Beilngries
Hilfe im Alltag

Stadt gibt Flüchtlingen in der Großgemeinde Leitfaden zur leichteren Integration an die Hand

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

„Ich grüße Sie“: Die förmliche Anrede ist einer der Aspekte, die im Leitfaden der Stadt für Asylbewerber enthalten sein sollen. Auf diesem Wege soll den Flüchtlingen die Integration erleichtert werden. Geübt wurde das auch schon mal im Sprachkurs - Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Rund 50 Asylbewerber leben derzeit in der Großgemeinde Beilngries. Die Zahl könnte im Laufe des Jahres weiter steigen. Um den Flüchtlingen die Integration zu erleichtern, gibt ihnen die Stadt nun einen ausgearbeiteten Leitfaden an die Hand. Weitere Projekte sind geplant.

Ein Dreivierteljahr ist es inzwischen her, als die erste Flüchtlingsfamilie in der Großgemeinde Beilngries ein vom Landkreis gemietetes Haus bezogen hat. Seither ist die Zahl der Asylbewerber auf etwa 50 angestiegen, wie Bürgermeister Alexander Anetsberger auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Im Laufe dieses Jahres könnte die Zahl noch weiter steigen, wenngleich derzeit keine weiteren Wohnungen unmittelbar bereitstehen. Es gebe aber durchaus Gespräche zwischen Hausbesitzern und dem Landkreis, so Anetsbergers Information.

Während bei den Herkunftsnationen anfangs vor allem die Balkanstaaten dominierten, liegen inzwischen afrikanische Staaten wie Nigeria vorne. Wie berichtet, sind hier die Asylverfahren – im Vergleich zu Anträgen von Serben oder Kosovaren – deutlich langwieriger, aber wesentlich vielversprechender.

Um die Zeit während des Verfahrens sinnvoll zu nutzen und die Menschen auf eine mögliche Zukunft in Deutschland vorzubereiten, haben Stadt und Ehrenamtliche vor einiger Zeit bereits einen täglichen Sprachkurs ins Leben gerufen (wir berichteten). Um den Flüchtlingen zudem die Integration zu erleichtern und sie auch besser mit der einheimischen Kultur vertraut zu machen, gibt die Stadt an sie einen Leitfaden heraus. Hierbei hat sich Eva Bock, die auch als Lehrerin im Sprachkurs tätig ist, eingebracht. Die Stadtverwaltung hat die Vorschläge umgesetzt und die weitere Ausarbeitung übernommen. Der Leitfaden soll beispielsweise darauf hinweisen, wann ein „Du“ angebracht ist – und wann man das Gegenüber doch lieber mit „Sie“ anspricht. Auch andere kulturelle Regeln und Gepflogenheiten des menschlichen Zusammenlebens sollen aufgezeigt werden. Dies sei wichtig, um über die Sprachkenntnisse hinaus in Kontakt mit den Einheimischen treten und sich später vielleicht auf dem Arbeitsmarkt bewähren zu können, so der Rathauschef.

Er nennt noch weitere Projekte, die den Flüchtlingen helfen sollen. Ein gemeinsamer Termin im Freibad – auf Initiative von Ingrid Löw – soll dramatische Situationen wie jüngst an einigen Badeseen in der Region verhindern. Schließlich wisse man nicht, wer in der Heimat tatsächlich schwimmen gelernt hat. Außerdem nehmen die Beilngrieser Asylbewerber Mitte Juli an einer Verkehrserziehungs-Aktion auf dem Volksfestplatz teil. Zu dieser Zeit bringt die Polizei dort sowieso den Grundschülern das sichere Radfahren bei. Die aufgebauten Verkehrszeichen sollen anschließend gleich genutzt werden, um auch den Flüchtlingen die wichtigsten Sicherheitsregeln im deutschen Straßenverkehr näher zu bringen.

Trotz aller Herausforderungen bei der Betreuung ist Anetsberger überzeugt: „Es funktioniert sehr gut.“ Dies sei nicht zuletzt den vielen Freiwilligen zu verdanken, die sich in der Großgemeinde einbringen. Auch die Grundstimmung gegenüber den Flüchtlingen sei mehrheitlich positiv. Öffentliche Anfeindungen wie jüngst an vielen Orten in Deutschland hat es bislang glücklicherweise nicht gegeben. Dabei soll es bleiben, betont Anetsberger. Bei etwaigen negativen Äußerungen werde er persönlich dagegen halten, kündigte der Rathauschef an.