Beilngries
Königlicher Humor

Kommunalwahl, Mehrzweckhalle und Bauprojekte: Männergesangverein begeistert bei Starkbierfest mit treffsicheren Pointen

08.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:34 Uhr

König Alexander von Beilngries: Der Männergesangverein hatte auch in diesem Jahr wieder ein buntes Programm für sein Starkbierfest zusammengestellt. Die Geschehnisse des öffentlichen Lebens wurden nach allen Regeln der Kunst derbleckt - Fotos: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Beste Unterhaltung hat das Starkbierfest des Beilngrieser Männergesangvereins (MGV) am Samstag geboten. Neben deftigen Schmankerln und süffigem Bockbier gab es ein glänzendes Programm. Die Männer lieferten einen humorvollen Streifzug durch das öffentliche Leben in der Stadt.

Wer nicht vorkommt, der ist nicht wichtig. Dieser Satz wird gerne verwendet, wenn Luise Kinseher und Co. auf dem Nockherberg die Politprominenz derblecken. Beim Starkbierfest des MGV hat dieser Ausspruch aber auch seine Berechtigung, wie sich am Samstag aufs Neue zeigte. Und so hangelten sich die Männer um ihren Vorsitzenden Peter Röll und Chorleiter Alois Vieracker (kleines Foto) äußerst unterhaltsam durch das Beilngrieser Stadtgeschehen. Sie trafen dabei stets den Ton, verletzend wurden die Anmerkungen zu keinem Moment. Kommunalwahl, Großbauten, Ärztemangel und eine Dauerbaustelle in der Stadtpfarrkirche – Stoff gab es genügend, um das rund vierstündige Programm vor ausverkauftem Haus wie im Flug vergehen zu lassen.

Einen breiten Raum nahm erwartungsgemäß der Wechsel auf dem Chefsessel im Rathaus ein. Der neue Bürgermeister Alexander Anetsberger durfte sich einreihen in die Liste der großen Beilngrieser Bürger und Bauwerke, denen ein eigenes Lied gewidmet wurde. Zur Melodie von „Que sera, sera“ arbeiteten sich die Sänger durch den Lebenslauf des neuen Gemeindeoberhauptes. Dabei enthüllten sie auch das Geheimnis, wie es zu Anetsbergers Kandidatur gekommen sein soll. CSU-Fraktionssprecher Johannes Regnath sei auf der Suche nach einem Kandidaten völlig verzweifelt zur heiligen Anna Schäffer nach Mindelstetten gepilgert. In der folgenden Nacht habe er dann von einem alten Bekannten geträumt: Alexander Anetsberger. Einige Monate später war der tatsächlich der neue Chef im Rathaus. Die Sänger sahen ihn aber noch nicht am Ziel seiner Träume. „Pharao oder Ludwig zwo“ erschienen ihnen als treffende weitere Karriereschritte. Dazu hatten sie auch gleich die passende Fahne im Schlepptau. Das Konterfei des Märchenkönigs hatten sie mit einem Porträt des Beilngrieser Bürgermeisters überklebt. Der amüsierte sich köstlich, nahm die Fahne und winkte lachend in die „Starkbierhalle“. Als solche bezeichnete Röll zu Beginn des Abends die neue Bühlerhalle, in der das Bockbierfest erstmals stattfand. Der Gesangverein bedankte sich bei der früheren Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) und dem damaligen Stadtrat für den Bau der Halle. Ganz ohne spitze Anmerkung wollten sie die neue Schulsport- und Veranstaltungsstätte aber dann doch nicht begrüßen. Mit Blick auf die Außenfassade erinnerte sich Vieracker in seiner umjubelten Rede als „Fränkischer Beobachter“ an die Christmette. Diese hatte infolge des Beichtstuhlbrandes und der Dauerbaustelle in der Stadtpfarrkirche in der Mehrzweckhalle stattfinden müssen. „Als sie das Christkind zur Halle gebracht haben, hat es kurz aus seiner Krippe herausgeschaut“, berichtete Vieracker. Was dann kam, war allen Einheimischen klar. Das Jesuskind fragte sich verwundert, wo es denn hier gelandet sei. „Ist die Christmette heuer im Gefängnis“

Kritische Töne schlugen die Sänger mit Blick auf die Ärzteversorgung an. Gymnasium, Supermärkte, Bühlerhalle, Freizeitmöglichkeiten – in Beilngries gebe es alles, was sich der Mensch nur wünschen könne. Nur beim Arzt warte man oftmals lange auf einen Termin.

Wie ein roter Faden zogen sich die Bauaktivitäten eines Beilngrieser Unternehmers durch den Abend. Der MGV hatte dafür sogar ein eigenes Lied im Gepäck. Zur Melodie von Helene Fischers „Atemlos“ hieß es „Rohmann baut, Tag und Nacht“. Und damit war die Palette der Themen noch lange nicht erschöpft. Unter anderem kamen auch der Fraktionswechsel von Helmut Schloderer, die Parteilosigkeit des Bürgermeisters, die Namensvergabe der Mehrzweckhalle, die Unterschlagung in der Stadtkasse und der vehemente Protest gegen Windkraftanlagen zur Sprache.

Einen besonderen Dank richtete der Vorsitzende im Namen aller Sänger an Chorleiter Vieracker, aus dessen Feder auch heuer wieder die Texte stammten. Neben den Liedern des Chors, Vierackers Rede und der Musik der Dorfmusikanten gab es Gedichte von Volker Hampel sowie Gstanzel von Armin Krempel und Georg Nuber. Einer der Höhepunkte war wieder der Auftritt der Sternewirte samt Dönermann (siehe eigener Bericht). Im Anschluss an das reichhaltige Programm ließen die gut 450 Gäste den Abend gemütlich ausklingen.