentin gleich zu Beginn klar. Oschmann wollte vor allem eines: Sensibilisieren für die Gefahren, die trotz aller Vorteile der Zugehörigkeit lauern. Sie erklärte, wie Druck und Angst zustande kommen und dass es entscheidend sei, die Balance zwischen Individualität und Konformismus zu finden.

Was sich sehr theoretisch anhört, vermittelten die Dozenten in Rollen-, aber auch Großgruppenspielen. Bei letzteren zeigte sich, dass sich mit den Beilngrieser Schülern gut arbeiten ließ. Diesen bescheinigte Oschmann zum einen die nötige Offenheit, doch auch Teamfähigkeit und Disziplin zeigten die Jugendlichen. Angesprochen wurde auch das Phänomen Werbung und wie sie ihre Wirkung entfaltet.

Gestartet hatten die Gäste ihren Workshop mit einem Experiment zum Thema Meinungsbildung und Gruppendynamik. Konkret: Wie standhaft ist ein Schüler, wenn ihm die Gruppe vehement einredet, dass ein Ergebnis offensichtlich anders ist als er glaubt oder sogar weiß. „30 Prozent schließen sich erfahrungsgemäß der Mehrheitsmeinung an“, weiß Julia Oschmann aus Erfahrung.

Auch das Dasein als Außenseiter und Mutproben waren ein Thema: Warum lassen sich die Kinder wohl um Gefahr oder Illegalität wissend darauf ein, welche Prozesse werden in Gang gesetzt, wie reagiert die Gruppe darauf?

Jede Szene der Rollenspiele wurde nachbesprochen. So erkannten die Realschüler, dass der Mut eines Einzelnen auch die Gruppe verändert. Während sie die Szenen beobachtete, kamen Lehrerin Silke Wild immer wieder Ideen, wo sich „Gruppen haben Macht“ im Unterricht wiederfinden würde. „Bei der Diskussion um eine Schuluniform zum Beispiel“, meinte sie. Wild konnte zudem aus dem Verhalten der Schüler Erkenntnisse für den Alltag gewinnen.

Doch auch die Jungen und Mädchen nahmen eine wichtige Botschaft mit: „Jeder von uns ist einzigartig, auch und gerade in der Gruppe“, gaben die Referenten den Realschülern noch mit auf den Weg.