Beilngries
Traditionsbewusster Thüringer

Trachtlerchef Matthias Rehacek: "Heimat ist immer da, wo man sich zu Hause fühlt"

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Sitt’ und Tracht erhalten: Vorsitzender Matthias Rehacek.

Beilngries (DK) Im November 2007 übernahm Matthias Rehacek vom langjährigen Vorsitzenden Alfons Adam das Amt an der Spitze des Beilngrieser Trachtenvereins. Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil Rehacek kein Bayer ist, sondern aus Thüringen stammt.

Unsere Mitarbeiterin Regine Adam sprach mit Rehacek über die Aufgaben als bayrischer Trachtlerchef und Heimatgefühle.

 

Herr Rehacek, wie finden Sie das selber: Ein Thüringer, der einen bayerischen Verein mit dem Motto „Halt in Ehren, hab in acht – Väter Sitte, Väter Tracht“ leitet.

Matthias Rehacek: (lacht) Gut finde ich das. Ernsthaft. Der Hauptgrund, warum ich mich wählen habe lassen, war schlicht: Es hat sich niemand sonst bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Und ich wusste ja ungefähr, was auf mich zukommt. Ich war schon zuvor jahrelang beim Verein aktiv, als Mitglied, Tänzer und als Schriftführer. Dieser Traditionsverein war mir so wichtig, dass ich mir sagte: Das muss weitergehen. Selbst wenn du es selber in die Hand nehmen musst.

 

Wie sind Sie überhaupt zum Trachtenverein gekommen?

Rehacek: Ich bin 1995 nach Beilngries gezogen, arbeitsbedingt. Und da ich schon immer gern tanze und gesellig bin, hab ich einen Verein gesucht, der zu mir passt. Das war der Trachtenverein.

 

Wie schaut es im Beilngrieser Trachtenverein mit Nachwuchs aus? Traditionspflege gilt ja nicht unbedingt als „cool“ bei der Jugend.

Rehacek: Das würde ich so nicht unterschreiben, im Gegenteil. Tracht zu tragen, ein Dirndl oder Lederhosen, das ist heute wieder modern. Auch, sich zu seiner Heimat zu bekennen. Früher wurde man vielleicht ausgelacht im Dirndl, heute ziehen die jungen Leute das wieder gern und mit Stolz an. Wir haben eine starke Kinder- und Jugendgruppe bei uns im Verein und es macht Spaß, deren Begeisterung beim Tänze einüben zu sehen. Es ist übrigens kein teures Hobby, bei uns mitzumachen: Die Trachten der Kinder werden vom Verein kostenfrei zur Verfügung gestellt. Damit wir das finanzieren können, organisieren wir beispielsweise unseren jährlichen Heimatabend.

 

Den Sie moderieren.

Rehacek: Den ich moderiere, ja. Klar, das sorgt anfangs immer für etwas Grinsen und Kopfschütteln bei den Urlaubern. Man hört ja an meinem Dialekt, dass ich kein Urbayer bin. Aber das Kopfschütteln wechselt meist schnell zu Nicken, wenn ich erkläre, warum und wie gern ich bei diesem Heimatverein bin. Heimat ist immer da, wo man sich zu Hause und wohl fühlt!

 

Also sehen Sie Bayern als ihre Heimat, deren Traditionen Sie auch weiterhin pflegen möchten?

Rehacek: Ja. Auch. Heimat ist für mich eigentlich nicht ortsgebunden, sondern ein Gefühl. Ich bin bodenständig, traditionsbewusst und naturverbunden, das alles gehört für mich zum Begriff Heimat. Und ich meine: Die alten bayerischen Tänze und Lieder müssen erhalten bleiben, durch wen, ist nicht vorrangig wichtig.

 

Mit der Entwicklung des Vereins in den vergangenen Jahren sind Sie zufrieden?

Rehacek: Im Prinzip ja. Wir haben eine aktive Plattlergruppe, die sich regelmäßig für Proben trifft und, genau wie die Jugend, bei Auftritten gut ankommt. Schön fände ich es noch, wenn unsere Plattler Dirndl, also Tanzpartnerinnen, hätten. Und was uns fehlt, sind Volkstänzer ab etwa 30 Jahren. Die Gemeinschaft ist wirklich gut. Und jeder, der dabei sein möchte, ist uns willkommen.